Stottern ist der Begriff für eine Sprechstörung, von der ungefähr 800.000 Menschen in Deutschland (in der Schweiz und Österreich je ca. 80.000) betroffen sind. Typische Symptome sind die kontinuierliche Wiederholung von Sprachelementen, sowie häufiges Innehalten, durch die der Sprachfluss merklich beeinträchtigt wird.
Obwohl Stottern familiär gehäuft auftritt, konnte noch keine genetische Ursache des Stotterns gefunden werden. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass die Veranlagung zur Sprechstörung vererbt wird, während die Auslöser bisher nicht eindeutig identifiziert sind – zur Sprache stehen verschiedene physiologische, psycholinguistische und psychosoziale Faktoren.
Berichte über Linderung des Stotterns sind lange bekannt
Die Therapieansätze für die Störung sind deshalb ebenso vielfältig, wie die angenommenen Ursachen. Aus der Cannabis-Community kommen immer wieder anekdotische Berichte, dass Betroffene nach dem Konsum von Cannabis eine starke Verminderung der Symptome wahrnehmen. Jüngst wurde nun in der Fachpresse über ein Paper von Szejko et al. (2021) berichtet, das einen entsprechenden Fallbericht liefert. Der Patient bemerkte während des Freizeitgebrauchs, dass sich sowohl sein Sprachfluss, als auch seine soziale Angststörung, Schlafprobleme und Nervosität drastisch verbesserten.
Klinische Studien stehen aus – Besserung der Symptome aber signifikant
Die Autoren berichten, dass diese sprachlichen Verbesserungen auch in phoniatrischen Tests feststellbar waren. Auch das soziale Umfeld des Patienten konnte eine enorme Verbesserung wahrnehmen. So konnte seine Lebensgefährtin anhand des signifikant verbesserten Sprachflusses verlässlich diagnostizieren, wann er Cannabis konsumiert hatte.
Unerwünschte Nebeneffekte traten im Laufe der Beobachtung nicht auf. Die positiven Effekte hielten über einen Zeitraum von über einem Jahr an. Der Patient teilte im Interview – wenig überraschend – mit, dass sich seine Lebensqualität durch die Cannabis-Medikation immens verbessert habe. Der 20-jährige Patient konsumierte zunächst Dosen von 50 mg pro Tag, steigerte jedoch seine Dosis im Laufe des Beobachtungszeitraumes, um die positiven Effekte zu verstärken. Zum Einsatz kam dabei ein handelsüblicher Vaporizer.
Aufgrund der vorliegenden Ergebnisse schlussfolgern die Autoren der Studie, dass Medizinal-Cannabis bei der Behandlung des Stotterns allgemein wirksam sein könnte, weisen jedoch darauf hin, dass die Ergebnisse in kontrollierten Studien bestätigt werden müssen.
Quellen und weiterführende Links
Szejko, N./Fremer, C./Baacke, F./Ptok, M./Müller-Vahl, K. R. (2021): Cannabis Improves Stuttering: Case Report and Interview with the Patient. In: Cannabis and Cannabinoid Research, 6. Jg., H. 5, S. 372–380.