Nach der deutschen Bundestagswahl ist sicher, dass Cannabis in der Bundesrepublik legalisiert werden wird. Der längst überfällige Weg dorthin ist jedoch noch nicht ersichtlich. Während sich die Hanf-Community natürlich sofort fragte, welche Regeln gelten werden und wie man vielleicht selbst in das vielversprechende Geschäftsfeld einsteigen könnte, hat die Regierung aus den Ampelparteien bereits klar gemacht, dass die Freigabe von Cannabis zu Genusszwecken während der Corona-Pandemie keine Priorität besitzt.
Es dürfte daher noch dauern, bis eindeutige Gesetze geschaffen werden, die den Gang zum legalen Händler ermöglichen. Dennoch steht die Diskussion über den Umschwung in der Drogenpolitik hoch im Kurs und es wird viel darüber gesprochen, wie man die Legalisierung richtig gestaltet und den Schwarzmarkthandel damit in die Knie zwingen kann.
Medizinalhanfhändler sind bereit
Seit dem 10.03.2017 ist Medizinalhanf in Deutschland legal. Es dauerte zwar seine Zeit, bis die Versorgung durch Apotheken in Schwung kam und häufige Lieferengpässe sorgten für Schlagzeilen, doch mittlerweile hat sich der Markt zu einem gewissen Maße reguliert. Importeure und Produzenten sorgen für den Nachschub der grünen Medizin und immer mehr Patienten profitieren von dem Einsatz des natürlichen, nachwachsenden Rohstoffes. Hier finden sich laut WDR-Bericht auch die ersten Firmen, die bei einer Freigabe zu Genusszwecken Optionen besitzen, die steigende Nachfrage zu befriedigen. Michael Radomski, ein Mitbegründer des Unternehmens Heyday, äußerste sich in einem Beitrag der Aktuellen Stunde über den Wunsch, zukünftig Cannabis in Fachgeschäften für den Freizeitgebrauch anbieten zu wollen.
Bislang bezieht das Unternehmen medizinisches Cannabis aus Portugal und weiß, dass es derzeit noch keine Richtlinien gibt, wie sich die Beschaffung nach der Legalisierung ändern wird. Riesige Tresore sind jedoch vorhanden oder werden gebaut, um näher an die Abgabestellen zu gelangen. Man sei vorbereitet, dem wachsenden Markt zu entsprechen. Die derzeitige Herangehensweise sei als Vorlage zu verstehen, sodass die Frage nach einer funktionierenden Lieferkette theoretisch schon geklärt wäre. Doch sicher sei es halt noch nicht, wo tatsächlich das Gras zu Genusszwecken an die Konsumenten abgegeben würde.
Apotheken oder Coffeeshops?
Sollten einzig Apotheken die Lizenz zum Handeln erhalten, würde sich bezüglich der Lieferkette wenig ändern, doch steht noch ungeklärt im Raum, ob nicht sogar Drogerien oder lizenzierte Fachgeschäfte nach einem Coffeeshop-Modell die Möglichkeit erhalten werden, Marihuanakonsumenten zu bedienen. Gerade die letztere Überlegung wird von Kritikern nicht gern gehört, da die holländische Herangehensweise nur bedingt als Erfolgsmodell gewertet werden kann.
Hier ist aber nicht zu vergessen, dass die Duldung in den Niederlanden viele Stolpersteine beinhaltet. Denn auch wenn bis zu fünf Gramm in einem Shop an den Kunden verkauft werden dürfen, so müssen die Händler ihre Ware vom Schwarzmarkt beziehen, was nun mal nicht dem Grundgedanken der in Deutschland geplanten Legalisierung entspricht. Aus diesem Grund sind sich die Befürworter des Vorhabens auch einig, dass die gesamte Lieferkette – vom Anbau bis zum Verkauf – komplett legal sein müsste, um die versprochenen Erfolge einfahren zu können.
Die Polizei bleibt skeptisch
Michal Mertens, der stellvertretende Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, sieht alleine dadurch Gefahren gegeben, weil die abschreckende Signalwirkung der Strafverfolgung bei einer Freigabe verloren ginge. Dazu wäre der Erfolg der Legalisierung stark von der Preisgestaltung der begehrten Ware abhängig. Wenn der Schwarzmarkt den legalen Markt preislich unterbieten würde, wäre der Gang zum illegalen Dealer weiterhin verlockender als der Weg in das legal agierende Geschäft. Nur wenn man den Cannabissektor finanziell subventionieren würde, könne der Schwarzmarkt verdrängt werden. Doch das stünde wiederum dem Wunsch entgegen, hohe Steuereinnahmen für den Finanzminister generieren zu können. Die von Wirtschaftsprofessor Doktor Justus Haucap berechneten 4,7 Milliarden zusätzlichen Euro für den Staat wären somit nicht zu erreichen.
Gute Gründe bleiben bestehen
Der genannte Direktor des Düsseldorfer Instituts für Wettbewerbsökonomie bestärkt jedoch im Gespräch mit dem WDR das Vorhaben, einen legalen Cannabismarkt zu schaffen. Schließlich bestehe der Handel trotz des bislang geltenden Verbotes nahezu uneingeschränkt auf weiter Flur. Circa 400 Tonnen würden jährlich nach Schätzungen in der Bundesrepublik von bereits existierenden Konsumenten eingekauft. Es ergebe daher mehr Sinn, die in Dealer-Taschen und auch Mafia-Strukturen fließenden Gelder dem Staat zugutekommen zu lassen und Projekte zu finanzieren, die bislang zu kurz gekommen sind.
Beispielsweise auch Präventions- und Jugendschutzmaßnahmen, die auf dem Schwarzmarkt ganz sicher nicht abgedeckt werden. Dass der legale Markt auch jetzt schon angenommen wird, zeigen dazu die wachsenden Importmengen beim Medizinalhanf. Während 2017 nur knapp zwei Tonnen an Patienten gingen, sollen es 2021 bereits gut zwanzig Tonnen geworden sein. Würde daher die Verfügbarkeit erhöht, der Bezug vereinfacht, so könnte es gut gelingen, Konsumenten aus der ungeschützten Schwarzhandelszone in den offenen und sicheren legalen Markt zu bekommen. Ein Problem, mehr Cannabis zu produzieren oder zu importieren, sehen die bereits im Geschäftsfeld tätigen Unternehmen nicht. Ein großer Vorteil für alle Beteiligten. Der Staat, die Händler und die Nutzer könnten endlich aufatmen. Man müsste jetzt nun nur noch richtig planen und dementsprechend handeln.