Seit März 2017 existiert in Deutschland das Cannabis als Medizin Gesetz, und seitdem ist es der Regierung nicht gelungen, dem Bedarf gerecht zu werden. Bis heute werden bei der Berechnung von Importen oder genehmigtem nationalen Anbau stets die Mengen zu niedrig angesetzt. Medizinisches Cannabis muss somit importiert werden. Und ob die Situation sich alsbald entspannt, ist mehr als ungewiss, denn allein schon der Aufwärtstrend bei in Deutschland über die Krankenversicherungen abgerechnetem Medizinalhanf setzt sich weiter fort.
Außerhalb der USA wird in Deutschland am meisten Cannabis verordnet
Außer den Vereinigten Staaten von Amerika stellt die Bundesrepublik Deutschland den größten Markt für medizinisches Cannabis dar. Im ersten Quartal 2019 stieg der Umsatz von Medizinalhanf erneut an, im Vergleich zum vierten Quartal von 2018 um sieben Prozent auf den bisherigen Höchststand von 24,5 Millionen Euro. Der Anstieg im Vergleich zum ersten Quartal im Vorjahr beträgt sogar 78 Prozent.
Wie die Zahlen des GKV-Spitzenverbands zeigen, werden vor allem Cannabisblüten zur medizinischen Nutzung immer beliebter. Während sich der Umsatz an Fertigarzneimitteln innerhalb eines Quartals um zwei Prozent erhöhte, beträgt der Zuwachs an verordneten und von den Kassen erstatteten Blüten ganze zehn Prozent. Obwohl Regulierungsbehörden und Ärzteverbände nicht müde werden, sich gegen Cannabisblüten als Arznei auszusprechen, scheinen die Patienten diese zur Behandlung ihrer Erkrankungen klar zu bevorzugen.
Sativex hat eine Vormachtstellung unter den Cannabis-basierten Fertigarzneien
Unter den Fertigarzneien ist Sativex nicht nur das bekannteste, sondern mit 93 Prozent auch bei Weitem das meist verordnete. Die restlichen sieben Prozent teilen sich weniger populäre Namen wie Canemes und das noch nicht registrierte Marinol. Insgesamt machen die Umsätze an Cannabis Fertigarzneien aber nur 18 Prozent des Marktes aus. Außer den unverarbeiteten Blüten, die mit 46 Prozent die Cannabisverordnungen anführen, sind auch Weiterverarbeitungen und Zubereitungen aus Blüten und Cannabisextrakten noch beliebter als die Fertigprodukte der Pharmaindustrie.
Keine realistische Einschätzung bei der Berechnung, der benötigten Cannabismedikamente
In der Regierung scheint jemand zu fehlen, der sich mit Engagement mit dem Cannabis als Medizin Programm auseinandersetzt. So jemandem wäre es ein Leichtes, die Situation und den Bedarf an medizinischem Cannabis richtig einzuschätzen, und dementsprechende Reaktionen einzuleiten.
Die Möglichkeiten, Medizinalhanf aus dem Ausland zu importieren, nehmen stetig zu. Der deutsche Markt ist attraktiv für die global Player der Cannabisindustrie. Doch eigentlich könnte man den Bedarf des medizinischen Cannabis mit nationalen Mitteln decken. Dies wäre auch eine wesentlich ökologischere Lösung, da man durch weniger Transport CO2-Emmissionen vermeidet und Ressourcen schont.
Auch die Verordnungen von Cannabis auf Privatrezept nehmen zu
Die Zahlen, die der GKV-Spitzenverband vorlegt, zeigen lediglich die Cannabisverordnungen, die die Krankenkassen erstattet haben. Bei Cannabisblüten waren dies zum Beispiel 579 Kilogramm, die die Kassen im ersten Quartal 2019 übernommen haben. Im gleichen Zeitraum hat Deutschland aber 765 Kilogramm importiert.
Wie man also sieht, ist auch der Umsatz an Cannabisblüten, die Ärzte über Privatrezepte verordneten, sehr hoch und wird tendenziell noch ansteigen. Im Jahr 2018 wurden insgesamt etwa drei Tonnen Cannabis importiert, mehr als die doppelte Menge des ersten Jahres mit dem neuen Cannabis als Medizin Gesetz. Allerdings trat das Gesetz auch erst am 17. März 2017 in Kraft.