Mit der Hilfe von Cannabis eine chronische Erkrankung der Lunge wie beim Asthma lindern zu wollen, scheint rund um neue medizinische Optionen auf den ersten Blick als mindestens exotischer Ansatz. Hanfprodukte wie Haschisch und Marihuana werden schließlich gerne geraucht oder mit einem Vaporizer verdampft und inhaliert, was in der Pneumologie verständlicherweise genauso wenig empfohlen wird wie Schnaps beim Leberschaden durch einen Facharzt der inneren Medizin. So klingt dann auch eine neue Untersuchung zu Cannabiskonsum unter Teenagern und mehr asthmatischen Erkrankungen in der gleichen Bevölkerungsgruppe erst mal nach einem Warnhinweis, den es in puncto mögliche Folgen einer Legalisierung zu bedenken gilt.
Freilich sind Cannabinoide wie das berauschende THC außer in einigen therapeutischen Bereichen für Heranwachsende grundsätzlich nicht geeignet. Was aber gilt zum Asthma eigentlich für volljährige Leute angesichts von nachweislich sehr kräftigen, entzündungshemmenden Wirkstoffen der Hanfpflanze, die sich ohne Beteiligung der Atemwegsorgane auch problemlos verzehren oder trinken lassen? Es gibt Cremes und Lotionen, Patches und vieles mehr und weil Cannabis bekanntlich eine häufig therapeutisch hilfreiche Interaktion mit körpereigenen Prozessen eingeht, steht bei entsprechender Aufklärung zum Thema einem umsichtigen Selbstversuch nichts im Wege.
Studie untersucht Lungenkrankheiten bei Jugendlichen nach einer Cannabis-Legalisierung
Analysiert hat das Problem die „Columbia University Mailman School of Public Health“ und dort vermuten Forscher nach dem Abgleich von Daten, dass die in Übersee vielerorts bereits durchgeführte Marihuana Freigabe als Grund für den Anstieg beim Asthma infrage kommt. Laut der Studie husten mehr Schüler der 9. bis 12. Klasse und greifen nach dem Atemspray, das verkrampfte Bronchien entspannt, wenn in der Freizeit Cannabis konsumiert wird. Die Wissenschaftler haben zusätzlich das Rauchen von Tabak und demografische Aspekte berücksichtigt. Auch den Alkohol hat man nicht vergessen und abgeglichen, was zu guter Letzt vielleicht der Wohnort der Teenager für Auswirkungen auf die Atemwegsorgane hat.
Wer neben dem Braunkohlekraftwerk oder im Trailer-Park direkt am Highway wohnen muss, hat wahrscheinlich im Leben dauerhaft Probleme mit dem Atmen. Weil beides aber sozusagen normal erscheint und legales Cannabis demgegenüber noch sehr frisch, steht mal wieder der Hanf statt staatliches Versagen in sozialen Fragen unter Verdacht. Schlechte Luft und Adipositas schon im Kindergarten? Laut Forschung kein Thema und kein Vergleich mit jener veränderten Gesetzeslage für Cannabinoide! Mädchen greifen öfter zum Joint als Jungs, sagt die Analyse, die zudem eine Reihe von Vergleichen zwischen den einzelnen Rassen aufführt, was in den USA bekanntlich viel mehr Raum einnimmt als bei uns.
Gesundheitsrisiken für Minderjährige: Hunger, Hanf und Hangover?
Erwerbslosigkeit und Ausgrenzung, kein Geld für Obst und Gemüse – benachteiligte Gruppen und deren Kids erkranken statistisch gesehen häufiger an Asthma. Das dürfte in Deutschland ähnlich sein wie in den Vereinigten Staaten. Wieso jedoch ausgerechnet die armen Teenies viel Geld für Gras ausgeben können und das bedenkenloser als ihre weißen Mitschüler von den Eltern in die Hand gedrückt bekommen, erklärt die Fachstudie nicht. Wichtiger scheint die kurze Bemerkung, dass Hanf-User bei gleichzeitigem Konsum von Alkohol und Zigaretten ein extra dickes Risiko haben für baldiges Röcheln, zumal dieser ungesunde Mischkonsum immer häufiger in der so sensiblen Zeit der Pubertät generell beobachtet wird.
Leider findet sich dieses Problem nur in einem halben Satz des Berichts. Selbst medizinische Laien dürften leicht nachvollziehen, wie es um den Beitrag der schon immer legalen Suchtgifte und chronischen Husten bestellt ist. Haschisch und Marihuana sind für Minderjährige tabu, genauso wie normalerweise auch Alkohol und Zigaretten, die jeder Jugendliche aber deutlich leichter bekommt als Cannabinoide! In „Gods Own Country“ torkeln trunkene Kids mit der Flasche im Packpapier durch die Gegend, während hierzulande Saufen sogar als Kulturgut verkauft wird. Doch sowohl im Cannabis Fachgeschäft der USA wie beim Dealer in Deutschland werden die ganz jungen Leute mit Sicherheit schwieriger an das THC kommen als an Alkoholika und Tabak.
Cannabinoide und asthmatische Erkrankungen: Chancen, Risiken und Selbstversuche
Die Autoren der Studie über kiffende Oberschüler jedenfalls fordern deutlich mehr Geld zum Forschen, mehr Prävention und mehr öffentliche Debatte zum Thema Asthma und Cannabis – eigentlich alles Selbstverständlichkeiten in einem modernen Gesundheitssystem, oder? Leider passiert genau diese Art Aufklärung in der Praxis nur selten und Patienten gerade in Deutschland dürften bei der Nachfrage zum Hanf gegen die Atemwegsbeschwerden vom Arzt meistens nur potenziell negative Effekte beschrieben bekommen. Wirklich informierte Doktoren jedoch können sehr wohl auf eine Reihe spannende Studien zugreifen und nachlesen, was bei Krankheit an Optionen durch Cannabinoide zur Verfügung steht.
Erstaunlicherweise rauchen und verdampfen Asthmatiker laut einer Untersuchung etwa zur Hälfte Haschisch und Marihuana und berichten von positiven Erfahrungen. Ein Selbstversuch ist denkbar für Erwachsene, wenn das Asthma-Spray für den Notfall bereitliegt. Auch wenn viele Betroffene beim Inhalieren keine der typischen, pfeifenden Geräusche beim Atmen beschreiben und von Husten nicht immer die Rede ist, bleiben Joint, Bong oder Vaporizer ein reales Risiko. Verdampfer gelten zwar als therapeutisch sehr effizient und werden in Studien vielfach verwendet, doch es geht eben um die Lunge und Lungenbläschen und da ist es ratsam, andere Methoden für den Konsum von Cannabis auszuprobieren.
Hanfprodukte zum Essen und Trinken, CBD-Öl und hochwertige Tinkturen voller Cannabinoide bieten sich bei Asthma genauso an wie Salben und Cremes zur Aufnahme der Inhalte über die Haut. Manchmal kann laut Wissenschaft Cannabis sogar genauso helfen wie ein Bronchodilatator! THC und andere Wirkstoffe hemmen Entzündungen und helfen dem Körper durch Stimulation bei vielen Prozessen, doch freie Lungen sind garantiert natürlich bei solchen Naturpräparaten nicht.
Zu beachten ist außerdem eine mögliche allergische Reaktion auf das Gras, schließlich geht Asthma häufig mit einem überschießenden Immunsystem einher. Allergien gegen bestimmte Hanfsorten sind denkbar. Besondere Vorsicht gilt naturgemäß zur Pollenflug-Saison. Auch wenn in der Arztpraxis die neuste Forschung zu Cannabis bisher nicht bekannt sein sollte, braucht es das Gespräch vor jeder Art Selbstversuch. Dabei sollten Wechselwirkungen von THC mit Arznei der Schulmedizin besprochen werden, Einnahmeformen und die einzelnen Effekte der Cannabinoide im Hanf.