Die Diskussion über das medizinische Potenzial von Cannabis könnte nicht aktueller sein. Immer mehr Länder ermöglichen Patienten den Zugang zu medizinischem Cannabis und ebnen damit nicht nur den Weg für eine alternative Behandlungsmethode, sondern auch für brauchbare Forschungsergebnisse.
Eine aktuelle Studie aus Italien, die auf dem 3. Kongress der European Academy of Neurology präsentiert wurde, untersuchte den Einsatz von Cannabinoiden zur Prophylaxe oder Akutbehandlung von Migräne und Clusterkopfschmerzen.
Cannabis und Migräne
Migräne zählt zu den am weitesten verbreiteten Krankheiten unserer heutigen Gesellschaft. Symptome einer Migräneattacke sind unter anderem klopfende, blitzartig auftretende Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit oder Sehstörungen. Die genauen Ursachen der Krankheit sind unbekannt und die Behandlung erfolgt in der Regel mit Schmerzmitteln.
Dabei ist die Behandlung von Migräne mit Cannabis kein Phänomen der Neuzeit. Im europäischen Raum wird Cannabis im Kontext der Behandlung von Migräne das erste Mal in der Mitte des 19. Jahrhunderts erwähnt. Eine aktuelle Studie aus Italien bestätigt nun erneut die Wirksamkeit von Cannabis bei Migräne und Clusterkopfschmerzen.
Aktuelle italienische Studie
In einer 2-Phasen-Studie untersuchte das Forscherteam um Dr. Maria Nicolodi, inwiefern Wirkstoffe der Cannabispflanze zur Prophylaxe oder Therapie von Migräne und Clusterkopfschmerzen geeignet sind.
In der ersten Phase wollte man herausfinden, welche Dosis die Symptome wirksam lindern kann. Dabei erhielten 48 Migräne PatientInnen zunächst zehn Milligramm einer Kombination aus zwei Präparaten. Präparat 1 stammte von Bedrocan (Bedrocan) und enthielt 19 % THC und so gut wie kein CBD. Präparat 2, ebenfalls von Bedrocan (Bedrolite), wies einen THC-Gehalt von weniger als 4 % sowie 9 % CBD auf. Die Wissenschaftler kamen schließlich zu dem Ergebnis, dass Dosen unter 100 mg keinen Effekt erzielten. Erst die orale Verabreichung von 200 mg konnte akute Schmerzen um 55 % reduzieren.
In Phase 2 bekamen 79 PatientInnen mit chronischer Migräne drei Monate lang jeden Tag 25 mg Amitriptylin – ein Wirkstoff, der bei der langfristigen Schmerzbehandlung eingesetzt wird – oder 200 mg einer THC-CBD-Kombination. Außerdem wurden 25 Patienten mit Clusterkopfschmerzen täglich entweder mit 480 mg Verapamil – ein Wirkstoff aus der Gruppe der Kalziumantagonisten – oder ebenfalls mit 200 mg der THC-CBD-Emulsion therapiert. Bei akuten Schmerzen erhielten die ProbandInnen weitere 200 mg THC-CBD.
Nach drei Monaten und einem Follow-up über weitere vier Wochen kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass prophylaktisch eingenommene Cannabinoide die Anzahl der Migräneattacken im selben Umfang wie Amitriptylin reduzieren kann. In Sachen Schmerzintensität kam man im Vergleich zu Amitriptylin allerdings zu einer weiteren interessanten Schlussfolgerung: Die THC-CBD-Kombination konnte akute Schmerzen von Migräneattacken um rund 44 % verringern. Bei den Clusterkopfschmerz-PatientInnen konnte man genau dasselbe beobachten. Allerdings nur bei denjenigen ProbandInnen, die bereits in der Kindheit unter Migräne litten.
Zusammenfassend stellte Dr. Nicolodi fest: „Wir konnten zeigen, dass Cannabinoide zur Vorbeugung von Migräne eine Alternative zu herkömmlichen Behandlungen sein können“. Für eine akute Behandlung von Clusterkopfschmerzen hingegen seien sie aber nur bei Patienten mit einer Migräne Vorgeschichte geeignet, so die italienische Forscherin.