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Der Körper jedes Menschen produziert Endocannabinoide. Diese regulieren das Immunsystem und spielen bei Lern- und Bewegungsprozessen eine Rolle. Auch wirken Endocannabinoide auf die Gefühlswelt. Man geht in der Forschung davon aus, dass bei Angst oder Stress weniger Cannabinoide produziert werden. In der Cannabispflanze sind bereits über 90 Cannabinoid-Wirkstoffe bekannt. Man kann diese zur Beruhigung und Erholung vom Stress einsetzen. An der positiven Wirkung auf das biologische System im menschlichen Körper wird weiter geforscht.
Endocannabinoide im körpereigenen System
Die beiden bekanntesten Cannabinoide sind THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol). Nun hat eine Studie an der University of Illinois herausgefunden, dass die Dosis bei der Einnahme eine große Rolle hinsichtlich der zu erwarteten Wirkung spielt. Während eine kleinere Dosis von THC entspannend wirkten und den Stress der Probanden senkten, zeigten sich jene Probanden mit höherer Dosis an THC schneller gestresst.
Cannabis als Freizeitdroge sozial phobischer Menschen
Es ist wohl wahr, dass Menschen, die sozial verunsichert oder ängstlich geprägt sind, einen erhöhten Hang haben, sich mit Cannabis zu berauschen. Fast 30 % aller sozial phobischer Menschen in Europa haben ein echtes Problem mit Cannabiskonsum, der unkontrolliert vonstattengeht.
In den USA an der Florida State University hat man einige Studien zur sozialen Phobie bei Cannabiskonsumenten durchgeführt. Eine Längsschnittstudie erstreckte sich über einen Zeitraum von 14 Jahren. Daran nahmen 816 SchülerInnen teil. Bei der ersten Untersuchung waren die Probanden im Schnitt 16–17 Jahre alt. Zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung haben diese ein Durchschnittsalter von 30 Jahren erreicht.
Man fand heraus, dass der problematische Cannabiskonsum erst „nach“ den ersten Anzeichen der sozialen Phobie entwickelt wurde. Soziale Unsicherheiten gelten demnach als hohe Risikofaktoren, das Kiffen als „Bewältigungsverhalten“ einzusetzen.
Ängste und Suchtverhalten
Ängstliche Patienten benutzen die entspannende Wirkung einer Droge, um ihre Unsicherheiten vor sozialen Situationen zu mildern. Durch ihre Sozialphobie haben sie grundsätzlich Angst vor der Kritik anderer Personen. Nach Einnahme ihrer Droge, im Rauschzustand, sich unangemessen zu verhalten, wird als Folge des Cannabiskonsums interpretiert. Nach der „Self-Handicapping-Theorie“ tritt die Unangemessenheit als „menschliche Eigenschaft“ in den Hintergrund der Wahrnehmung, die Berauschten signalisieren: „Das bin nicht ich. Das ist die Droge.“
Bei einem überkompensierten Suchtverhalten ist auch die „Aufschieberitis“ bekannt, d. h. wichtige Aufgaben werden „auf die lange Bank geschoben“ … Gedächtnis- und Schlafprobleme sind außerdem nicht selten. Von einer Selbstbehandlung der „Angst“ mit Cannabis ist daher besser abzusehen.
Der Cannabiskonsum sollte fachgerecht behandelt werden. Durch eine Therapie können alternative Strategien zur Angstbewältigung aufgezeigt werden. Auch ein besseres Stressmanagement zu erlernen ist ein wichtiger Bestandteil, um neue Kompetenzen aufzubauen und Ressourcen-orientierte Entwicklungsschritte im Leben fortzusetzen.
Zulassung von Cannabis als Medizin, 2017
Cannabis durfte vor 2017 nur in Ausnahmefällen verschrieben werden. Das Spektrum der Heilwirkung von Cannabis kam dann erst März 2017 in Europa in aller Munde. Jeder Arzt darf seitdem nach eigenem Ermessen Cannabis verschreiben.
Seit der Zulassung von Cannabis als Medikament wird natürlich heiß diskutiert. Wenn es um das Thema „Angst“ geht, d. h. um Patienten mit Angststörung, ist der „augenscheinliche“ Widerspruch (Fordert Cannabis-Konsum Angst heraus, oder hilft er womöglich gegen Angststörungen?) noch lange nicht aus dem Weg geräumt.
Denn obwohl Cannabis, vor allem als Partydroge, mitunter Angstzustände auslöst, ist Cannabis, achtsam als Medikament dosiert, hingegen in der Lage, Angstproblematik zu lösen. Dies erklärt sich wiederum damit, dass verschiedene Cannabissorten auf unterschiedliche Weise wirken und spezielle Sorten zur Behandlung von Angststörungen eingesetzt werden können.
Man muss bei einer Behandlung mit Cannabis klar differenzieren: Es handelt sich nicht um eine Freizeitdroge, die einen Rauschzustand hervorrufen soll, sondern es geht darum, Symptome zu behandeln und ein bestehendes Leiden (z. B. Angstsymptomatik) zu lindern. Man hofft, durch weitere Untersuchungen das Thema Cannabis als Medizin versachlichen zu können und die nützlichen Aspekte in den Vordergrund stellen zu können.