Obwohl die weltweite Nachfrage nach Cannabis-Produkten ständig steigt, fallen die Aktienkurse größerer Cannabis-Produzenten seit 2019 stetig ab. Neben Spekulationen und gewaltigen Expansionsbestrebungen der führenden Unternehmen, die damit enormes Eigenkapital verschleuderten, folgte Anfang 2020 die Corona-Epidemie. Diese dämpfte und schwächte die Unternehmen zusätzlich und ließ Investoren abspringen.
Im Oktober 2018 legalisierte Kanada den Freizeitkonsum von Cannabis und die „Branche des Highs“ boomte. Investoren und Analysten erwarteten gewaltige Gewinne und setzten ihre Hoffnung auf Produzenten, wie „Cronos“, „Tilray“ oder dem damaligen Marktführer „Aurora Cannabis“. Jedoch wurde der Trend von den Unternehmen und Börsenhaien überschätzt: Die Quartalszahlen fielen schon im Jahre 2019. Da die Unternehmen glaubten, mit der Produktion nachzuhinken und die steigende Nachfrage zukünftig nicht mehr decken zu können, expandierten sie ihre Produktion und steckten ihr Kapital in landesweiten Firmenausbau. Doch die Euphorie hielt nicht lange an und das ökonomisch, vielversprechende Blatt wendete sich. Das Überangebot überforderte die Nachfrage und der Markt fing an zu bröckeln. Folgen waren Schließungen von riesigen Gewächshäusern, Entlassungen von zahlreichen Mitarbeitern und Führungswechsel. Diese Umstände ließen Investoren, die durch ihr Portemonnaie manche Firmen gerettet hätten, zweifeln und abwarten.
Die Kanadier waren zwar weiterhin treue und gut zahlende Kunden, doch das Land als alleiniger Absatzmarkt war für die Überproduktionen zu klein und regulatorische Hürden, wie die Drogengesetze anderer Länder, erschwerten Expansion und vor allem den Export. In den benachbarten USA ist Cannabis nicht bundesweit legalisiert und die einzelnen Staaten haben ihre eigenen Bestimmungen zur Verwendung von Cannabis, sei es als Freizeitdroge oder als Medizin. Von Europas Gesetzen und Hürden ganz zu schweigen.
Die vielversprechende Cannabisindustrie geriet aus diesen Gründen gewaltig ins Schwanken. Und dann… kam die Corona-Pandemie. In Kanada gab und gibt es keine landesweiten Regelungen und jede Provinz geht mit den Einschränkungen unterschiedlich um. So auch in den USA, wo jeder Bundesstaat selbst über Einschränkungen, wie Ausgangssperre und Kontaktverbot, entschied. Laut dem amerikanischen Aktien- und Börsenmagazin „Investors Business Daily“, stieg die Nachfrage zu Beginn der Pandemie vorwiegend in den Bundesstaaten, die eine Ausgangssperre in Erwägung zogen. Schmerz- und Krebspatienten deckten sich mit Rezepten ein und User vergrößerten ihre Vorräte durch Hamsterkäufe. Sollte es eine Ausgangssperre geben, wolle man sich diese so „entspannend“ wie möglich gestalten. Ob es sich hierbei um einen langfristigen Nachfrageanstieg handelt, ist unklar.
Laut einigen Analytikern der Börse wird die Cannabisindustrie von der Pandemie profitieren. Andere wiederum sind überzeugt, dass die Nachfrage durch verschärfte Corona-Regelungen sinken wird. Die seriösen Börsenmagazine empfehlen daher mit dem Kauf von „Cannabis-Aktien“ derweil abzuwarten. Und wie sich am 25. April 2020 herausstellte, hatten sie mit dieser Empfehlung mehr als recht: Der Aktienkurs des Produzenten „Aurora-Cannabis“ fiel an diesem Tag um 1,4 Prozent auf 0,648 Cent. Das Tagestief war hiermit erreicht. Nur in Stuttgart wurden am selben Tag 9972 Aurora-Aktien zum Verkauf oder Kauf angeboten.
Sollte sich dieser Trend fortsetzen, wird sich das Unternehmen im Jahre 2021 vor eine zuvor nie da gewesene finanzielle Zerreißprobe stellen müssen. Wie sich die fallenden Aktienkurse und schwindenden Investoren auf die Cannabisindustrie auswirken werden, ist noch unklar, jedoch wird sich die ökonomische Situation für Hemp-Shops, Cannabis-Apotheken und größere Produzenten dadurch langfristig verschlechtern.