Gerade blockieren in Deutschland die Bauern Autobahnen und das Regierungsviertel und so mancher wütende Landwirt wird wahrscheinlich auch an das Versagen der Ampelkoalition beim Thema Nutzhanf denken. Der uralte Alleskönner vom Acker könnte nämlich im Kampf gegen den Klimawandel helfen und als wertvoller, nachwachsender Rohstoff von Baumaterial und Bio-Sprit bis zu nachhaltiger Kleidung dicke Chancen bieten.
Absurderweise ignoriert jedoch ausgerechnet ein grüner Landwirtschaftsminister jene Hanfpflanzen voller rauschfreier Cannabinoide bisher praktisch vollständig. Wo dem Landmann attraktive Profite flöten gehen und dem ländlichen Raum gut bezahlte Arbeitsplätze, müssen vielleicht auch unsere von Überdüngung geplagten Felder samt darauf wachsender Botanik auf tolle Optionen verzichten. Laut neuer Untersuchungen wenden sich Schädlinge nämlich in Massen ab, wenn Industriehanf mit seinen Inhaltsstoffen die Krume schmückt! Experten halten künftig Pestizide für möglich, die dank Cannabis ohne die üblichen Chemiebomben auskommen – Cem Özdemir, bitte lesen!
Berauschende und rauschfreie Inhaltsstoffe der Hanfpflanze
Nicht erst seit Gregor Mendel wissen wir: In der Landwirtschaft lässt sich fleißig kreuzen, züchten und optimieren, was im 21. Jahrhundert als geschütztes Saatgut mittlerweile riesigen Konzernen fette Profite beschert und den Anbau von Nutzpflanzen selbst in normalerweise völlig ungeeigneten Gegenden möglich macht. Hanf oder auch Cannabis gibt es in verschiedenen Varianten und bei der Zucht geht es nicht so sehr um Anpassung wie beim Getreide in der Wüste, sondern um entsprechend vorhandene Inhaltsstoffe.
Psychoaktive Substanzen, die einen Rausch auslösen, wie vor allem das berühmte Tetrahydrocannabinol (THC), unterliegen viel strengeren gesetzlichen Bestimmungen als Cannabinoide ohne solche Wirkungen. Je nach Gesetzeslage entscheiden sich Bauern deshalb entweder für Nutzhanf mit einem extrem geringen THC-Anteil oder für berauschendes Marihuana, was legal natürlich nur in progressiv aufgestellten Staaten mit einer Cannabislegalisierung möglich ist.
Industriehanf hat dabei eine ähnlich lange Geschichte wie das sogenannte „Gras“ zur Entspannung oder gegen Beschwerden und wird in vielen Ländern aktuell als hochwertige Saat endlich wiederentdeckt. Jenseits der erwähnten, vielseitigen Verarbeitung der pflanzlichen Bestandteile dient Cannabis mit kaum THC auch als effektive Zwischenfrucht für ausgelaugte Äcker, kann Studien zufolge Schwermetalle aus dem Boden ziehen und hat ganz grundsätzlich mit seinen Inhalten einen Schutz gegen die üblichen Verdächtigen unter den Fressfeinden entwickelt. Hilft das bald auch Getreide oder Mais?
Welche Anteile Cannabinoide stecken im Nutzhanf?
Diese Frage ist für Züchter, Verbraucher und Gesetzgeber gleichermaßen wichtig. Natürlicherweise bilden sich zunächst Inhalte wie CBDA, CBGA und THCA. Diese Substanzen sind Vorstufen für die in der Medizin, Kosmetik und Lebensmittelbranche begehrten, aufwendig verarbeiteten Cannabinoide namens CBD, CBG und eben THC. Was den Menschen zum Genuss und therapeutischer Verwendung dient, ist freilich für eine Reihe Schädlinge ein Graus! Bis dato bleibt allerdings noch ungeklärt, warum verfressene Raupen und Konsorten am Hanf genauso wenig eingehen wie Homo sapiens. Meistens richtet sich eine Botanik mit starkem Gift in der Natur ein, produziert Allergene oder legt sich einfach Stacheln zu, doch Cannabis setzt trotz drohendem Verzehr auf Symbiose durch Wohlergehen.
Zugänglich ist das nur Homo sapiens, während die Laus angewidert fortkriecht und sich statt Nutzhanf lieber völlig schutzlose Vertreter der Flora zum Verspeisen sucht. Es gibt Vermutungen, dass Cannabis durch seine Wirkstoffe besser mit ultraviolettem Licht zurechtkommt. Auch haben viele Studien gezeigt, wie machtvoll der Inhalt eine ganze Fülle verschiedener Pathogene zuverlässig auf Distanz hält. Ob Hanf nun die eigenen Samen beschützt oder eine Gottheit beim Erschaffen dieser faszinierenden Botanik mehr Farbe auf die Wiese bringen wollte, spielt für die agrartechnische Forschung keine Rolle. Sollten Cannabinoide jedoch ohne Nebenwirkungen als pflanzlicher Dünger taugen, wäre das sensationell und ganz folgerichtig laufen die Traktoren der Forschung mit oder ohne Biodiesel auf Hochtouren.
Nachhaltige Landwirtschaft durch Pestizide ohne Chemie aus Hanfpflanzen
Wissenschaftliche Projekte zum Thema finden sich, wie meistens beim Cannabis, derzeit primär in den USA. Dort entdeckten Agronomen sozusagen durch Zufall, wie sich eine bestimmte Sorte von Nutzhanf gegen Fressfeinde wehrt. Oft untersuchen die Forscher zunächst, wie einzelne Hanfsorten mit bestimmten Böden, Umweltfaktoren und klimatischen Besonderheiten umgehen. Wenn das Marihuana dabei dann sowohl im Wind und Matsch als auch bei einem Überfall durch Insekten fest stehen bleibt und weiterwächst, schaut man jetzt häufiger genauer hin und siehe da: Nutzhanf schwächelt immer dann gegenüber Schädlingen, wenn kein kräftiges Profil Cannabinoide vorhanden ist!
Werden einzelne Inhaltsstoffe wie CBDA extrahiert und von außen auf die Haut vom Cannabis geschmiert, gehen sogar die Larven der ungebetenen Gäste ein oder bleiben wenig gefährliche Missgeburten. Künftige Studien planen die Untersuchung von Blatt saugenden Insekten wie der berüchtigten Blattlaus höchstpersönlich, deren Wirken auch auf hiesigen Feldern Schaden verursacht wie sonst nur der Borkenkäfer im deutschen Wald. Möglicherweise lässt sich eines Tages auch Nutzhanf mit anderen Pflanzen kombinieren, die ebenfalls Cannabinoide bilden können und dann entweder zu einem garantiert ökologischen Pestizid verarbeiten oder gezielt gegen Schädlingsbefall an bestimmten Stellen anbauen?
Und übrigens, Herr Özdemir: Finanziert werden solche Studien direkt vom Landwirtschaftsministerium der USA. Falls der deutsche Bauer ähnliche Chancen durch mehr Hanf serviert bekäme statt ständig nur Kürzungen für den Hof, müssten auch die Trecker nicht mehr so oft nach Berlin fahren, um Ihnen den Schneid abzukaufen!