Ein Bericht der imc Online Konferenz
Noch ist es nicht so weit, doch die Ampel-Koalition hat es angekündigt. Cannabis soll legalisiert werden und in Zukunft aus kontrollierter Herstellung über Fachgeschäfte bezogen werden können. Viele Experten, Medien, Politiker, aber auch Bürger allgemein haben sich schon den einen oder anderen Gedanken darüber gemacht, welche positiven oder negativen Folgen die Legalisierung haben wird – für die Cannabiskonsumenten, für unsere Jugendlichen, für den Justiz- und Strafverfolgungsapparat, für die Steuereinnahmen oder für den Arbeitsmarkt.
Ein Aspekt wurde aber sowohl in diesen Überlegungen als auch bei den Legalisierungsplänen der Ampel vernachlässigt, Cannabis als Medizin. Am 16. Dezember hatte das medizinische Cannabisunternehmen imc mit Ursprung in Israel dazu eine Online-Pressekonferenz veranstaltet mit dem Titel:
Legalisierungsdebatte bislang ohne therapeutische Aspekte
In den vier Redebeiträgen der Konferenz wurden Fragen aufgeworfen, wie sich die künftige Praxis von Medizinalcannabis an der Seite eines legalisierten Cannabismarktes entwickeln könnte. Bleiben die Märkte getrennt, oder holen sich die Patienten bald ihre Medizin in den gleichen Shops wie Freizeitkonsumenten ihr Genussmittel? Wie wirkt sich die Legalisierung auf die Erstattung der Cannabis-Therapiekosten durch die Krankenkassen aus, wie auf die Qualität der Produkte?
Der erste Redner, der Geschäftsführer von imc Deutschland Richard Balla, hatte den Zuhörern einerseits einen Überblick über das Unternehmen imc verschafft, welches in Israel bereits auf Erfahrungen von mehr als 12 Jahren zugreifen kann. Balla hat hier besonders den hohen Qualitätsanspruch an Cannabis betont, welches als Medizin an Patienten mit schweren Erkrankungen abgegeben wird. An Cannabis als Genussmittel wird wohl kaum ein vergleichbarer Maßstab angelegt werden.
Schon deshalb fordert auch der zweite Redner, der Mediziner Dr. Rolf Eichinger, den Erhalt des therapeutischen Rahmens. Die pharmazeutische Qualität der Cannabisarzneien muss erhalten werden und die Hürden für die Verordnung müssen abgebaut werden. Der Mediziner befürchtet, die medizinische Praxis mit Cannabis könnte unter einer Legalisierung leiden, da eine Therapie mit einem Mittel, welches legal als Genussmittel im Shop erhältlich ist, nicht von Ärzten verordnet wird.
Einig ist Eichinger sich auch mit IMC Marketing Director Anna Taranko, die den nächsten Redebeitrag der Konferenz lieferte. Auch sie bemängelt die immer noch schlechte Verfügbarkeit einer Cannabistherapie für potenziell davon profitierende Patienten. In Deutschland ist es wesentlich einfacher, Morphin-Medikamente zu erhalten als Cannabis, so sagte bereits zuvor Dr. Eichinger.
Der Cannabispatient und Vorstand des BDCann Jens Iwer hatte gewissermaßen das letzte Wort der Konferenz. Er befürwortet die Legalisierung von Cannabis als Genussmittel, da sie auch für die Patienten eine verstärkte Entkriminalisierung bedeutet, er plädiert aber für die klare Abgrenzung von Medizin und Genussmittel. Auch betont Iwer deutlich, dass der Bezug von Cannabismedikamenten über die Apotheke für ihn als Patienten alternativlos ist und dass er sich für die Zukunft verstärkte Fortbildungsmöglichkeiten für verordnungswillige Ärzte wünscht.
Konsens der Onlineveranstaltung von imc ist folglich, dass eine Legalisierung von Cannabis als Genussmittel nicht die Banalisierung des medizinischen Gebrauchs der Pflanze zur Folge haben darf. Die pharmazeutische Qualität muss ebenso gesichert bleiben wie die Ernsthaftigkeit und Seriosität des Umgangs mit den Cannabinoid-Therapien. Für imc als Unternehmen ist ein potenzieller legaler Markt von Cannabis als Genussmittel sicher eine interessante Wachstumsoption für die Zukunft. Trotzdem will man im medizinischen Bereich auch künftig mit der bereits etablierten Professionalität und Sorgfalt arbeiten.