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Der Freizeitkonsum von Cannabis ist in Kanada seit 2018 legal. Seit 2017 führt Health Canada jährlich eine umfassende Umfrage in der Bevölkerung durch, um den Umgang mit Cannabis zu ermitteln. Ziel dieses Monitorings ist es, die Konsumgewohnheiten und die gesundheitlichen Auswirkungen auf die Bevölkerung in regelmäßigen Abständen zu ermitteln und gegebenenfalls mit Kampagnen gegen negative Auswirkungen entgegenzuwirken.
Die Zahlen aus den vergangenen Jahren zeigen ganz klar, dass die Legalisierung funktioniert. Während konservative Legalisierungsgegner wie CDU und CSU noch immer von Horrorszenarien ausgehen, die durch die Legalisierung eintreten werden, zeigen Zahlen aus Kanada, dass sich nichts davon bewahrheitet hat.
Auch für 2024 wurden bereits die aktuellen Zahlen veröffentlicht. Diese sprechen für eine Legalisierung inklusive kontrollierter Abgabe. Die vorliegenden Daten stammen aus einer Umfrage an fast 12.000 Personen ab 16 Jahren aus allen Provinzen.
Konsum bleibt seit Jahren stabil
Eines der häufigsten Argumente, welches Legalisierungsgegner vorbringen, ist die Befürchtung, dass mit einer Freigabe der Konsum explodiert. Das ist so nicht richtig. Wer Cannabis ablehnt, wird es auch nach einer Freigabe nicht konsumieren. Wer es konsumieren wollte, tat dies bereits vor der Legalisierung, jedoch mit erheblichen Risiken. Die Risiken, welche hierbei von giftigen Streckmitteln vom Schwarzmarkt hin zum Existenzverlust durch eine Führerscheinabnahme reichen, übertreffen potenzielle Risiken von Cannabis selbst um ein Vielfaches.
Bei Jugendlichen im Alter von 16 bis 19 Jahren ist der Konsum stetig rückläufig. Bei der Befragung 2024 gaben 41 % der Jugendlichen an, in den vergangenen 12 Monaten Cannabis konsumiert zu haben. Im Jahr 2023 waren es noch 43 %. 2019 und 2020 lag der Wert konstant bei 44 %. Der Anteil der Erwachsenen, die angaben, täglich und fast täglich Cannabis zu konsumieren, lag 2024 bei 25 %. Das ist ein Wert, der seit 2018 stabil geblieben ist. Die Legalisierung führt nicht zu einer Explosion des Konsums.
Der einzige Unterschied ist, dass diejenigen, die bereits davor konsumierten, nun keine Verbrecher mehr sind. Etwa 3 % der kanadischen Bevölkerung entwickeln einen problematischen Konsum, welcher mit gesundheitlichen Problemen einhergehen kann. Dieser Wert lag allerdings auch 2018 bereits bei 3 % und hat sich im Zuge der Legalisierung nicht verändert. Es ist richtig, dass auch Cannabis in Einzelfällen zu gesundheitlichen Problemen führen kann, jedoch ist die Anzahl derer, die davon betroffen sind, verschwindend gering im Vergleich zu anderen legal erhältlichen Produkten.
Alleine in Deutschland haben 7,9 Millionen Menschen einen gesundheitlich riskanten Alkoholkonsum. Der Unterschied ist, dass Alkohol gesellschaftlich vollständig akzeptiert ist, da eine Lobby dahintersteht und über die Medien ein entsprechendes Bild vermittelt wird. Hanf dagegen wird aus ideologischen Gründen seit 100 Jahren verteufelt, wodurch sich ein Bild in den Köpfen vieler Menschen gefestigt hat, welches nur sehr schwierig rückgängig gemacht werden kann.
Schwarzmarkt fast verschwunden
Der Verkauf von Cannabis erfolgt in Kanada über staatlich lizenzierte Verkaufsstellen. Durch die verbesserte Verfügbarkeit von legalem Cannabis wurde der Schwarzmarkt massiv zurückgedrängt. In der Umfrage von 2024 gaben 72 % an, Cannabis aus einer legalen Abgabestelle zu beziehen. 2019 waren es lediglich 37 %. Viele versorgen sich in Kanada auch mit Eigenanbau. In allen Provinzen außer Quebec und Manitoba ist der Anbau von 4 Pflanzen pro Person erlaubt. Wenn Cannabis legal verfügbar ist, gibt es keinen Grund mehr, dieses vom Schwarzmarkt zu beziehen.
Man kauft auch Bier nicht auf der Straße, wenn man stattdessen ein Produkt im Geschäft erwerben kann, bei dem man sicher sein kann, dass es geprüft wurde und alle Qualitätsstandards erfüllt. Dies spiegelt sich auch in den Zahlen wider. Lediglich ein kleiner Teil von 3 % gab 2024 an, Cannabis aus einer illegalen Quelle zu beziehen. Auch diese Zahl ist stark rückläufig, wie die Vergangenheit zeigte. 2019 gaben immerhin noch 16 % an, Cannabis illegal zu erwerben.
Verbessertes Risikobewusstsein
Die Legalisierung führte auch zu keinem Chaos im Straßenverkehr. Im Gegenteil ist das Risikobewusstsein der Konsumenten in den vergangenen Jahren stetig gewachsen. 18 % der Befragten gaben an, in den vergangenen 12 Monaten nach dem Konsum von Cannabis mit dem Auto gefahren zu sein. Dies ist ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu 2018. Damals gaben noch 27 % an, nach dem Konsum ein Auto gelenkt zu haben.
Was an dieser Stelle jedoch nicht festgestellt werden kann, ist der Grad der Berauschung sowie die Zeitspanne nach dem Konsum. Mehrere andere Studien aus Kanada konnten klar zeigen, dass es keinen Anstieg der Verkehrsunfälle seit der Legalisierung gab. Auch das Gesundheitsbewusstsein rund um das Thema Rauchen verbesserte sich. Zwar war 2024 Rauchen mit 69 % noch immer die häufigste Konsumform, jedoch liegen Essen und Vaporisieren bereits knapp dahinter.