Dr. Helga Köhler vom Institut für Rechtsmedizin
Frau Köhler will sich nicht für oder gegen ein Verbot von Drogen positionieren. Sie sieht jedoch nicht die Gefahr, wodurch Cannabis verboten werden müsste, wohingegen Alkohol und Tabak legal gehandelt werden können. Sie vertritt die Meinung, dass Gesetze zu respektieren sind.
Der Kernbereich ihrer Aufgaben ist es, Blutproben zu analysieren und Substanzen auf Inhaltsstoffe wie Verunreinigungen zu testen. Hierbei werden die Nachbarstädte zu Münster eingemeindet. Von 4000 Kontrollen auf Alkohol liegt der Großteil über einem Promille. Von über 3000 Tests auf Drogen und Medikamente sind über 80 % auf Cannabis positiv.
Ab wann ist der Lappen wegen Cannabis weg?
Es gibt Grenzwerte, ab denen es zur Ordnungswidrigkeit wird. Beim Alkohol ist das ab 0,3 Promille möglich, wobei es noch immer die 0,5 Promillegrenze gibt. Bei THC, dem berauschenden Wirkstoff der Cannabispflanze, auf den getestet wird, wären es 1 Ng pro ml Blutserum. Bei einem gelegentlichen Konsum ohne Wirkstoff im getesteten Blutserum muss nichts passieren, bis zu einem gewissen Wert wird die Fahrerlaubnis für einen Monat eingeschränkt. Je nach Situation werden die Ergebnisse allerdings automatisch an die Straßenverkehrsbehörde geleitet, die nun auch automatisch die Fahrtauglichkeit anzweifeln kann.
Beim Cannabiskonsum wird dann nicht nur der aktive Wirkstoff, sondern auch dessen Abbauprodukt gemessen. Selbst, wer ohne aktiven Wirkstoff fährt, aber sich aufgrund der Abbauprodukte einen hohen Konsum beweisen lässt, bei dem ist der Lappen erst einmal weg. Hier gibt es einen Wert, bei dem ähnlich wie ab 1,6 Promille Alkohol erst einmal ein Jahr lang Abstinenz vorzuweisen sind, um erst dann die MPU machen zu können. Der willige Sünder muss über ein Jahr lang mindestens 6 willkürlich angeordnete Drogenscreenings innerhalb von 24 Stunden unter Sichtkontakt über sich ergehen lassen.
Nach einem der Tests Cannabis zu konsumieren bedeutet nicht, dass der nächste Test es nicht feststellt, wenn dieser bereits nach kurzer Zeit stattfindet. Der Betroffene zahlt alle Kosten selbst, es entwickelt sich eine ganze Industrie für die Feststellung der Rückstände und Abbauprodukte, vor allem für Cannabis. Wer nur gelegentlich konsumiert, sollte nach dem Konsum mindestens 24 Stunden mit der Fahrt warten, bei häufigem Cannabiskonsum würde auch das nicht helfen.
Streckstoffe sind das Problem
Frau Köhler sieht durch das Verbot Gefahren durch Streckstoffe, die vielleicht auch das Fahrvermögen beeinflussen können. Der Höhepunkt für die Gesundheitsschädlichkeit durch Cannabis waren Bleiverunreinigungen. Jedoch sei der Wirkstoffgehalt Anfang der 80er-Jahre mit 2 bis 4 Prozent weit geringer als heute mit 10 bis teils 20 Prozent.
Außerdem wäre die Gefahr für Jugendliche, deren Gehirn sich im Alter von 15 bis 17 Jahren noch entwickeln und reifen muss, sehr hoch: Marihuana greift mit seinen Cannabinoiden in die Hirnchemie und im besten Falle würde häufiger Cannabiskonsum zu einer langsameren Entwicklung führen, wohingegen auch eine Rückentwicklung in Stadien vor dem Alter von 15 Jahren denkbar wären.
Alle Teile dieser Artikelserie im Überblick
>> Startbeitrag – Podiumsdiskussion
>> Cannabis legalisieren? #1 – Polizeipräsident Wimber gegen Drogenverbote
>> Cannabis legalisieren? #2 – aus der Sicht der Drogenhilfe
>> Cannabis legalisieren? #3 – aus der Sicht eines Staatsdieners
>> Cannabis legalisieren? #4 – aus der Sicht des Verkehrsrechts
>> Cannabis legalisieren? #5 – Aus der Sicht der Drogenkrieger
>> Cannabis legalisieren? #6 – Fragen aus dem Publikum und Schlussworte
>> Cannabis legalisieren? #7 – Warum denn nicht?