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Die Avaay Medical veröffentlichte vor ein paar Tagen eine Qualitätsanalyse von Straßengras, die aufzeigte, wie wichtig eine kontrollierte Abgabe von Cannabis in Fachgeschäften wäre. Insgesamt wurden Proben aus 30 deutschen Städten, sowie zehn weiteren Großstädten aus Europa untersucht. Die Proben wurden mittels HPLC und Testkits auf gängige Verunreinigungen untersucht, die sich typischerweise am Schwarzmarkt finden.
Die Ergebnisse zeigen ganz klar, dass die Drogenpolitik gescheitert ist. Was in den meisten Ländern seit 100 Jahren unter dem Vorwand eines vermeintlichen Gesundheitsschutzes für die Bevölkerung aufrechterhalten wird, hat mit diesem absolut nichts zu tun. Erst das Verbot hat dazu geführt, dass Cannabis tatsächlich gefährlich wurde. Das Bedürfnis, sich zu berauschen, konnte in den vergangenen 100 Jahren kein Gesetz unterbinden.
Wo eine Nachfrage besteht, wird sich auch ein Angebot entwickeln, so funktionieren Märkte einfach. Da es auf einem illegalen Markt keinerlei Qualitätsstandards gibt, sind die Verunreinigungen teilweise katastrophal. Diese Tatsache wird von den meisten Ländern bis heute ignoriert und man hält weiterhin an einer Verbotspolitik fest.
80 % der Proben verunreinigt
Mit der Unterstützung von 200 Freiwilligen wurden über 8 Monate aus den genannten Städten über 300 Proben gesammelt und eingesendet. Die Ergebnisse waren erschreckend und zeigten ganz klar, dass die Prohibition keinen Gesundheitsschutz bietet. Das Gegenteil ist der Fall. Aus medizinischer Sicht muss vom Konsum abgeraten werden, da 80 % der Proben verunreinigt waren. Von Pestiziden über Haarspray hin zu Fäkalien wurden in den Proben zahlreiche Kontaminationen gefunden.
Auch mit anderen Drogen waren viele Proben verunreinigt. 32 % waren mit Haarspray gestreckt. In 71 % der Proben fanden sich gesundheitlich bedenkliche Pestizide. Es wurden insgesamt 4 verschiedene Pestizide nachgewiesen, von denen 3 in der EU aufgrund ihrer Giftigkeit nicht für die Verwendung bei Nutzpflanzen zugelassen sind. Sie sind dafür bekannt, Leber- und Nierenschäden zu verursachen sowie neurologische Erkrankungen zu fördern. 47 % enthielten Spuren anderer Drogen.
Selbst die hygienische Situation am Schwarzmarkt ist katastrophal. 65 % der Proben waren mit Fäkalien verunreinigt. Auch Erkältungsviren und Kolibakterien wurden in 74 % der Proben nachgewiesen.
Berlin am stärksten betroffen
In Deutschland wies Berlin die meisten Verunreinigungen auf, gefolgt von Hamburg und München. In Leipzig, Nürnberg und Chemnitz wurde Methamphetamin in den Proben nachgewiesen. Proben, die Kokain enthielten, waren in fast allen deutschen Städten zu finden. Haarspray und Fäkalien fanden sich etwa in der Hälfte der deutschen Städte.
Auch in anderen Ländern war die Qualität außerordentlich schlecht. In Paris war von 10 Proben jede verunreinigt. Auch in Brüssel wurde keine einzige saubere Probe eingereicht. Fäkalien wurden in allen europäischen Städten gefunden.
Synthetische Cannabinoide nicht erfasst
Die wahrscheinlich gefährlichste Stoffgruppe, die man im Straßengras finden kann, nämlich synthetische Cannabinoide, wurde in dieser Untersuchung nicht erfasst. Es muss allerdings auch erwähnt werden, dass der Nachweis deutlich aufwendiger ist, da diese Gruppe mittlerweile unzählige Stoffgruppen mit vollkommen unterschiedlichen chemischen Strukturen umfasst. Die Gefährlichkeit von synthetischen Cannabinoiden hat in den vergangenen Jahren extrem zugenommen. Der Grund, warum die Gefährlichkeit von synthetischen Cannabinoiden so enorm gestiegen ist, liegt ebenfalls in der Verbotspolitik begründet. Mehrere Länder haben mittlerweile ein Stoffgruppenverbot, auch bekannt als „Neue Psychoaktive Substanzen Gesetz“. In Deutschland besteht dieses Gesetz seit 2016 und wird laufend um neue Substanzen erweitert.
Auch China, einer der Hauptexporteure für synthetische Cannabinoide, verbietet mittlerweile ganze Stoffgruppen. Doch wichtig zu verstehen ist, dass erst dieses Gesetz dazu führt, dass immer gefährlichere Substanzen auf den Markt kommen. Ein Stoffgruppenverbot hat das genaue Gegenteil von dem erreicht, was es hätte erreichen sollen. So wie die Prohibition an sich schon nicht funktioniert, richtet auch das Stoffgruppenverbot wesentlich mehr Schaden an, als es nützt. Während die ersten Cannabinoide, die vor über 15 Jahren mit Spice auf den Markt kamen, im Vergleich zu heute noch deutlich weniger toxisch waren, ist dies nun gänzlich anders. Wohlgemerkt, auch die JWH-Cannabinoide, die ursprünglich in Spice enthalten waren, sind keinesfalls zum Konsum vorgesehen. Dies hat auch deren Erfinder John William Huffman immer wieder ausdrücklich betont.
Das sind Forschungschemikalien, die im Freizeitkonsum absolut nichts zu suchen haben. Der einzige Grund, warum diese geraucht wurden, war die Angst, nüchtern seinen Führerschein zu verlieren. Das war eine absolute Notlösung als Resultat der Hexenjagd auf Cannabiskonsumenten. Dann kam das erste Stoffgruppenverbot, das die meisten dieser altbekannten Cannabinoide verboten hatte. Jedoch wurden mit jedem Verbot neuere und noch weniger erforschte Cannabinoide entworfen, die rasch am Markt Verbreitung fanden. In den vergangenen 10 Jahren folgte auf jedes verbotene Cannabinoid ein potenteres und giftigeres. Heutzutage gehören infolge der Verbotspolitik synthetische Cannabinoide zu den gefährlichsten Drogen überhaupt. Schwere Nebenwirkungen wie epileptische Anfälle und Tod durch Organversagen sind keine Seltenheit.
Am Schwarzmarkt sind synthetische Cannabinoide weitverbreitet. Diese werden benutzt, um Hanfblüten einzusprühen und so deren Potenz zu steigern. Viele dieser neuen Cannabinoide sind bereits im Mikrogramm-Bereich wirksam. Befinden sich diese in unbekannter Konzentration auf Blüten, ist die gesundheitliche Gefahr, die von ihnen ausgeht, immens. Es ist davon auszugehen, dass mehr als die Hälfte des Schwarzmarktgrases mit synthetischen Cannabinoiden belastet ist. In einer Untersuchung aus der Schweiz im Jahr 2020 war in 50 von 91 eingereichten Proben mindestens ein synthetisches Cannabinoid enthalten.
Legale Abgabe als einzige Lösung
Diese katastrophale Situation am Schwarzmarkt zeigt auf, wie wichtig eine kontrollierte Abgabe in Fachgeschäften wäre. Erst das Verbot selbst hat dazu geführt, dass ein praktisch ungiftiges Naturprodukt zu einem russischen Roulette wurde. Leider wurden bis heute in Deutschland keine Fachgeschäfte umgesetzt, wie es ursprünglich angekündigt wurde. In Bayern stellt man sich sogar bei der Genehmigung von Cannabis Social Clubs quer.
Auch Österreich hält weiterhin an einer absoluten Nulltoleranz fest. Selbst medizinisches Cannabis ist dort nicht erhältlich. Wer dieses möchte, muss entweder selbst anbauen und erhebliche rechtliche Probleme riskieren, oder sich mit vergifteter Ware vom Schwarzmarkt begnügen.