Dr. Wolfgang Schneider, INDRO e.V. Drogenhilfe Münster
Für die Drogenhilfe muss die Droge erst verstanden werden. Herr Schneider befasst sich deswegen sehr mit den Themen, wie Konsumenten mit ihrer Droge oder ihren Drogen leben und vielleicht auch ihrer Sucht oder zumindest der Suchtproblematik wieder entwachsen. Er sieht hierbei keine Verhältnismäßigkeit, Drogenkonsumenten mit den härtesten Mitteln unseres Staates, mit der Strafverfolgung, zu ahnden. Auch die geringe Mengenregelung für Cannabis nach § 31a bedeutet nur, dass rechtliche Verfolgungsschritte eingestellt werden können. In vielen Fällen müssen jedoch dennoch Maßnahmen erduldet werden.
Hier gibt es diverse präventive Stellen wie die Drogenberatung. Als Konzept hat der sogenannte FreD Kurs von sich reden gemacht: „Frühintervention für erst auffällige Drogenkonsumenten“. Das Problem wird bei den Drogen, auch oder vor allem Cannabis, gesucht sowie ein großer Teil der genötigten es „absitzen“ und vielleicht ganz andere Probleme haben. Hierbei entwickeln sie ganz automatisch die Strategie, ihren Psychologen oder sonstigen begleitenden Personen genau das zu erzählen, womit sie schnell wieder als „geläutert“ entlassen werden.
Ein Abstinenzgedanke wäre hierbei häufig fehl am Platz. Drogen wären eher der Wegbegleiter und -bereiter zum Erwachsenwerden und die Verbote verfehlen ihre Ziele, dass weniger konsumiert wird, wobei diese Verbote weitere Gefahren aufweisen, auch für den Cannabiskonsum. Aufgrund der Verbote kann es keine Qualitätskontrolle geben.
Herr Schneider kennt die Probleme der Schwerstabhängigen und möchte nicht nur Cannabis regulieren
Herrn Schneiders Schwerpunkt sind Schwerstabhängige, die im Konsumraum unter sauberen Bedingungen ihre Sucht befriedigen können. Der Heroinanteil liegt immer unter 10 %, wobei die Streckstoffe ein erhebliches Problem darstellen können. Zudem kann unter Verboten der Markt nicht reguliert werden, es lässt sich somit keinerlei Jugendschutz etablieren. Dank des Drogenkonsumraumes für Schwerstabhängige als eine Lebens-erleichternde Maßnahme hat sich die Situation vieler Abhängiger bereits verbessert, wobei es sich bei Härtefällen aufgrund von HIV C und HIV teils nur noch um Sterbehilfe handle. Die Drogenverbote lösen oder mindern die Probleme demnach nicht, sondern sind für viele, die mit ihrem Konsum umgehen können, das Problem oder verstärken die eigentlichen Drogenprobleme, wobei man den Weg zu den Problemfällen vielleicht nicht findet.
Alle Teile dieser Artikelserie im Überblick
>> Startbeitrag – Podiumsdiskussion
>> Cannabis legalisieren? #1 – Polizeipräsident Wimber gegen Drogenverbote
>> Cannabis legalisieren? #2 – aus der Sicht der Drogenhilfe
>> Cannabis legalisieren? #3 – aus der Sicht eines Staatsdieners
>> Cannabis legalisieren? #4 – aus der Sicht des Verkehrsrechts
>> Cannabis legalisieren? #5 – Aus der Sicht der Drogenkrieger
>> Cannabis legalisieren? #6 – Fragen aus dem Publikum und Schlussworte
>> Cannabis legalisieren? #7 – Warum denn nicht?