Seitdem das Verbot von Cannabis existiert, hat sich ein Schwarzmarkt entwickelt, der von Jahr zu Jahr mehr Personen in Deutschland mit dem begehrten Kraut versorgt. Auf diesem Markt wird nicht danach geschaut, ob ein Käufer die Volljährigkeit erreicht hat, welche Auswirkungen der Genuss des natürlichen Rauschmittels mit sich bringt oder welche Reinheit in der Ware geboten wird.
Noch weiß man oft dazu nicht, um welche Sorten es sich handelt und wie hoch der Wirkstoffgehalt ist. Ebenfalls ist ein Cannabiskonsument der Strafverfolgung durch die Staatsmacht ausgesetzt, was natürlich Auswirkungen auf die Psyche haben kann. All diese Gegebenheiten haben letztlich dazu geführt, dass auch in der Politik verstanden worden ist, dass ein regulierter Handel eigentlich von Vorteil sein muss. Da jedoch verschiedene Verträge und Abmachungen mit der EU gegen den Aufbau eines geregelten legalen Marktes sprechen, werden nun erst einmal kleine Schritte getätigt, um die Situation zu verändern.
Die Erlaubnis zum Eigenanbau von bis zu drei Pflanzen dürfte noch in diesem Jahr Realität werden, genauso wie die Eröffnungen von Cannabis Social Clubs, wo für eine begrenzte Anzahl von Mitgliedern monatlich bis zu 50 Gramm Marihuana pro Person angebaut werden könnten. Alles unter strengen Auflagen, einem garantierten Jugendschutz und mit dem Ziel den Schwarzmarkthandel einzudämmen. Dennoch gibt es leider weiterhin Gegner der Legalisierung von Cannabis zu Genusszwecken erwachsener Bürger, da sie Gefahren wittern und ein Erreichen der angepeilten Ziele des Vorhabens stark bezweifeln.
Präsident der Bundesärztekammer
Es wird oft von Mitarbeitern aus der Suchttherapie befürwortet, den Handel mit Cannabis aus der Schmuddelecke zu bugsieren, um mehr Sicherheiten für erwachsene Konsumenten zu gewähren und einen Verkauf an Heranwachsende verhindern zu können. Es müsse verstanden werden, dass das Rauschmittel stets und unproblematisch zu erwerben sei und die Legalisierung keine Einführung einer neuen Rauschsubstanz bedeute. Dies sieht der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, anders.
In einem Artikel der Rheinischen Post macht er keinen Hehl über seinen Unmut bezüglich der geplanten Cannabislegalisierung. Aus seiner Sicht habe ein Bundesgesundheitsminister nicht die Aufgabe, Platz für eine neue Droge neben Alkohol und Tabak zu schaffen. Er fordert daher die Bundesländer auf, sich gegen die Umsetzung des noch in Abstimmung befindlichen Cannabisgesetzes in den Weg zu stellen. Er würde es begrüßen, wenn die Länder die Legalisierung stoppen würden, indem sie sich gegen eine Teilnahme als Modellregionen entscheiden würden. So gäbe es keinen Anbauvereinigungen für Konsumenten und man würde damit seiner Meinung nach viel betreffend des Jugendschutzes tun. Das sich schon im Vorfeld gegen die Legalisierung stark machende Bayern würde genau den richtigen Weg beschreiten, so der Präsident der Bundesärztekammer in der genannten Publikation.
Weltfremd versus weltfremd
Betitelt werden die von Gesundheitsminister Karl Lauterbach ausgearbeiteten Regeln für CSCs von dem Facharzt für Allgemeinmedizin Reinhardt als „weltfremd“. Nicht erklärt worden wäre bislang schließlich, wie die Auflagen kontrolliert werden könnten. Reinhardt scherzt deshalb darüber, ob es „künftig eine Schnupperpolizei geben“ werde, die überprüfe, ob tatsächlich nicht im Umkreis von 250 Metern nahe Schulen gekifft werden würde. Wiederholt wird vom Präsidenten der Bundesärztekammer natürlich dann auch der nicht haltbare Vorwurf, dass mit der Legalisierung eine weitere Droge nach Alkohol und Tabak eingeführt werde, was jedoch nicht zu den Aufgaben des Gesundheitsministers zählen würde.
Einzig in der Entkriminalisierung des Erstkonsums sieht Reinhardt eine positive Entwicklung. Man könne darauf verzichten, Jugendliche bei einem ersten Kontakt mit Cannabis strafrechtlich zu belangen, sie dafür aber direkt zu verpflichtenden Aufklärungskursen in der Drogenberatung schicken. Auch sieht der Ärztepräsident hier die Möglichkeit, die familiären Verhältnisse seitens der Jugendämter überprüfen zu lassen.
Es ist immer wieder faszinierend festzustellen, dass selbst ausgebildete Mediziner in höchsten Positionen das offensichtliche Scheitern der bisherigen Drogenpolitik weiterhin komplett ausblenden und sich dazu nicht vorstellen können, dass eine sinngerechte Veränderung der Umstände von großem Vorteil für alle Bürger und den gesamten Staat sein dürften. Angesehene Suchtberater können dies schon länger.
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