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Obwohl Anorexia nervosa, mit zwei Prozent, nicht die am weitesten verbreitete Essstörung ist, ist sie dennoch sehr bekannt. Das liegt mitunter daran, dass einige der Folgen sehr deutlich sichtbar sind.
Es hat schon einen Grund, dass die Erkrankung auch Magersucht genannt wird. Ein drastischer Gewichtsverlust und das dementsprechend ungesund dünne Erscheinungsbild sind die auffallenden Merkmale der Anorexie. Doch der Umfang an möglichen Symptomen, Begleiterscheinungen und Folgen ist immens, da die eigentlich psychische Störung den ganzen Körper in Mitleidenschaft zieht. Die Studienergebnisse der letzten Jahre legen nahe, dass Cannabis einigen Betroffenen helfen kann.
Cannabis und Appetit
Eine der naheliegenden Effekte, die der Konsum von Cannabis für Menschen mit Anorexie hilfreich macht, ist die Stimulation des Appetits. Doch da der Erkrankung eine starke psychische Komponente zugrunde liegt, wird die bloße Einnahme von Cannabis das Problem nicht wirklich lösen können. Cannabis hat Eigenschaften, die sich positiv auf die psychische Konstitution eines Anorexie-Patienten auswirken können. Es vermag, Ängste und Depressionen zu reduzieren.
Gewichtszunahme und Angstreduktion durch medizinisches Marihuana
Im Jahr 2013 haben dänische Forscher im International Journal of Eating Disorders Studienergebnisse veröffentlicht, die zeigen, dass Dronabinol, ein synthetisiertes Cannabismedikament, Anorexie-Patienten helfen kann, ihr Körpergewicht zu erhöhen. Im Vergleich zu einer Placebogruppe waren die Patienten, die täglich Dronabinol verabreicht bekamen, eher dazu in der Lage, zuzunehmen. Auch bezüglich der psychologischen Aspekte der Essstörung hat man Studien durchgeführt.
Im Israel Journal of Psychiatry Related Science kamen Forscher 2017 durch ihre Studie zu dem Schluss, dass THC eine wirksame Komponente bei der Behandlung der psychischen Symptome von Anorexia nervosa sein kann. Ein Jahr später wurde nachgewiesen, dass Cannabis kurzfristig das Angstniveau, den Stress und Depressionen deutlich reduzieren kann. Langfristig aber können sich depressive Symptome aber auch verstärken. Bei Frauen nahmen Angstzustände durch den Gebrauch von Cannabis im übrigen stärker ab als bei Männern.
Cannabismedikation und Behandlungsmethoden
Die Anorexia nervosa kann schwerwiegende Folgen für die Gesundheit haben, wie Osteoporose, Verdauungsstörungen, Herzprobleme, Funktionsstörungen der inneren Organe. Da diese Krankheit sogar zum Tod führen kann, ist der Einsatz von Cannabis auf jeden Fall eine Option, die man in Erwägung ziehen sollte. Langfristig sollte man dies aber nicht als Behandlung der Erkrankung verstehen.
Werden kurzfristige Fortschritte während der Behandlung mit Cannabis nicht von psychologischen und anderen Behandlungsmethoden begleitet, kann sich die Lage noch verschlimmern. Einerseits können sich Ängste und Depressionen verstärken, andererseits können die Patienten, angetrieben vom anfänglichen Erfolg der Cannabiseinnahme, zum Missbrauch oder der psychischen Abhängigkeit tendieren.