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Das Wort Rheuma oder Rheumatismus ist geläufig und beinahe jeder kann sich etwas darunter vorstellen. Schmerzen in Wirbelsäule oder den Gelenken werden meist damit assoziiert, außerdem ein hohes Alter. Grundsätzlich ist nichts davon falsch, und doch wird ein nicht ganz richtiges Bild dieser Erkrankung, genauer gesagt der Erkrankungen, vermittelt.
Der Begriff rheumatische Erkrankung beschreibt Dutzende Erkrankungen, die durch chronische Entzündungen, Schmerzen, Schwellungen und Steifheit in den Gelenken, im Bindegewebe und in Muskelfasern gekennzeichnet sind. Es gibt keine Heilung für Rheuma, und die Ursachen können vom schlichten Alterungsprozess hin zum übermäßigen Verschleiß (z. B. bei Profisportlern) reichen, oder es kann sich um einen Mangel des Immunsystems handeln. Derzeit leiden mehr als 50 Millionen Erwachsene an einer Form der Erkrankung, größtenteils in den Ausprägungen Arthritis, Osteoarthritis, rheumatoider Arthritis, Spondylose oder Lupus.
Leben mit Beschwerden
Rheuma kann die Lebensqualität erheblich negativ beeinträchtigen, da es sich auf die täglichen Aktivitäten auswirken kann. Einfache Aufgaben wie das Fahren, das Zubereiten von Mahlzeiten und das Anziehen von Kleidung können für eine Person mit dieser Krankheit schwierig sein. Schmerzen werden zum festen Bestandteil des Alltags der Erkrankten und die Mobilität oft eingeschränkt.
Wirkt Cannabis bei rheumatischen Erkrankungen?
Die Forscher sind bislang skeptisch gegenüber der Vorstellung, dass Cannabis bei Rheuma helfen kann. Cannabinoide haben sich zwar als nützlich erwiesen, um die Symptome von so vielen anderen Krankheiten zu beheben, doch die Studien über Cannabis in der Rheuma-Therapie waren nicht so positiv.
In dem Bericht einer 2014 durchgeführten Studie kam Dr. Mary Ann Fitzcharles zu dem Schluss, dass die schmerzstillende Wirkung im Cannabis im Vergleich zu anderen Medikamenten schwach ist. Auch gibt es insgesamt nur wenige wissenschaftliche Belege dafür, dass Cannabis die Schmerzen bei rheumatischen Beschwerden reduzieren kann, was natürlich auch schwierig ist, da hierfür unzureichend Studien durchgeführt wurden.
Fitzcharles erkannte jedoch an, dass Cannabinoide bei der Behandlung anderer chronischer Schmerzzustände sehr nützlich sein können. Ihre Ergebnisse zeigten, dass verschiedenen Schmerzarten ein anderer Schmerzmechanismus zugrunde liege als dem Rheuma. Eine andere Studie im Journal of Opioid Management, die vor der Studie von Fitzcharles durchgeführt wurde, ergab allerdings, dass 80 Prozent der seit 2009 registrierten Cannabis-Patienten Marihuana zur Behandlung von myofaszialen Schmerzen (Schmerzen in Bewegungsapparat oder Muskulatur) verwendeten.
Und auch Studien des chinesischen Wissenschaftlers Dr. Sheng-Ming Dai, die im Magazin Rheumatology, dem Journal der British Society for Rheumatology veröffentlicht wurden, kommen zu weit positiverem Schluss. An den von rheumatischen Krankheiten betroffen Stellen wurden CB2 Rezeptoren in sehr hoher Zahl gefunden, die durch Aktivierung mittels Cannabis entzündungshemmende Effekte aufzeigten. Abseits neuer wissenschaftlicher Tests gibt es Belege für den positiven Einfluss von Hanf auf die Schmerzsituation und die Lebensqualität insgesamt nicht erst seit gestern. Schon im 19. Jahrhundert wurden Rheuma-Patienten erfolgreich mit einer Hanftinktur behandelt.
Gibt es ein Fazit?
Während sich Rheumatologen im Allgemeinen also skeptisch bleiben, scheinen Rheuma-Patienten teilweise andere Überzeugungen die schmerzlindernden Eigenschaften von Cannabis betreffend zu haben und auch andere Studien scheinen, positivere Ergebnisse zu haben. Sicher sollte diese Angelegenheit noch weiter untersucht werden, wobei es doch mittlerweile einige wissenschaftliche Ergebnisse gibt, die etwa die Wirkung von CBD-Öl bei rheumatischer Arthritis belegen.
Viele der durchgeführten Studien, die Cannabis keine Wirkung bei rheumatischen Beschwerden zuschrieben, wurden in einem zu kurzem Zeitraum durchgeführt, sodass sie wenig aussagekräftig sind. Es ist vermutlich das Beste, wenn man dem Patienten sorgfältig zuhört, und ihm die Therapie angedeihen lässt, mit der er für sich den größtmöglichen Rückgewinn an Lebensqualität erreichen kann.