Die EU hat mal wieder einen Drogenreport vorgelegt und berichtet zum Cannabiskonsum, der bei vielen Millionen erwachsenen Bürgern auf dem Kontinent äußerst beliebt ist. Rund 8 % der Menschen in Europa haben im letzten Jahr Hanfprodukte genommen, trotz der bis auf wenige Ausnahmen überall geltenden Verbote und der meist äußerst aufwendigen Strafverfolgung.
Etwa 3,7 Millionen Leute sind laut EMCDDA – Bericht von der Zweigstelle Lissabon als süchtig einzustufen und entwickeln Probleme mit Marihuana, was wiederum viele Therapien nach sich zieht. Gras steht bei den Suchtbehandlungen in der Europäischen Union nach Alkohol und Tabak auf Platz 3. Welche Lösungen zur Entlastung von Betroffenen schlagen die Bürokraten in Brüssel vor und ist statt der bisherigen, ganz offensichtlich gescheiterten Drogenpolitik künftig auch eine europaweite Entkriminalisierung beim THC vorstellbar?
Süchtige Kiffer fürchten staatliche Hilfsangebote
Sich nackig machen beim Gras gilt selten als hilfreiche Option, schließlich markiert Vater Staat Betroffene bei einer Cannabisabhängigkeit gerne als Aussätzige und Kriminelle. Die aktuellen EMCDDA – Daten zeigen, dass vor allem in den vergangenen Jahren und ganz konkret seit Beginn der Coronavirus Pandemie deutlich weniger Menschen freiwillig nach Therapiemöglichkeiten fragen und sich stattdessen zurückziehen, wo doch eigentlich Beistand durch Experten angebracht wäre. Gründe könnten sicher Lockdowns, Masken, Impfausweise sein, aber auch eine Gesetzgebung, die zu Hanf weder fair aufklärt noch sinnvolle Prävention betreibt.
Die Folgen sind verheerend und ein Armutszeugnis für die Gesundheitspolitik der EU. Weil es beispielsweise für natürliches Cannabis keine durch Behörden regulierten Fachgeschäfte gibt, verbreiten sich zunehmend gefährliche synthetische Cannabinoide („Legal Highs“) und begünstigen Risiken, die bei einer Freigabe vielleicht gar nicht erst entstehen würden. Extrem hohe THC-Anteile im Chemie-Cannabis verstärken Suchtgefahren um ein Vielfaches und die Verbote verleiten illegal operierende Dealer auch zum Einsatz von giftigen Streckmitteln, zum Verkauf an Minderjährige und zur Einbindung der uralten Heilpflanze Hanf in die Tätigkeiten der organisierten Kriminalität mit allen ihren Verwerfungen.
Cannabisprodukte sind auch illegal immer vielfältiger im Angebot
Sucht ist freilich nur ein Aspekt beim Cannabiskonsum, der in Europa im Allgemeinen stetig zulegt. Fans von Haschisch und Marihuana finden heute mehr Auswahl als jemals zuvor, wobei die riesige Nachfrage vorwiegend durch fleißige Bauern in Südeuropa bedient wird. Egal, ob Grasblüten, Konzentrate oder Extrakte wie Öl und THC-haltige Lebensmittel – die meisten Vor- und Endprodukte stammen laut Report derzeit aus dem sonnigen Spanien. Die Iberische Halbinsel baut an, extrahiert und schleust auch viel Cannabis in Richtung Norden durch, bekanntlich hauptsächlich aus Nordafrika.
Gepresstes Haschisch von versierten Farmern in Marokko wird statistisch öfter von der Polizei entdeckt als Gras, das mit dem passenden Saatgut problemlos auf jedem Dachboden zwischen Palermo und Helsinki wächst und geerntet werden kann. Die EU stellt auf vielen Seiten schließlich überrascht wie selbstsicher fest, dass Marihuana als Cannabis in Form von getrockneten Blüten am allermeisten im Umlauf ist. Bezug nimmt Lissabon gleich noch auf eigentlich legale CBD Produkte und Nutzhanf, die im EMCDDA Bericht einfach mal so im selben Satz mit ultrapotenten THC-Konzentraten genannt werden – Zufall?
Polizeikontrollen, offenbar nur angeblich anonymes Drug-Checking, Abwasserproben – Cannabis Konsum lässt sich ganz unterschiedlich messen. Was in der Asservatenkammer auf der Wache an Gras liegt, landet genauso in den Untiefen der EU-Bürokratie wie jeder entzogene Führerschein nach dem positiven Test auf THC im Straßenverkehr. Eine Legalisierung würde also gar nicht so wenige Beamte bei der Europäischen Union plötzlich erwerbslos machen, respektive deren Abteilung für Drogenpolitik in Lissabon. Ob darauf Aktionen wie das Gezerre beim CBD-Öl zurückgehen, lässt sich nur mutmaßen – aber wer hat schon Interesse an Veränderungen, auch hin zum Guten, wenn es um die eigene, wohlversorgte Haut geht?
Einzelne Daten zum Hanfkonsum in Europa
Nicht nur böse Zungen behaupten mittlerweile, es gehe beim Verbot von Hanf wohl kaum um einen umsichtigen Schutz der Bevölkerung. Konsumenten von Haschisch und Marihuana aufwendig erfassen zu wollen, als handele es sich bei den zumeist völlig normalen Bürgern um potenzielle Gefährder, zeugt angesichts tausender Studien zu den Vorteilen einer umfassenden Cannabisfreigabe von bürokratischem Kontrollwahn ohne Aussicht auf Besserung. Auch die deutsche Ampelkoalition wusste von diesen Auswüchsen, versprach aber im Koalitionsvertrag trotzdem vollmundig, was sich mit Blick auf die nötigen rechtlichen Veränderungen wohl nur durch Länder mit einer wirklich engagierten Regierung in Brüssel eines Tages durchsetzen lässt.
Die wichtigsten Daten im EMCDDA Bericht zeigen, dass in Europa der Cannabiskonsum:
- zu einem Drittel von jüngeren Menschen praktiziert wird,
- knapp ein Prozent aller User in Schwierigkeiten hin zu Abhängigkeiten bringt,
- Blüten, Haschplatten und Süßigkeiten umfasst und
- fast doppelt so häufig durch Männer, wie durch Frauen stattfindet.
Im Schnitt haben konzentrierte, extrahierte Hanfprodukte in Europa einen THC-Anteil von 20 %, Grasblüten kommen mit 9,5 % THC auf etwa die Hälfte. Fast ausschließlich chronischer Cannabiskonsum führt irgendwann auch zu einem Therapiebeginn, gelegentliches Konsumieren von THC hingegen extrem selten. Möglicherweise geht es bei den erfassten Statistiken vielfach um Leute, die nur wegen der umfangreichen staatlichen Zwangsmaßnahmen in Behandlung landen und bei einer MPU ihre angeblich gefährdete Fahrtüchtigkeit nachweisen müssen wie sonst Senioren oder Alkoholiker.