Peter Biesenbach, Jurist, Mitglied im Landtag NRW und Vizevorsitzender der CDU in NRW
Inzwischen ist die Zeit vorangeschritten und ein ganzer Teil der Besucher verlässt den Saal, Herr Biesenbach wartet, um wenigstens vom verbleibenden Rest gehört zu werden. Er beginnt damit, Herrn Schneider für seinen erheiternden Beitrag zu danken, der jedoch fern jeglicher Realität sei. Er verweist auf jüngste Anhörungen im Bundestag und Landtag, in dem geladene Experten zu Wort kamen und sich abzeichnet, dass Cannabis eben nicht mehr die harmlose Droge der Hippies wäre und man sich somit mehrheitlich für die derzeitige Verbotspolitik entschieden habe. Ihn erschrecke gar nicht, dass ein Drittel der deutschen Bürger bereits einmal gekifft habe und dieses sei für ihn kein Grund, Cannabis legalisieren zu wollen.
Cannabis ist gefährlich
Gerade durch Studien aus den USA, Britannien und Japan gehe hervor, dass unter 12- bis 14-Jährigen häufiger konsumiert werde als noch vor Jahren. Für den Straßenverkehr wäre ein Nanogramm THC pro ml Blutserum den 0,5 Promille Alkohol gleichzusetzen oder es würde das Fahrvermögen noch deutlicher herabsetzen. Beim Rauchen eines Joints haben die Kiffer jedoch erst über 100, dann für ca. sechs Stunden 10 bis 20 Nanogramm THC pro ml Blutserum.
Dennoch fahren über 50 % in dieser Zeit Auto, über 40 % warten wenigstens noch zwei Stunden. Der Wirkstoffgehalt von ca. zwei Prozent in den 80er-Jahren liege nun im Schnitt bei 10 bis 12 Prozent. Langzeitstudien über 50 Jahre ergeben, dass gerade beim jungen Einstieg der IQ um 6 bis 7 Punkte für das Erwachsenenalter sinke. 10 % mehr Kiffer an einer Schule bedeuten zugleich 10 % mehr Schüler, die ihren Schulabschluss nicht schaffen.
Immer mehr Kiffer in Behandlung
Unter den Drogenkonsumenten, die sich in Behandlung begeben, entfallen 40 % auf Cannabis, wobei die Opiate noch führen. Es zeichnet sich ab, dass Cannabis doch die Einstiegsdroge für Jugendliche ist, da sie das Suchtgedächtnis beeinflusst und den Wechsel zu anderen Drogen begünstigt. Das betrifft vor allem diejenigen, die in ärmeren Verhältnissen aufwachsen.
Dass die Niederländer früher ab 16 Jahren Marihuana in den Shops abgeben durften und dieses schnell auf das Alter von 18 Jahren anpassten, beweist den Sinn der Verbotspolitik: Weit weniger Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren konsumieren Cannabis oder andere verbotene Drogen. Auch für Herrn Wimbers Argument, dass unter legalen Verhältnissen die Beschaffungskriminalität zurückgehe, gibt es keinen Beweis. In Spanien und Portugal herrscht ein anderer Umgang mit Drogen oder deren Konsumenten. Es gibt keinen Beweis, dass durch die Legalisierung weniger Drogen genommen werden oder die Suchtproblematik sinkt und somit lässt man es am besten bei Verboten.
Die legalen Märkte sind nämlich teurer und weniger verfügbar, weswegen doch beim Dealer gekauft wird. In den Coffee-Shops der Niederlande gebe es auch die „Andere Palette“ neben dem Cannabis. Bei diesen anderen Umgangsformen mit Drogen gebe es eben keinerlei Kontrolle. Drogenverbote schützen vielleicht nicht besser als die regulierte Abgabe vor Drogenkonsum und Drogenproblemen, sei jedoch als Signalwirkung dennoch sinnvoll und notwendig.
Alle Teile dieser Artikelserie im Überblick
>> Startbeitrag – Podiumsdiskussion
>> Cannabis legalisieren? #1 – Polizeipräsident Wimber gegen Drogenverbote
>> Cannabis legalisieren? #2 – aus der Sicht der Drogenhilfe
>> Cannabis legalisieren? #3 – aus der Sicht eines Staatsdieners
>> Cannabis legalisieren? #4 – aus der Sicht des Verkehrsrechts
>> Cannabis legalisieren? #5 – Aus der Sicht der Drogenkrieger
>> Cannabis legalisieren? #6 – Fragen aus dem Publikum und Schlussworte
>> Cannabis legalisieren? #7 – Warum denn nicht?