Nachdem im ersten Anlauf des Ausschreibungsverfahrens so einiges schiefgegangen war, und auch der zweite Versuch von Rechtsstreitigkeiten begleitet war, hat so mancher Politiker an der Ernsthaftigkeit gezweifelt, mit der die Bundesregierung und das deutsche Bundesinstitut für Arzneimittel- und Medizinprodukte (BfArM) an das Thema Anbau von Medizinalhanf herangegangen waren. Doch nun liegen tatsächlich die ersten Ergebnisse der Ausschreibung auf dem Tisch.
Drei Unternehmen sollen medizinisches Cannabis für Deutschland züchten
Gerade gestern hat das BfArM bekannt gegeben, welches die Unternehmen sind, die in Zukunft für die Patienten in Deutschland Cannabis anbauen dürfen. Dass zwei sogenannte global Player, also zwei etablierte Hersteller aus Ländern mit einer liberaleren Gesetzeslage, unter den Gewinnern sind, haben viele wahrscheinlich kommen sehen.
Mit Aurora und auch Aphria haben sich zwei kanadische Cannabisproduzenten durchgesetzt, die am Weltmarkt zu den führenden gehören. Das deutsche Start-up Demecan ist hier eher eine Überraschung. Unter 79 Bewerbern für 13 Lose, von denen jedes für eine Anbaumenge von 800 Kilogramm Cannabis steht, konnte sich das Berliner Unternehmen neben den zwei Weltmarktführern behaupten.
Ein Prozess gegen das zweite Ausschreibungsverfahren läuft noch
Anscheinend ist jedoch bisher nicht alles in trockenen Tüchern für die Gewinner des Ausschreibungsverfahrens. Denn eine Klage vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht steht noch offen. Der Termin wurde vom 10. April auf den 22. Mai vertagt. Es könnte sein, dass der Ausgang des Verfahrens das Ergebnis noch im Nachhinein beeinflusst. Sollte nun aber nichts Dramatisches mehr passieren, so könnten die Patienten in Deutschland bis zum Ende nächsten Jahres mit der ersten Ernte rechnen.
Geplante Anbaumenge für medizinisches Cannabis reicht nicht aus
Da immer mehr Patienten Cannabis den herkömmlichen Medikamenten vorziehen, steigt der Bedarf aktuell stark an. Daher ist nicht zu erwarten, dass die ausgeschriebene Menge von 10.400 Kilogramm für vier Jahre ausreichen wird, um alle Patienten zu versorgen. Importe werden für Deutschland also weiterhin notwendig bleiben.
Der Deutsche Hanfverband (DHV) rechnet damit, dass die Tatsache, dass durch den nationalen Anbau die Importkosten wegfallen. Dies würde die Preise senken und Selbstzahler entlasten. Auf lange Sicht wird man aber weitere Lizenzen vergeben müssen, um dem Bedarf an Medizinalhanf in Deutschland dauerhaft gerecht zu werden.