Zu den unerwünschten Nebenwirkungen von Cannabis werden manchmal auch Durchfall und Erbrechen gezählt. Therapeutische Cannabisprodukte sind allerdings besonders gegen Übelkeit beliebt, etwa während einer Chemotherapie. Wie passt das zusammen? Um den Einfluss der Cannabinoide auf unser Magen-Darm-System zu verstehen, lohnt sich ein etwas genauerer Blick auf die einzelnen Aspekte rund um gute Verdauung und Wohlbefinden. Entscheidend zwischen Teller und Toilette ist bekanntlich eine gesunde Darmflora und wir wollen mal schauen, wie Cannabismedizin mit dem als „Mikrobiom“ bezeichneten Ökosystem der nützlichen Bakterien im Leib ein vorteilhaftes Wechselspiel eingehen kann.
Der Leib als Lebensraum: Viren, Pilze und Bakterien
Von Stress bis mangelnder Bewegung und natürlich ungesundem Essen wie Trinken ist das Magen-Darm-System einer ganzen Reihe von Attacken ausgesetzt. Zwar ist Homo sapiens zäh und kann sich in den USA von Chips ernähren, in Frankreich von Rotwein und in Asien von Chilischoten, doch wie alle belasteten Organe leidet der Darm bei einseitiger Nahrungsmittelzufuhr enorm. Cannabis zum Essen konsumieren ist seit Jahrtausenden weltweit verbreitet, doch erst heute können wir genau nachforschen, was da im Detail abgeht und bei recht vielen Leuten auch für Entlastung sorgt.
Gedärme wehren sich bei Völlerei spürbar und leiden keineswegs stumm wie die Leber. Durchfall, Übelkeit, Verstopfung – die meisten Menschen kennen solche Beschwerden und vorgebliche Gegenmaßnahmen. Neben dem Hanf zirkulieren unzählige Hausmittel, chemische Präparate und therapeutische Ansätze, die allesamt auf eine Balance vom sogenannten „Darm-Mikrobiom“ abzielen. Gemeint sind Bakterien und Pilze sowie ein paar Virenstämme, von deren Einwirken wir Menschen nicht krank werden, sondern fit bleiben.
Im Zuge der Evolution siedelten sich diverse Mikroben im Magen-Darm-System an und gehen von Speiseröhre bis Dickdarm eine für alle Beteiligten positive Symbiose mit uns ein. Man hilft sich sozusagen gegenseitig beim Verdauen und der Aufnahme einzelner Nährstoffe, ohne die weder Mensch noch Bakterie überleben würden. Die Wissenschaft kann mittlerweile exakt nachweisen, welchen Einfluss eine gesunde Darmflora auf unser Nervensystem hat – „Du bist, was Du isst“ ist eine der vielen Bauernweisheiten, die ähnlich wie jene Wirkungen vom Heilmittel Cannabis im Labor umfassend bestätigt wird.
Die Darmflora in Therapie: Wachstum, Kraft und Nahrung
Cannabis, so viel sei schon hier verraten, ist weder eine giftige Substanz wie Ethanol noch angeblich magisches Globuli, sondern dockt über passgenaue Rezeptoren im Organismus an. Bis Joghurt mit THC legal im Biomarkt verkauft wird, dauert es zumal in Deutschland sicher noch eine Weile, aber das Mikrobiom kann grundsätzlich durch viele Speisen beziehungsweise Nahrungsergänzungsmittel in Schwung gebracht werden. Probiotika enthalten Bakterien zum Fressen, Präbiotika hingegen pushen das Wachstum der Mini-Völker im Magen-Darm-System.
Zahllose Produkte sind zu haben, sollen kraftvolle Stämme fördern und ausreichend speisen, damit unerwünschte Mikroben beim Eindringen in unseren Körper schnell zugrunde gehen. Das Problem: Selbst die teuersten Kapseln, Pillen und Tinkturen schaffen es keineswegs garantiert bis ins Ziel Darmflora, wenn wir zugleich mit den Sünden der modernen Lebensweise fortfahren.
Statt das große Fressen zu beenden und den Hintern hochzubekommen, kippen sich die Leute praktisch wirkungslose Unmengen von Nahrungsergänzungsmitteln in den Rachen, zusammen mit Vitaminen und Stoffen, die in unseren verklebten Verdauungsorganen stecken bleiben. Weitere, eigentlich gut gemeinte Maßnahmen kommen belastend hinzu. Ein günstiges Mikroben-Milieu im Darm wird nämlich heutzutage nicht durch die ideologisch geschassten, pflanzlichen Cannabinoide aus der Hanfpflanze bedroht, sondern durch deren größten Widersacher als Heilmittel – der chemischen Keule.
Das Magen-Darm-System unter Beschuss: Antibiotika, Psychopharmaka – und Marihuana?
Gegen Krankheiten im Bauch werfen Mediziner häufig Brandbomben in Form von Antibiotika. Diese Chemiewaffen als exakt dosierte Tablette töten unerwünschte Mikroben meistens sehr zuverlässig, sind allerdings durch erhebliche Kollateralschäden begleitet, sodass eine zwar geheilte, aber gestörte Darmflora nach Behandlungen erst mal wieder aufgepäppelt werden muss. Zugleich führt die zügellose Verordnung von Antibiotika zu einer wachsenden Zahl von widerstandsfähigen Erregern. Akute Behandlung wie langfristige Prävention können beim Magen-Darm-System richtig kniffelig sein.
Während neue Hoffnung gleich in der Nähe auf einem Feld mit Hanfpflanzen keimen könnte, muss das Gesundheitswesen riesigen Aufwand treiben und gegen multiresistente Bakterien etwa im bedrohten Korallenriff nach einem Antibiotikum Ausschau halten. Durch die seit Ewigkeiten heranschlagenden Wellen sammeln diese faszinierenden Meeresbewohner sozusagen den Bauplan der Evolution, doch auch ihr Wasserrucksack ist leer. Ein weiterer mächtiger Gegner von Viren und Bakterien sind Pilze, deren Stämme nur in wenigen Fällen Schaden anrichten und vielfach als Grundlage für Medikamente dienen.
Aber die böse Mikrobe schläft nie, entwickelt sich, passt sich an und begrüßt es regelrecht, wenn wir die Darmflora mit Antibiotika durchlöchern. Wackelig werden die Darmwände auch von jenen Tabletten gegen schlechte Laune, schlechten Schlaf, schlechtes Gewissen – Psychopharmaka als selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, die sogenannten SSRIs, gibt es bei Depressionen oder Angststörungen und diese Mittel machen sich gleichfalls unangenehm im Darm bemerkbar. Schwierigkeiten mit der Verdauung gelten als häufige Begleiterscheinungen, während solche Beschwerden durch Cannabinoide wie eingangs erwähnt viel seltener berichtet werden.
Der Hanf in uns: Rezeptoren, Moleküle und Endocannabinoid-System
Alle Säugetiere und noch einige andere Kreaturen verfügen über ein Endocannabinoid-System (ECS) als körpereigenes Netzwerk rund um lebenswichtige Prozesse. Unser Gehirn stellt Endocannabinoide her und nutzt solche Wirkstoffe gegen Schmerzen, Stress und Entzündungen wie umgekehrt auch für mehr Zuversicht oder ein kräftiges Immunsystem. Andocken können die Moleküle an Rezeptoren von Kopf bis Fuß im Inneren des Körpers, wobei gerade im Magen-Darm-System sehr viele dieser Andockstellen zu finden sind. Zu wenige, zu schwache Signale führen zu Störungen, so ähnlich wie bei anderen Kreisläufen von Blut bis Lymphe.
Endocannabinoide werden aus Fett gewonnen und durch die Nahrung in ihrem Volumen bestimmt – ausschließlich Fast Food oder Zucker ohne Ende schwächen das ECS und das macht auf Dauer krank, schwach und Depression. Seit Jahren interessiert sich die Forschung für diese Prozesse und kann in Zeiten einer zunehmenden Legalisierung auch Hanfprodukte häufiger unter das Mikroskop legen. Wenn nach Ausgleich für eine unzureichende Balance im Körper gesucht wird, setzen Wissenschaftler nicht zufällig auf Cannabis, dessen Name auf ein Zusammenwirken mit unserem Organismus zurückgeht.
Viele Studien zeigen Cannabismedizin als besonders effizient gegen Entzündungen und erklären lässt sich diese Potenz durch das Andocken der in Haschisch und Marihuana enthaltenen Wirkstoffe entlang vom ECS. Wohlgemerkt: Die Bestandteile von Hanfpflanzen sind keine Eigenproduktion, sondern bildeten sich im Reich der Botanik über Millionen Jahre. Bis heute haben wir nicht verstanden, warum sich Mutter Natur beim Cannabis statt für Gift oder extrem bitteren Geschmack für ein potenziell hilfreiches Wechselspiel mit herumstreifenden Säugetieren entschieden hat.
Das Darmmikrobiom auf Gras: Anwendungsgebiete, Konsum und Wechselwirkungen
Während im Gehirn der Vertreter CB1 am berühmten THC-Rausch beteiligt ist, sitzen im Darm primär CB2-Rezeptoren auf Immunzellen. Ganz folgerichtig finden Mediziner bei Untersuchungen sehr vielseitige Effekte von Cannabis im gesamten Körper. Diverse Cannabinoide können über das Magen-Darm-System Prozesse anstoßen und boostern, die eine hartnäckige Entzündung genauso ausheilen lassen oder den Stresspegel senken. So mancherlei durch Entzündungen bedingte Krankheit wie Multiple Sklerose kommt daher als Indikation für Medizinalhanf infrage und ein entsprechendes Cannabis Rezept stellt der Arzt selbst in Deutschland aus. Natürlich ist MS keine Darmerkrankung per se, hat aber mit entzündlichen Autoimmunreaktionen zu tun und neusten Studien zufolge auch mit einem Bakterium namens Akkermansia muciniphila.
Vollspektrum Hanf kann nachweislich nicht nur Entzündungen lindern, sondern zeigte sich schon mal bei Versuchen mit Laborratten als hochwirksam gegen genau diese Bakterien. Sicher bleibt die Forschungslage zum therapeutischen Cannabis und dem Mikrobiom der Darmflora derzeit bisher nicht so umfangreich wie bei Schmerzen oder Krebs, doch in diesen Bereichen ist eine anfängliche Skepsis bereits konkreten Behandlungsempfehlungen für Ärzte gewichen. Für optimale Effekte auf das Magen-Darm-System braucht es zudem ein besseres Verständnis der Konsummethode. Rauchen beziehungsweise Verdampfen wirkt schneller und häufig exzellent bei akuten Beschwerden, dürfte aber weniger infrage als oral eingenommenes Cannabis.
Es geht nicht nur um Heilung und Linderung durch das räumliche Passieren vom erkrankten Verdauungstrakt, sondern um die dortige Aufnahme der Wirkstoffe in den Blutkreislauf. Dieser Prozess unterscheidet sich vom Inhalieren teilweise erheblich, was Freizeitkonsumenten mit zu vielen Haschkeksen im Bauch sicher bestätigen. Hanf-Präparate interagieren mit dem Organismus bei umsichtiger Dosierung eher vorteilhaft, als dass sie Schaden anrichten und einem Selbstversuch steht nichts im Weg. Ausschließen müssen Patienten und Doktoren allerdings Wechselwirkungen der Cannabinoide mit Schulmedizin. Außerdem kann rote Grapefruit mal wieder den Effekt verstärken. Wer keine Medikamente einnimmt und Hanf zur Prävention verwenden will, sollte neben der psychoaktiven Wirkung durch THC möglicherweise auftretende Begleiterscheinungen genau beobachten.
Bei Reizdarm, Sodbrennen oder ständiger Verstopfung kann Cannabis nach heutigem Stand der Forschung als pflanzliche Alternative vielleicht in vielen Fällen unkompliziert helfen, aber manchmal Nebenwirkungen haben. Umsichtiger Konsum ist beim Selbstversuch mit Hanf auch für das Magen-Darm-System bis zur Klärung durch die Forschung weiterhin die beste Wahl.