In den vergangenen Jahren ist um das nicht psychoaktive Cannabinoid CBD ein regelrechter Hype entstanden. Immer wieder wird auf das medizinische Potenzial von Cannabidiol und die sichere Anwendung hingewiesen. In einem Mausmodell haben amerikanische Forscher nun untersucht, welche Auswirkungen die langfristige Anwendung von CBD auf die Leber haben kann – mit überraschenden Ergebnissen.
Studien mit mehrdeutigen Ergebnissen
Cannabidiol gilt als Cannabinoid mit einem großen therapeutischen Potenzial. Hersteller vermarkten CBD-Produkte als mögliche Behandlungsoption für zahlreiche Beschwerden. Ferner zeigte CBD bereits vielversprechende Ergebnisse bei der Behandlung schwerer Formen von Epilepsie. Obwohl die meisten der potenziellen Effekte des Wirkstoffs entweder in vitro oder in klinischen Studien mit mehrdeutigen Ergebnissen beobachtet wurden, gilt Cannabidiol als sicher.
Viele der bisher durchgeführten Studien mit mehrdeutigen Ergebnissen finden oftmals gar keine Beachtung. Dabei lohnt sich ein Blick darauf, um eine informierte Entscheidung über die Anwendung von Cannabidiol treffen zu können.
CBD: Untersuchung der Lebertoxizität
Im Juni 2018 erhielt GW Pharmaceuticals die Zulassung für Epidiolex. Ein CBD-Medikament für die Behandlung von Epilepsie im Kindesalter. Das war das erste Mal, dass die amerikanische Behörde FDA ein Medikament auf Cannabinoid-Basis zugelassen hat. Inzwischen gibt es zahlreiche Studien, die auf das medizinische Potenzial von Cannabidiol hindeuten.
Ende April erschien in der Zeitschrift Molecules eine Studie, in der amerikanische Forscher die Toxizität von CBD in der Leber untersuchten. Acht Wochen alte Mäuse erhielten dabei ein CBD-Extrakt in unterschiedlicher Dosierung. Genauer gesagt „allometrisch skalierte Mausmodell-Äquivalentdosen der maximal empfohlenen Erhaltungsdosis von CBD in Epidiolex (20 mg/kg)“.
Acht Wochen alte Mäuse erhielten zehn Tage lang eine Dosierung von 0 mg/kg, 61,5 mg/kg, 184,5 mg/kg, 615 mg/kg. Von den Mäusen, die mehrere Male die höchste Dosis von 615 mg/kg erhielten, starben 75 % oder befanden sich innerhalb von vier Tagen kurz vor dem Tod. Außerdem zeigten diese Nager bei Gabe der höchsten Dosis mehrere Anzeichen, die auf Leberschäden hindeuten, wie erhöhte Leberenzymwerte oder eine signifikante Erhöhung des Gewichtsverhältnisses von Leber zu Körper.
Mehr Forschung nötig
Auffällig ist, dass die Dosis von 615 mg CBD pro Kilogramm, die bei dreiviertel der Mäuse zum Tod beziehungsweise zum Fast-Tod führte, das entsprechende Äquivalenz zur höchsten Dosis des von GW Pharmaceuticals zugelassenen Medikaments Epidiolex ist.
Ist das ein Beweis dafür, dass die Anwendung von CBD doch nicht sicher ist? Nein, so weit kann man nicht gehen. Die Studie verdeutlicht allerdings, dass noch viel mehr Forschung auf dem Gebiet der potenziellen medizinischen Anwendung von Cannabidiol nötig ist.