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Hanf ist bekanntlich ein uraltes Heilmittel, das heute mithilfe moderner Wissenschaften immer besser analysiert und verstanden wird. Auch der Einfluss von Cannabis auf die Schilddrüse steht dabei im Fokus der medizinischen Forschung. Eine neue Untersuchung schaut sich dazu Risiken durch Cannabinoide für Patienten an, die an einer Autoimmunhyperthyreose leiden und später an einem Exophthalmus entwickeln.
Morbus Basedow und Hanfkonsum
Im Englischen als „Graves´ disease“ bezeichnet, geht es in der aktuellen Hanfstudie um das Krankheitsbild Morbus Basedow. Dabei handelt es sich um eine nicht sehr häufige, aber optisch unverwechselbare Erkrankung mit den scheinbar aus dem Gesicht hervorquellenden Augen. Solcherlei Exophthalmus folgt manchmal der eingangs erwähnten Autoimmunhyperthyreose, die wiederum durch unsere Schilddrüse beeinflusst ist.
Die Wissenschaftler haben Gesundheitsakten von gut 36.000 Personen durchforstet, die in einem Zeitraum von 20 Jahren erfasst und behandelt wurden. Davon nahmen knapp 800 Probanden Cannabinoide ein. Gut die Hälfte der Patienten rauchte darüber hinaus regelmäßig Zigaretten. Außerdem dokumentiert das Projekt diverse Behandlungsmethoden. Dazu zählen Steroide und spezielle, operative Verfahren wie die Tarsorrhaphie oder eine Orbitadekompression.
Cannabis ähnlich riskant für die Schilddrüse wie Nikotin?
Laut der Studie besteht diese Annahme mit einer Berechtigung. Rund 4 % der Patienten mit einer Autoimmunhyperthyreose entwickelte Morbus Basedow sowohl bei vorliegender Einnahme von Gras als auch beim Rauchen von Tabak, während bei der abstinenten Vergleichsgruppe das Auftreten lediglich 2,2 % betraf. Besonders riskant scheint den Daten zufolge das erste Jahr nach Auftreten der Vorerkrankung.
Nach zwei Jahren wiederum gingen die Zahlen deutlich zurück und für Cannabis zeigte sich kein statistisch relevanter Unterschied mehr. Patienten mit Hanf im Organismus erhielten etwa zweieinhalbmal so oft Steroide verschrieben. Die Forscher halten es für sehr wichtig, für klare Auskünfte durch behandelnde Mediziner zu sorgen, und zwar so schnell und gründlich wie möglich.
Wer die Diagnose der genannten Autoimmunkrankheit erhält, sollte die potenziellen Gefahren durch Cannabinoide unbedingt kennen und vorzugsweise jeden Konsum vermeiden. Ansonsten droht laut Studie ein früheres Entwickeln von Folgeerkrankungen, die zugleich schwerer ausfallen könnten als beim Durchschnitt.
Bei Schilddrüsenüberfunktion und THC ist Vorsicht geboten
Ein Check des Organs gehört auch in Deutschland normalerweise zum Standard therapeutischer Vorsorgeuntersuchungen. Wer kifft, sollte rund um die Funktion der Schilddrüse einen Check durchführen lassen, am besten regelmäßig und stets auf ein genaues Auswerten der Ergebnisse drängen. Panik bleibt freilich nicht angebracht, da ein wirklich kausaler Zusammenhang aktuell nur vermutet wird und eine ganze Reihe von Einschränkungen der Analyse dazu kommen.
Verantwortlich für die Studie ist das „Albert Einstein College of Medicine“ in New York und publiziert hat man die Ergebnisse im Fachbereich der rekonstruktiven, plastischen Augenchirurgie. Betont wird explizit, dass es sich bei den betroffenen Patienten um besonders aktive User von Cannabis handelt und beim Vergleichen der Datensätze keinerlei spezifische Aspekte vom Konsum berücksichtigt sind.
Unterschiedliche Formen der Einnahme von Hanf, die Dauer respektive exakte Häufigkeit untersuchten die Experten nicht und halten direkte Assoziationen zwischen Wirkstoffen wie THC und Morbus Basedow im Moment keineswegs für zulässig. Dazu braucht es Folgeuntersuchungen. Trotzdem bleibt es schon heute ratsam, auf Joint und Haschkekse bei einer diagnostizierten Autoimmunhyperthyreose zu verzichten und sich stattdessen auf die bewährten Therapieansätze aus der Schulmedizin zu konzentrieren.