Viele Konsumenten von Cannabis kennen es: Nach dem Cannabiskonsum setzt ein großer Appetit ein, der nur mit Nahrungsaufnahme gestillt werden kann. Belegt ist dies auch durch Studien, bei denen nachgewiesen wurde, dass Patienten, die Cannabis konsumieren, viel mehr Kalorien aufnehmen und sich somit ihr Gewicht erhöht. Diesen Effekt kann man therapeutisch sinnvoll nutzen, um gegen die Appetitlosigkeit vorzugehen.
Gefährliche Appetitlosigkeit
Appetitlosigkeit ist häufig ein Symptom für eine tieferliegende Erkrankung bzw. ein Problem. Mögliche Ursachen für Appetitlosigkeit können Folgende sein:
- bösartige Tumore
- Nebenwirkungen der Krebsbehandlung
- Autoimmunerkrankungen
- HIV/Aids
- die chronisch-obstruktive Lungenkrankheit
- Magen-Darm-Erkrankungen
- medikamentöse Behandlungen
- Infektionen
- Stoffwechselerkrankungen
- psychische Erkrankungen
- Tuberkulose
- Multiple Sklerose
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Die Appetitlosigkeit bringt schwerwiegende Folgen mit sich. Die allgemeine Gesundheit des Patienten verschlechtert sich rapide. Gewicht wird abgebaut, wobei der Körper die Muskelmasse abbaut, wenn die Kalorienzufuhr zu gering ist und körperliche Betätigung ausbleibt. Hierdurch verbrennt der Körper in Zukunft immer weniger Kalorien.
Bei der Blutanalyse werden dann veränderte Werte sichtbar. So kann ein erhöhter Entzündungswert im Blut vorliegen, Blutarmut und wenig Eiweiß sind ebenfalls mögliche Konsequenzen. Es muss jedoch keine schwerwiegende Erkrankung der Appetitlosigkeit zugrunde liegen. Harmlose Ursachen wie Stress, Karies oder Gallensteine können ebenfalls Appetitlosigkeit auslösen. Meist treten diese Veränderungen jedoch kurzzeitig auf. Wenn man über mehrere Tage hinweg diese Appetitlosigkeit spürt, sollte man auf jeden Fall einen Arzt konsultieren.
Auswege ohne Cannabis
Zum einen kann man das Essverhalten umstellen. Einfach Speisen pürieren, damit sie schneller aufgenommen werden können. Man kann auch auf hochkalorische Trinknahrung umsteigen: Jedoch dabei vermeidet man am besten Softdrinks und greift lieber zu Smoothies und dergleichen. Reichhaltige Suppen sind ebenfalls sehr gut geeignet.
Einen Ernährungsberater zurate zu ziehen, kann ebenfalls die allgemeine Gesundheit verbessern. Dieser wird häufig empfehlen, ein Gewichtstagebuch zu führen, bei dem man in regelmäßigen Abständen am selben Zeitpunkt des Tages und in der Woche das Gewicht notiert. Das regelmäßige Treiben von Sport wird ebenfalls empfohlen. Psychische Faktoren können auch eine Appetitlosigkeit bedingen. Hierzu zählen Essstörungen, Depressionen oder bei älteren Menschen Isolation.
Wenn diese nicht medikamentösen Ansätze nichts bringen, wird der Arzt andere Methoden in Erwägung ziehen. Pflanzliche Präparate aus Wermut, Enzian, Angelika und weiteren Quellen stellen eine schonende Alternative dar. Bestimmte Antidepressiva können ebenfalls den Hunger ankurbeln. Aber auch Medikamente lassen sich zur Appetitsteigerung einsetzen, keines von diesen ist jedoch nebenwirkungsfrei.
Was kann der Hanf?
Wenn wir betrachten wollen, wieso medizinisches Marihuana gegen Appetitlosigkeit hilft, sollten wir uns vergegenwärtigen, welcher Bestandteil der Hanfpflanze für diesen Effekt verantwortlich ist. Als Täter ist ganz klar das Cannabinoid THC auszumachen. Dieses ist das einzige psychoaktive Cannabinoid der Hanfpflanze und ist in Deutschland illegal. Erst wenn ein Präparat unter 0,2 % THC enthält, kann man es in Deutschland frei verkaufen. Ansonsten muss man sich rezeptpflichtige Präparate verschreiben lassen.
Eine Studie an Ratten gibt dazu Auskunft darüber, wie das THC im Gehirn die gewollte Wirkung erzeugt. Hierfür verwendete man ein Verdampfungssystem, durch welches die Ratten das THC entsprechend inhalieren. Man konnte dabei genau einstellen, wie lange die Ratten welchen Dosen ausgesetzt waren. Hierbei zeigte sich, dass selbst nur kurze Verdampfungsperioden den Appetit anregten. Selbst wenn die Ratten erst kurz zuvor eine Mahlzeit zu sich genommen hatten, fingen sie wieder an zu fressen, nachdem sie dem Dampf ausgesetzt wurden. Hieraus lässt sich der Schluss ziehen, dass Cannabis das Gehirn in einen Hungermodus versetzt.
Es trat jedoch eine Verzögerung zwischen dem Cannabiskonsum und dem Nahrungskonsum auf. Hieraus leiteten die Forscher den zugrunde liegenden Mechanismus ab. Wenn der Magen leer ist, wird in der Regel ein Hormon mit Namen Ghrelin abgesondert. Dieses vermittelt die Nachricht ans Gehirn, dass mehr Nahrung gebraucht wird. Nun erkannten die Forscher, dass dieses Hormone vermehrt vorhanden war, wenn zuvor Cannabis konsumiert wurde. In einer weiterführenden Untersuchung hat man einen Wirkstoff verabreicht, welchen den Anstieg an Ghrelin verhinderte. Anschließend fand keine erhöhte Nahrungsaufnahme mehr durch den Konsum von Cannabis statt.
Die Studie stellte eine weitere Reaktion klar. Ein kleiner Bereich im Gehirn, welcher zum Hypothalamus gehört, nimmt das Vorhandensein des Hormons Ghrelin wahr. Durch den Konsum von Cannabis wurde die genetische Aktivität der Gehirnzellen, die auf das Hormon reagieren, verändert. Wir können erkennen, welcher Mechanismus der Appetitanregung zugrunde liegt. Wie wir ebenfalls gesehen haben, geht Appetitlosigkeit mit vielen Krankheiten einher. Dabei ist es insbesondere für kranke Menschen wichtig, eine ordentliche Ernährung durchzuhalten, damit sie gegen die Krankheit bestmöglich gewappnet sind. Ein Extrembeispiel für die Verwendung von Cannabis bei Appetitlosigkeit stellt der Gebrauch in der Krebstherapie dar.
Kachexie
Als Kachexie bezeichnet man die Auszehrung, die mit einigen schwerwiegenden Krankheiten einhergeht. Besonders häufig tritt dieses Phänomen bei Krebserkrankten auf. Entweder sorgt die Krebserkrankung selbst oder die damit einhergehende Chemotherapie für ein Auszehren des Körpers. Nicht nur das Speicherfett, welches überfällige Energie speichert, wird abgebaut. Auch Muskelmasse und wichtige Fettschichten, die unter anderem die Organe auskleiden, gehen verloren. Zu dieser Sorte zählt das Fett, welches etwa die Wangen füllt. Im Rahmen einer Kachexie fallen die Wangen und Augen ein, was typisch für diese Erkrankung ist. Je nach Quelle sterben 20 bis 50 % aller Krebserkrankten an ihrer Kachexie.
Häufig wird medizinisches Marihuana nicht als erstes Medikament verabreicht, als Notlösung beweist es jedoch das Potenzial immer wieder aufs Neue. Auch bei Betroffenen von Aids stellte sich heraus, dass ein signifikanter Unterschied im Gewichtsverlust von Cannabispatienten und Nicht-Cannabispatienten besteht. Häufige Begleiterscheinungen einer Kachexie sind Übelkeit und Erbrechen. Gegen diese können die Hauptwirkstoffe von medizinischem Marihuana ebenfalls vorgehen, wobei sich herausgestellt hat, dass Cannabis mindestens genauso gut wirkt wie andere Antiemetika, die jedoch beispielsweise an Dopamin-Rezeptoren andocken müssen.
Effekt ohne Nebenwirkungen
Bestimmte Nebenwirkungen können THC-haltige Präparate natürlich haben. Bei den Nebenwirkungen des THCs geht es jedoch wirklich um die jeweilige Sichtweise. Wenn man Cannabiskonsumenten fragt, wird man schnell erfahren, dass die Nebenwirkungen die hauptsächliche psychoaktive Wirkung von THC ist. Es handelt sich also nicht wirklich um die Nebenwirkungen, sondern um die Effekte, die das psychoaktive THC eben ausübt. Zu den „Nebenwirkungen” zählen:
- Mundtrockenheit
- erhöhter Puls
- veränderter Blutdruck
- Schwindel
- Müdigkeit
- Störungen des Kurzzeitgedächtnisses
- Paranoia
- Euphorie
Cannabis gegen Appetitlosigkeit!
Cannabis hat sich im Kampf gegen die Appetitlosigkeit tatsächlich bewährt. Das Sättigungsgefühl wird zu einem Großteil ausgeschaltet, weshalb man gerne und viel isst. Ferner berichten die meisten Konsumenten davon, dass ihr Geschmackserlebnis viel intensiver ausfällt. Dazu kommt, dass Cannabis ohne Nebenwirkungen auskommt.