Bis auf ein paar wenige Ausnahmen ist das Bundesversicherungsamt (BAV) mit der Praxis der Krankenkassen im Hinblick auf die Kostenübernahme einer Therapie mit medizinischem Cannabis zufrieden. Das geht aus dem Jahresbericht der Behörde hervor. Das Verfahren für die Kostenübernahme einer Therapie mit medizinischem Cannabis habe sich bewährt, heißt es dort.
„Das Bundesversicherungsamt konnte grundsätzlich feststellen, dass die Krankenkassen ihre Entscheidungen, ob eine Genehmigung erteilt werden kann, verantwortungsgemäß an den vom Gesetzgeber vorgesehenen Anspruchsvoraussetzungen ausrichten und in der Regel den Medizinischen Dienst hinzuziehen“, so der genaue Wortlaut.
Außerdem weist das BAV auf die „Therapiehoheit“ des behandelnden Arztes hin. Mediziner seien angehalten, bei jedem Besuch des Patienten im Hinblick auf die Arzneimittel-Richtlinie eine erneute Verordnung von medizinischem Cannabis zu beurteilen. Entscheidet der Arzt, dass der Patient weiter mit Cannabis behandelt werden muss/kann, muss man als Versicherter keine weiteren Anträge auf eine Kostenübernahme an die Krankenkasse stellen.
Trotz der Möglichkeit der Kostenübernahme einer Therapie mit medizinischem Cannabis scheinen viele Patienten bereits Probleme mit der Verordnung zu haben. Grund hierfür seien hauptsächlich Ärzte, die schlichtweg kein Cannabis verschreiben wollen. Haben Patienten einen Arzt gefunden, sorgen Lieferengpässe bestimmter Sorten für erneute Frustration. Schätzungen zufolge wird jeder dritte Antrag auf Kostenübernahme von der Krankenkasse abgelehnt.
Voraussetzung für eine Kostenübernahme ist eine schwerwiegende Erkrankung, für deren Behandlung keine allgemein anerkannte, dem medizinischen Standard entsprechende Leistung zur Verfügung steht bzw. nach Einschätzung des Arztes nicht zum Einsatz kommen kann.
Zudem sollte die Behandlung mit Cannabis eine deutliche positive Veränderung der Krankheit in Aussicht stellen. In begründeten Ausnahmefällen kann die Krankenkasse die Genehmigung untersagen.
Laut einer Recherche des Deutschen Ärzteblatts sind die Kosten für medizinisches Cannabis zuletzt stark gestiegen. Gaben die gesetzlichen Krankenversicherungen im Juni 2017 noch rund 2 Millionen Euro für cannabishaltige Arzneimittel (inklusive Blüten) aus, lag die Ausgaben allein im Monat April 2018 bei knapp über 5 Millionen Euro.