Im April und Mai 2020 führte das Centre for Drug Research (CDR) an der Goethe Universität Frankfurt eine erste Umfrage zu Cannabiskonsum während der Corona-Pandemie durch. Anfang 2021, zu Beginn des zweiten „Lockdowns“, beschloss die Goethe-Universität eine weitere Befragung zu starten. Dabei ging es darum, inwiefern die Beschränkungen einen Einfluss auf Versorgung und Konsum von Cannabis-Konsumierenden haben. Zielgruppe waren Menschen, die illegal beschaffte Cannabisprodukte konsumieren.
Die Datenerfassung fand vom 28. Januar 2021 bis 21. März 2021 statt. Insgesamt nahmen daran 3460 Personen teil. Das sind mehr als dreimal so viele als bei der Befragung 2020. Letztendlich blieben 3455 auswertbare Fragebögen übrig. Nun wurden die Zwischenergebnisse vorgestellt.
Tendenzielle Zunahme des Konsums
Die ersten Resultate deuten darauf hin, dass der Cannabiskonsum während der Pandemie tendenziell zunahm. Außerdem wurde nach der subjektiven Einschätzung gefragt, welche Phasen der Pandemie Auswirkungen auf den Konsum gehabt haben. Sowohl für den 1. „Lockdown“ Anfang 2020 als auch die Phase danach gab jeweils eine Mehrheit an, dass sich ihr Konsum nicht geändert habe; gleichzeitig wurde jeweils mehr als doppelt oft angegeben, dass der Konsum gesteigert wurde, als dass sich der Konsum verringerte.
Im 2. „Lockdown“ gaben mit 39 % deutlich mehr Menschen an, ihren Konsum gesteigert zu haben. 24 % gaben allerdings auch an, ihren Konsum wieder verringert zu haben. Personen, die ihren Konsum zeitweise steigerten, verringerten diesen zum Teil auch wieder. Der Anteil derer, die ihren Konsum zu keinem Zeitpunkt änderten, liegt bei 23 %.
Trotz Pandemie und „Lockdown“: kein Rückgang des Konsums
Gefragt nach den Gründen für die Steigerung des Konsums gaben 66 % an, um freie Zeit auf angenehme Weise zu verbringen. 61 % gaben an, durch den gesteigerten Konsum Stress abzubauen. 46 % der Befragten führen den gesteigerten Konsum auf Langeweile zurück. Ungefähr 20 gaben an, mehr Cannabis zu konsumieren, um Ängste zu bekämpfen.
Es zeigt sich, dass die Motive für einen gesteigerten Konsum sehr unterschiedlich sind. Insgesamt schätzen die Befragten ihre Konsumsteigerung so ein: 9 % bewerten die Steigerung als positiv, 14 % eher positiv, 49 % neutral/halb-halb, 23 % eher negativ und 5 % negativ. Auffällig ist außerdem, dass weder Prohibition noch Pandemie Menschen davon abhalten können, Cannabis zu konsumieren.