Beim Begriff Cannabislobby fällt uns in Deutschland als Erstes der Deutsche Hanfverband (DHV) ein. Manchen, die sich etwas näher mit den Legalisierungsbemühungen in der Bundesrepublik beschäftigen, kommen vielleicht noch die Organisationen Law Enforcement Against Prohibition (LEAP) oder der Schildower Kreis in den Sinn. Diese beiden Vereine machen sich seit Jahren für das Ende des Cannabisverbots stark. Nun will sich die Cannabislobby noch breiter aufstellen.
BvCW übernimmt ökonomische Aspekte der Hanf-Lobbyarbeit
Der Branchenverband Cannabiswirtschaft, oder kurz BvCW, wird in Zukunft die Interessenvertretung für Cannabis als Wirtschaftszweig in Deutschland übernehmen. Dieser Bereich wurde bis dato ebenfalls vom DHV abgedeckt. Als Ausgründung des Hanfverbands versteht sich der BvCW als die neue Stimme der gewerblichen Cannabisbranche. Der DHV konzentriert sich künftig auf die Lobbyarbeit für die Konsumenten, agiert also eher als Bürgerrechtsbewegung.
Bezüglich Cannabis und Hanf hat Deutschland Aufholbedarf
Für die deutsche Cannabisindustrie ist die Gründung des BvCW ein großer Schritt nach vorn, um sich und die politische Lobbyarbeit zu professionalisieren. Bei den Nachbarn in Österreich hatte sich ein solcher Branchenverband, der Wirtschaftsverband Cannabis Austria (WVCA) bereits im Spätsommer 2018 etablieren können. Nicht nur im Vergleich mit Österreich hängt Deutschland in manchen cannabisspezifischen Belangen hinterher. Der Chef des neu gegründeten BvCW, Stefan Meyer, betonte, man habe im internationalen Vergleich bezüglich der Gesetzgebung, Regulierung und Erforschung von Cannabis noch einigen Aufholbedarf. Als CEO des CBD-Herstellers Neo-Livia weiß Meyer vermutlich, wovon er spricht. Nur wenigen anderen Ländern der EU sieht die CBD-Branche politisch noch solch starker Repression ausgesetzt.
Cannabis als Medizin ist ein Fall für den BvCW
Die Lobbyarbeit des BvCW betrifft aber auch den Bereich Cannabis als Medizin. Der Markt soll gegen Ende dieses Jahres zum ersten Mal auch mit Medizinalhanf Made in Germany versorgt werden. Schon jetzt ist bekannt, dass die für Deutschland genehmigten Anbaumengen nicht für die Patienten reichen werden. Man wird also weiterhin auf Importe setzen müssen. Die CBD-Branche, der Nutzhanf allgemein, und der Wirtschaftszweig Medizinalhanf könnten also die ersten großen Einsatzbereiche des BvCW sein.
Kann der Branchenverband Cannabis für Konservative attraktiver machen?
Der DHV gibt demnach einige wirtschaftliche Aspekte an den BvCW ab. Dieser hat sich faktisch bereits am 17. Dezember aus 14 Unternehmen als Gründungsmitgliedern gegründet. Das erklärte Ziel soll die Liberalisierung des Marktes für legale Cannabisprodukte sein, aber auch die Sicherung von Qualitätsstandards. Mit der Trennung der Aufgaben soll aber auch die Kommunikation mit konservativen Akteuren erleichtert werden, da der Branchenverband mehr mit ökonomischem Unternehmertum und weniger mit Kiffer-Aktivismus assoziiert sein soll.