Bei einer Meningitis handelt es sich um eine Gehirnhautentzündung, die in der Regel durch Infektionen ausgelöst wird. Typischerweise handelt es sich um eine bakterielle Infektion durch Meningokokken, aber auch verschiedene Viren wie das FSME-Virus können eine Meningitis auslösen. Eine Enzephalitis ist eine Entzündung des Gehirns selbst und wird ebenfalls häufig durch Infektionen ausgelöst. Leichtere Formen können unbemerkt bleiben und von selbst wieder abklingen, jedoch ist auch ein schwerer Verlauf möglich, mit neurologischen Ausfällen, Koma und Tod.
Da Cannabis eines der vielversprechendsten neuartigen Mittel gegen Entzündungen ist und von einigen Cannabinoiden auch bekannt ist, dass diese antibiotisch wirken, wird das Potenzial von Cannabis gegen Meningitis und Enzephalitis nun zunehmend erforscht. Schulmedizinisch werden gegen die eigentliche Infektion je nach Auslöser Antibiotika oder Virostatika gegeben. Neurologische Folgeschäden können aber durch den aktuellen Behandlungsstand der Schulmedizin nur bedingt verhindert oder geheilt werden. Je nach Art der Erkrankung kann ein Austausch den Blutplasmas oder auch Cortison, die Schäden zu einem gewissen Grad reduzieren. Genau hier können Cannabinoide eine Hoffnung für neue Therapieansätze sein.
CBG als vielversprechender Kandidat
Cannabigerol, kurz CBG, gehört zu den noch eher unbekannten Cannabinoiden. Es kommt ebenfalls im Hanf vor und hat neben entzündungshemmenden Wirkungen auch antibiotische Eigenschaften. CBG hat ein einzigartiges Wirkungsprofil, wodurch es ein noch deutlich geeigneterer Kandidat zur Behandlung von Entzündungen sein könnte als THC und CBD. Eine weitere Wirkung von CBG ist, dass es die psychoaktive Wirkung von THC hemmt, wodurch CBG-reiche Hanfsorten für Patienten, die auf tägliche Medikation angewiesen sind, von dieser Wirkung profitieren könnten, ohne die berauschenden Begleiterscheinungen im Alltag zu haben.
Eine im Jahr 2018 veröffentlichte Studie kam zu dem Ergebnis, dass CBG ausgeprägte entzündungshemmende und antioxidative Effekte hat, die Nerven im Zentralnervensystem vor dem Absterben bewahrt. In dieser Studie erstellte man Zellkulturen aus Motoneuronen, also Zellen, wie sie in Gehirn und Rückenmark vorkommen. Diese setzte man speziell veränderten Makrophagen aus. Makrophagen sind eigentlich Fresszellen, die Krankheitserreger eliminieren sollen. Sie können sich im Rahmen einer Entzündung aber auch gegen körpereigene Zellen richtigen und diese zerstören. Genau diesen Prozess stellte man in der Zellkultur nach und gab gleichzeitig CBG hinzu.
Bei allen Kulturen, die zusätzlich mit CBG behandelt wurden, zeigte sich eine erheblich höhere Überlebensrate der Motoneuronen als in der Vergleichsgruppe. Motoneuronen sind jene Nervenzellen, die im Zuge einer Meningitis oder Enzephalitis beim Menschen am stärksten in Mitleidenschaft gezogen werden. Auf Basis dieser Ergebnisse ist davon auszugehen, dass CBG, in einem frühen Stadium eingesetzt, die Folgeschäden derartiger Gehirnhautentzündungen erheblich reduzieren kann.
CBG bekämpft bakterielle Erreger
Mehrere Untersuchungen an der Mc. Master University in Kanada kamen zu dem Ergebnis, dass CBG starke antibiotische Eigenschaften hat. Es zeigt sich deutlich wirksam gegen eine Reihe gramnegativer Bakterien. Zu dieser Gruppe von Bakterien gehören auch einige Erreger von Meningitis und Enzephalitis, wie die bekannten Meningokokken. Die Forscher fanden außerdem heraus, dass in diesem Zusammenhang CBG auch gegen antibiotikaresistente Erreger wirksam ist, wenn es mit dem Antibiotikum Polymyxin B kombiniert wird. Resistenzen gegen Antibiotika ist eines der größten Probleme der Pharmazie. Die Kombination aus CBG und Polymyxin B erwies sich auch als wirksam gegen Staphyolococcus aureus, einem multiresistenten, entzündungsauslösenden Bakterium, welches häufig in Krankenhäusern gefunden wird.
Weitere wirksame Cannabinoide
Unabhängig von den Forschungen zu CBG kam 2013 das niederländische Forschungszentrum Elsevir zu dem Schluss, dass sich neurologische Schäden, die durch virusbedingte Enzephalitis verursacht werden, weitgehend verhindern lassen, wenn Cannabinoide zum Einsatz kommen. Es wurde an Ratten, die am Borna-Virus litten, untersucht, welche Auswirkungen hier die Gabe von Cannabinoiden auf das Zentralnervensystem hat. In dieser Untersuchung wurden die synthetischen Cannabinoide HU-308 und WIN55212-2 verwendet, die eine ähnliche Potenz am CB1-CB2 – Rezeptor wie THC haben.
Es zeigte sich, dass nach einer einwöchigen Gabe dieser Cannabinoide sich diese als stark neuroprotektiv erwiesen hatten. Es reduzierte die Immunaktivierung in Makrophagen im Gehirngewebe, also jenen Prozess, der infolge einer Entzündung Nervenzellen abbauen und auf diese Weise neurologische Defizite nach sich ziehen würde. Zwar wurden diese Effekte noch nicht an klinischen Studien am Menschen nachgewiesen, doch sie unterstreichen das Einsatzgebiet von Cannabinoiden bei neurodegenerativen Erkrankungen.