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Jeder von uns kennt das – der Tag war stressig, man hat sich mit dem Partner gestritten, oder auf der Arbeit lief etwas schief, und schon vergeht einem der Appetit. So geht es vielen Menschen, manchen täglich und ehe man sich versieht, hat man es mit einer handfesten Essstörung zu tun. Auch andere Faktoren führen zu Essstörungen, unter anderem die extrem körperbetonte Werbung, die uns suggeriert, wie wir auszusehen, zu sein haben. Gerade im Jugendalter, wenn der gesellschaftliche Druck plötzlich wächst und in der Schule noch Dinge wie „bodyshaming“ hinzukommen, führt dies schnell zu physischen Krankheiten. Dies kann die Gesundheit dauerhaft gefährden, zu sozialer Isolation führen und den Bezug zum eigenen Körper sowie die Entwicklung massiv stören.
In Deutschland leiden mehr als vierhunderttausend Menschen an einer Essstörung. Meistens sind junge Mädchen betroffen. Die Essstörung ist die psychische Erkrankung mit dem stärksten Zuwachs in den vergangenen Jahrzehnten, und eine Essstörung ist ohne Psychotherapie auch kaum in den Griff zu bekommen. Die drei am häufigsten diagnostizierten Essstörungen sind Anorexia nervosa oder auch Magersucht, die Bulimie oder auch Ess-Brech-Sucht und die Binge-Eating-Störung, welche erst in den vergangenen Jahren als eine eigene Krankheit in den Fokus der Wissenschaft gerückt ist. Deshalb sind die Informationen auf diesem Gebiet auch noch lückenhaft. Allerdings gelten circa 40 % der Essstörungen als EDNOS – eating disorder not otherwise specified. Das heißt, sie lassen sich nicht einordnen, weil entweder Diagnosekriterien fehlen oder zu schwach ausgeprägt sind. Oft handelt es sich dabei um psychogenen Appetitverlust, psychogenes Erbrechen oder sogar Pica. Auch als eine Essstörung angesehen werden, können die Nebenwirkungen einer Chemotherapie oder Strahlentherapie bei Krebspatienten.
Anorexie
1 bis 2 % der deutschen Frauen leiden unter ihr einmal im Leben, dagegen nur 1,2 bis 1,5 % der Männer. Die meisten Neuerkrankungen finden zwischen dem 12. und dem 19. Lebensjahr statt, was besonders dramatisch ist, weil diese Erkrankung zu signifikanten pubertären Entwicklungsverzögerungen führen kann. Es gibt aber auch Kinder, die vor dem 11. Lebensjahr erkranken. Die Erkrankung äußert sich in dem krankhaften Versuch das Gewicht zu reduzieren. Das Gewicht rangiert oft 25 % oder mehr unter dem Normalwert. Dies führt bis zur Lebensbedrohlichkeit und somit weist die Anorexia nervosa auch die höchste Sterblichkeitsrate aller psychischen Erkrankungen auf. Circa 10 bis 15 % der Patienten sterben an dieser Krankheit.
Die Betroffenen hungern sich zu Tode, da sie eine verzerrte Körperwahrnehmung haben und ihr Selbstwertgefühl oft übermäßig an ihre Figur geknüpft ist. So empfinden sie sich selbst dann nicht als zu dünn, wenn aufgrund von Nahrungsmangel die Periode ausbleibt, die Potenz verloren geht, das Verlangen nach Sex nachlässt oder sich dauerhafte Müdigkeit einstellt. Sie nehmen ihre Körpersignale nicht wahr. Betroffene haben krankhafte Angst vor Gewichtszunahme und sind oft sehr leistungsorientierte Menschen, die ihr Körpergewicht nicht nur durch mangelhafte Nahrungsaufnahme, sondern auch durch übertriebenen Sport kontrollieren. Sie sehen die Kontrolle über ihr Gewicht als einen Erfolg.
Das Wissen um die Langzeitschäden wie Osteoporose, Haarausfall, Fruchtbarkeitsstörungen, Nierenschäden, Herz-Kreislauf-Störungen, Magen-Darm-Schäden, Zahnschäden und psychische Veränderungen hat keinen Einfluss auf ihr Verhalten. Oft isolieren sich Betroffene aus Scham und Angst sozial. Der Verlust von sozialem Umfeld und Freunden ist besonders für Jugendliche sehr gravierend. Hinzu kommen oft, wenn nicht vorher schon vorhanden, Depressionen. Schuldgefühle, Scham, Angst, Wut und Frustration sind meist tägliche Begleiter der Betroffenen.
Bulimie
1,3 bis 1,7 % der Frauen leiden einmal im Leben unter ihr, bei den Männern sind es 0,1 bis 0,5 %. Auch diese Erkrankung manifestiert sich am häufigsten im jungen Alter zwischen 15 und 19 Jahren, allerdings ist hier die Gefahr einer Neuerkrankung auch mit 20 bis 29 Jahren noch hoch. Die Hälfte der Bulimie-Patienten war vorher magersüchtig, was die enge Verbindung diese Erkrankungen verdeutlicht. Auch bei Bulimie ist eine falsche Körperwahrnehmung zu finden, was sich ebenfalls in starkem Untergewicht niederschlägt. Allerdings gehen bei der Bulimie den gewichtsreduzierenden Maßnahmen regelrechte Essattacken voraus. Hinterher kommt es zu großen Scham- und Schuldgefühlen, die kompensatorischen Maßnahmen.
Diese können Erbrechen oder auch die Einnahme von Abführmitteln einschließen. Auch hier wird der Selbstwert vom Körper abhängig gemacht. Zusätzlich ist bei diesen Menschen oft innere Spannung, depressive Verstimmungen und Substanzmissbrauch zu beobachten. Die Ess-Brech-Sucht ist eine unglaublich hohe Belastung für den Körper und geht vorerst mit Gewichtsschwankungen, später mit Verstopfungen der Nieren und Osteoporose durch Mineralverlust, Verätzungen des Rachenraums, Erschlaffung des Mageneinganges und ansonsten mit ähnlichen Langzeitfolgen wie bei der Anorexie einher. Ebenso sind die sozialen Folgen vergleichbar.
Binge-Eating-Störung
Die Binge-Eating-Störung dagegen stellt sich anders dar. Sie beginnt meist im Alter von 12 bis 23 Jahren. Die Erhebung bezüglich der Häufigkeit und Ursachen lassen noch die Evidenz vermissen, da diese Störung bisher nicht lange als eine eigene Erkrankung gilt. Sie zeichnet sich durch extreme Essattacken ohne Sättigungsgefühl aus. Die Betroffenen erleiden einen absoluten Kontrollverlust und haben oft auch das Gefühl, die Kontrolle über ihr Leben verloren zu haben. Es wird vermutet, dass diese Störung in engem Zusammenhang mit Depressionen steht. Im Gegensatz zu den beiden bisher vorgestellten Krankheiten werden allerdings keine gewichtsreduzierenden Maßnahmen durchgeführt, daher führt Binge-Eating oft zu Übergewicht. Auch hier sind Scham, Ärger, Einsamkeit aber auch Überforderung zentrale Themen. Die Langzeitfolgen äußern sich durch das Übergewicht eher als Erkrankungen des Bewegungsapparates, Kreislaufstörungen, gestörte Atemfunktion sowie Müdigkeit und Schwangerschaftskomplikationen.
Chemotherapie
Bei Krebspatienten stellt sich oft ein Appetitverlust ein, der mehrere Gründe haben kann. Einerseits lösen Tumore und ihre Botenstoffe oft Übelkeit, Appetitverlust und Erbrechen aus, andererseits haben diese Patienten natürlich in hohem Maße mit Ängsten und Depressionen zu kämpfen, welche, wie wir inzwischen wissen, den Appetit stark mindern können. Hinzu kommt, dass Krebspatienten oft Opioide gegen ihre Schmerzen einnehmen müssen, welche zu Übelkeit und Verstopfung führen. Als wäre dies nicht genug, lösen Chemotherapien bei vielen Betroffenen Geschmacksstörungen (Dysgeusien) aus, was dazu führt, dass gerade bei eiweißhaltigen Lebensmitteln wie Fleisch ein bitterer oder metallischer Geschmack wahrgenommen wird. Manchmal wird das Essen auch als komplett geschmacklos empfunden. Dies führt häufig zu einer Abneigung gegen Essen, was trotz der Tatsache, dass sich die Dysgeusie nach ein paar Monaten zurückbildet, für derart schwer kranke Patienten ein großes gesundheitliches Problem, sowie die signifikante Minderung der ohnehin nicht vorhandenen Lebensqualität darstellt.
EDNOS
Dysrexie (Störung der Nahrungsaufnahme), Dyspanderosis (Störung des Körpergewichtes), Pica (Essen von nicht essbaren Dingen), psychogener Appetitverlust und Erbrechen. All diese Dinge werden im ICD unter dem Code F50 zusammengefasst. Bei den meisten von ihnen liegt Stress, Anspannung, schlechte Problembewältigung und Überforderung zugrunde. Einige dieser Störungen (bis auf Pica) bilden sich bei Eliminierung der Stressfaktoren größtenteils bald zurück und können dennoch sehr belastend sein. Sie gehen nicht mit Gewichtsangst einher und auch das Erbrechen geschieht spontan und als Spannungsreduktion. Etwa 40 % der Essstörungen fallen in dieser Sparte.
Therapie bei Essstörungen
Doch wie geht man psychogene Essstörungen an, Störungen die alleine auf dem Leid der Psyche basieren? Natürlich sind bei allen Essstörungen, wie zuvor erwähnt, Psychotherapien dringend angeraten. Man kann ambulant und anonym in Krisenzentren, psychologischen Notdiensten und Selbsthilfegruppen Unterstützung finden. Allerdings ist auch ein Gang zum Hausarzt des Vertrauens möglich; dieser kümmert sich dann um die nächsten Schritte. Die Problematik ist jedoch, dass Menschen mit Anorexie oder Bulimie das Ausmaß ihrer Erkrankung größtenteils durch das verzerrte Bild, welches sie von ihrem Körper haben, nicht überschauen. Sie geben in Therapien sogar an, zunehmen zu wollen und greifen dann heimlich zu Abführmitteln oder ‚betrügen‘ anders.
Dadurch dass Erkrankte sich also nicht als krank wahrnehmen, ist es schwer sie zu einer Therapie zu bewegen, weshalb auch die Sterberate so hoch ist. Es kommen zur unterstützenden Therapie oft SSRI (selektive Serotonin Wiederaufnahmehemmer) zum Einsatz, da diese Störungen oft mit depressiven Verstimmungen assoziiert sind. Allerdings belegen Studien, dass die Wirkung auf die Kernsymptomatik schlecht und die Nebenwirkungen dafür sehr hoch sind. Dies führt uns nun zum eigentlichen Thema.
Cannabis und Appetit
Wie jetzt schon seit den Neunzigerjahren bekannt ist, besitzt der Körper ein eigenes Cannabinoidsystem(Endocannabinoidsystem) und körpereigene Cannabinoide (Anandamid). An die Rezeptoren dieses Systems – CB 1 und CB 2, die sich sowohl im Gehirn als auch im Darm und sogar im Fettgewebe befinden, können auch zugeführte Cannabinoide andocken, was dieses System für therapeutische Zwecke sehr interessant macht. Schon alte Lehrbücher der ayurvedischen Medizin, sowie später im 19. Jahrhundert europäische Ärzte, berichteten von der appetitfördernden Wirkung von Cannabis. Dass das Endocannabinoidsystem Einfluss auf den Schlaf-Wach-Rhythmus, die Körpertemperatur, emotionale Regulierung und Stress hat, ist bereits bekannt. Auch auf Appetit und Hunger hat das Einfluss, aber wie? Wir besitzen zur Regulierung dessen ein System welches sich Hirn – Darm – Achse nennt. Hirn und Darm geben sich über dieses permanent gegenseitig Feedback. Der Darm sagt dem Hirn, was gerade los ist!
So werden Nahrungsmittelaufnahme, Energiebalance, Verdauung und Sättigung reguliert. Wie gesagt, befindet sich das ECS (Endocannabinoidsystem) in Hirn, Darm und Fettzellen und hat somit eine stark regulierende Wirkung, primär auf hormonelle Prozesse in diesen. Man fand heraus, dass der Körper eigene Cannabinoide (Anandamid) bereits in der Muttermilch, und die zugehörigen Rezeptoren beim Säugling vorhanden sind. Man geht also davon aus, dass sie bereits eine tragende Rolle bei der Milchaufnahme spielen. Wahrscheinlich sind sie die Vermittler zwischen Hirn und Darm. Vielleicht ist dieses System also ein Überbleibsel der entscheidenden Rolle bei der frühen Nahrungsaufnahme. Herausgefunden hat man des Weiteren, dass die Cannabinoide stark im limbischen System (Hirnregion) wirken, wo sich unser Belohnungssystem befindet, was dazu führt, dass uns das Essen nach Andocken von Cannabinoiden besonders gut schmeckt. So werden Hunger und Genuss verknüpft. Herr Dr. Grotenhermen sagt dazu, dass zugeführte Cannabinoide beim Andocken an die Rezeptoren dieselbe Reaktion auslösen wie Anandamid, nur stärker.
Studienlage zu Essstörungen
Britische Forscher, die an Mäusen mit Magersucht forschen, gaben diesen 0,5 Milligramm THC täglich und beobachteten eine deutliche Steigerung des Appetits und Gewichts. Anschließend fand man in einer einmonatigen dänischen Studie mit 24 chronisch magersüchtigen Frauen heraus, dass 5 Milligramm Dronabinol [1] täglich über 4 Wochen eine deutliche Gewichtszunahme mit sich brachten. Dies war eine randomisierte Doppelblindstudie. Die Kontrollgruppe bekam ein Placebo.
In einer Studie der University Naples fand man heraus, dass Anorexie und Bulimie immer mit einem sehr niedrigen Anandamidspiegel einhergeht. Parallel dazu befanden sich in den Hirnregionen der Patienten deutlich mehr CB 1 und CB 2 Rezeptoren. Dies weist auf eine mit der Krankheit einhergehen Störung des Cannabinoidsystems und des Belohnungssystems hin. Auch fand man heraus, dass der Anandamidspiegel mit dem Ghrelinspiegel korreliert. Das Ghrelin ist ein Botenstoff für den Appetit und löst Hunger aus, wenn der Magen meldet, dass er leer ist. Man fand heraus, dass man das Ghrelin bei Patienten mit Chemotherapie sogar durch Cannabinoide ersetzen kann, denn bestimmte Chemotherapie-Medikamente hemmen die Produktion von Grehlin. Inzwischen weiß man, dass sich THC Appetit fördernd auswirkt und CBD Appetit zügelnd, weshalb bei einer Gabe von Cannabinoiden darauf zu achten ist, dass bei einer appetitfördernden Wirkung mehr THC als CBD enthalten ist.
Bei einer Therapie gegen etwa Adipositas wäre auf einen hohen CBD und niedrigen THC-Gehalt zu achten. Auch bei frei verkäuflichen CBD-Produkten ist dieser Fakt nicht zu vernachlässigen. Die Darreichungsformen können Blüten, Sativex Spray [2], Donabinol, oder Vollspektrumextrakte sein. In den USA ist Anorexie bereits eine qualifizierte Krankheit für Cannabistherapie. Beispiele sind Kalifornien, Maryland, New Mexico und Washington. Auch aus der Begleiterhebung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte geht hervor, dass Cannabis gegen Essstörungen häufig verordnet wird. An der Spitze stehen mit 69 % die Schmerzpatienten, danach folgen Spastiken mit 11 %, Anorexie mit 8 % und Übelkeit und Erbrechen mit 4 %.
Durch weitere Studien in den nächsten Jahren wird sich diese Zahl voraussichtlich stark erhöhen. Auch darf nicht vergessen werden, dass Cannabis eine stark angstlösende, Stress reduzierende und entspannende Wirkung hat, was bei Patienten, die unter Depressionen, Angst und innerer Spannung leiden, einen zusätzlichen Vorteil der Cannabistherapie darstellen würde.
Patientengeschichte
Claudia Russo ist unter anderem Krebspatientin, doch schon lange vor ihrer Erkrankung kam sie in Berührung mit Cannabis – zum Glück. Auch wenn der Grund für ihren Konsum im Jugendalter eher ein trauriger war. Sie versuchte damals aus ihrer Alltagsrealität zu fliehen, da ihr Elternhaus nicht viel Schönes für sie bereithielt. So sollte der Konsum ihr später das Leben retten. Leider kamen im Laufe der Zeit auch andere Substanzen hinzu, sodass Claudia abhängig wurde. Nach einigen Jahren war ihre Leber schwer geschädigt, sie war extrem untergewichtig, auf Entzug und in einer medikamentösen Studie, um ihre Leber zu retten. In dieser Zeit schon konnte sie auf ihr (nicht legales) Cannabis nicht verzichten. Es gab ihr den Appetit zurück, den sie bitter nötig hatte, sagt sie. Auch stärkte es ihre Psyche so, dass sie in der gesamten Studie die Einzige war, die ihr Gewicht gehalten hat.
Sie kam zu dem Schluss, dass dies nur am Cannabis gelegen haben könne. Allerdings gab es damals noch kein Gesetz für Cannabis als Medizin, sie hätte eine Ausnahmegenehmigung der Bfarm gebraucht. 2010 bekam Claudia Krebs, sie hatte eine OP und währenddessen einen Herzstillstand. Durch diese Komplikation konnte der Krebs nicht bis ins gesunde Gewebe entfernt werden, was nötig ist, um eine Neuausbreitung zu verhindern. Claudia versuchte zu dieser Zeit schon, die Nebenwirkungen der Medikamente, die sie in der Studie wegen ihrer Leber bekommen hatte, mit natürlichen Mitteln zu bekämpfen. Inzwischen weiß sie, dass die Studie, an der sie teilnahm, um ihre Leber zu retten, sie in den Rollstuhl brachte, und ihre Knochen zerfraß. Sie hatte verschiedenste Nebenwirkungen. Von Bläschenbildung bis Darmblutungen war viel dabei und sie versuchte von Aprikosenkerntherapie bis Ayahuasca und Kratom so einiges aus – mit mäßigen Erfolgen.
Die Chemotherapie hat Claudia damals abgelehnt, denn ihr Körper war so geschwächt und ihre Leberwerte derart schlecht, dass sie sich einer Chemotherapie nicht gewachsen fühlte. Sie informierte sich daraufhin im Internet zur Herstellung von Cannabis-Ölen, stellte die ‚Pampe‘, wie sie selbst sagt, zu Hause her und konsumierte sie in der Hoffnung, sie würde helfen, denn lecker war sie nicht. Bei ihrem nächsten Arztbesuch wurde ein signifikanter Rückgang des verbliebenen Tumorleidens festgestellt, was auch Claudia selbst überraschte und zu der Annahme führte, dass das Öl wirklich half.
Inzwischen ist Claudia seit einigen Jahren legale Cannabis Patientin, denn sie leidet außer unter ihrem Appetitverlust noch immer unter ihrer verschlissenen Leber, Morbus Crohn, PTBS und Osteoporose. Geholfen hat dabei ihr Onkologe. Er verschrieb ihr Cannabis und sie erwirkte bei der BfArM eine Ausnahmegenehmigung. Allerdings weigerten sich damals schon die Krankenkassen, Cannabis zu zahlen. Sie musste mit all ihren Erkrankungen bis vor das Bundesverfassungsgericht ziehen, um ihr Recht einzufordern und gewann schließlich. Sie sagt, dass ihr THC so gut hilft, dass sie manchmal sogar einen knurrenden Magen bekommt. Eigentlich ist ihr Körper seit Jahren nicht mehr fähig Hunger zu empfinden, doch mit Cannabis hat Claudia es auf Normalgewicht gebracht.
Sie konsumiert verschiedene Sorten Cannabis, um verschiedene Wirkungen zu erzielen. Sie benötigt für jede Sorte ein eigenes Rezept. Gegen Schmerzen, Depression, PTBS und für Hunger konsumiert sie gern Pedanios 22 oder Red 4, gegen den quälenden Knochendruck nimmt sie Green 3. Es gibt noch ein weiteres alternatives Medikament, das ihr im letzten Jahr die Lebensqualität zurückgab. Ihr Hund Greeny sitzt ebenfalls im Rollstuhl. Sie hat ihn aus einer Auffangstelle gerettet und er hatte zufällig den Namen ihrer Medizin. Auch er hatte ein schweres Schicksal. Er wurde mit anderthalb Monaten, mit gebrochenem Rückgrat und Beinen in einem Feld gefunden. Claudia behandelt auch ihn mit CBD, um ein anderes, nebenwirkungsstarkes Medikament zu reduzieren. Selbst ihr Arzt sagt, man solle lieber Haustiere als Physiotherapie verschreiben, und ich sage, man sollte öfter Cannabis verschreiben!