Letzte Woche veröffentlichte die Bundespsychotherapeutenkammer eine Stellungnahme, in welcher eine Verteuerung von Alkohol und die Legalisierung von Cannabis gefordert wurden. Beide Rauschmittel sollten nach Ansicht der Arbeitsgemeinschaft der zwölf Landeskammern der Psychologischen Psychotherapeuten in Zukunft ausschließlich in lizenzierten Geschäften an den Endkonsumenten abgegeben werden dürfen, wobei der Verkauf aller legalen Drogen erst ab einem Alter von 18 Jahren erlaubt werden sollte.
Fachpersonal solle dazu dafür Sorge tragen, sodass ein kompetenter Umgang mit den legalen Rauschmitteln gewährleistet werden könne. Für beide Substanzen müsse Suchtprävention im Vordergrund stehen. Nur zwei Tage nach der Veröffentlichung der 42-seitigen Stellungnahme meldete sich der Drogenbeauftragte der Bundesregierung Burkhard Blienert zu Wort und offenbarte seine Vorstellung bezüglich des zukünftigen Umgangs mit den beiden Rauschsubstanzen.
Beide Substanzen als Rauschmittel akzeptieren
Burkhard Blienert fordert eine neue Debatte über den Umgang mit Alkohol und Cannabis. Beide müssten als Rauschmittel akzeptiert werden, wobei einem übermäßigen Konsum nicht mit Repression, sondern mit Aufklärung begegnet werden sollte. Es müsse ein besseres Bewusstsein bei den Menschen ausgebildet werden. „Unser Weg muss weg von der Repression, hin zu Schutz und Hilfe führen“, so der Bundesdrogenbeauftragte. Man müsse wahrnehmen und vermitteln, dass ein problematisches Suchtverhalten gesundheitliche Schäden verursachen könne.
Im Koalitionsvertrag habe die Ampelkoalition daher bereits eine kontrollierte Cannabisabgabe an Erwachsene sowie Einschränkungen bei der Alkoholwerbung und beim Sponsoring vereinbart. Um Schäden zu minimieren, benötige man jedoch keine Repression, dafür aber ein gesteigertes Maß an Aufklärung. Man müsse das Risiko- und Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung eindeutig verbessern. Klar ist für Blienert dazu, dass Alkohol und Cannabis zweifelsfrei Rauschmittel darstellen, die nicht in die Hände von Kindern und Jugendlichen gehörten.
Eine Frage der Wahrnehmung
So wie den Psychotherapeuten scheint auch Burkhard Blienert bewusst zu sein, welchen Schaden Alkohol in der Bevölkerung jährlich anzurichten vermag. Während der Gebrauch von Cannabis unter seltenen Umständen für den verfrühten Ausbruch einer Psychose den Trigger-Moment darstellen könnte, so ist es nicht von der Hand zu weisen, dass aufgrund von Alkoholkonsum in Deutschland pro Jahr bis zu 74.000 Menschen ihr Leben lassen.
Aus diesem Grund sollte es tatsächlich langsam an der Zeit sein, die Volksdroge Nummer 1 als das wahrzunehmen, was sie ist, und den Nutzern des langsam wirkenden Giftes mit gerechtfertigten Veränderungen und Aufklärungsmaßnahmen einen gemäßigteren Umgang damit ermöglichen. Drogenpolitik 2.0 in der Bundesrepublik Deutschland.