Susanne ist 39 Jahre alt und hat mal mehr und mal weniger ADHS. Sie wohnt in Bayern, mitten im Naturschutzgebiet auf einem Berg. Sie war schon lange unzufrieden mit ihrem Leben, denn so richtig wollte es ihr nicht gelingen. Sie bekam durch das ADHS keine Linie hinein; nur der kleine Rosengarten vor dem Haus schenkte ihr Freude. Gärtnern lag ihr, entspannte ihr ADHS und ließ sie einfach zur Ruhe kommen.
Na ja, eine Sache war da noch – das Sporttauchen. Sie war begeisterte Sporttaucherin, auch ein gutes ADHS Medikament und hatte schon mehr als 400 Tauchgänge absolviert. Sie war kurz davor, Tauchlehrerin zu werden, doch dann geriet sie in ungeahnte Wirren, die mit einem schweren Unfall begannen.
Sechs unschöne Jahre
Alles begann mit einem Tauchunfall im Jahr 2011. Susanne hatte vor der Küste Ägyptens die Strömung falsch eingeschätzt, und in war in ein Riff eingeschlagen. Da sie trotz kleiner Riffstücke im Knie nicht gleich zum Arzt ging, entzündete sich die Knochenhaut; das Knie musste operiert, ausgeschabt und später sogar die Sehnen neu verlegt werden. Doch damit war ihre schlechte Phase noch nicht vorüber, sie begann. Nach drei Knie OPs konnte Susanne das Knie schließlich nicht mehr winkeln und war nun erst arbeitsunfähig, dann dauerhaft arbeitslos, und eingetragene Schmerzpatientin.
Fehlende Auslastung, Selbstbestätigung und Sport wirkten sich auf das ADHS aus, und so litt zunehmend unter ihrer Symptomatik. Damals wusste sie allerdings noch nicht, worunter sie litt. Sie war zwar schon in psychiatrischer Behandlung, seit sie 13 Jahre alt war, eine Diagnose hatte sie jedoch nicht. Hinzu kamen Schmerzen. Schmerzen, die sie vor allem morgens quälten, die ihre Glieder steif machten, ihre Gelenke brennen ließen und jede Bewegung zur Qual machten. Aufgrund des Knieleidens war sie Schmerzen zu Genüge gewöhnt, aber mit täglichen Schmerzen im ganzen Körper konnte und wollte sie nicht leben.
Sie suchte Ärzte auf. Einen nach dem anderen, bis sie 2012 die Diagnose Fibromyalgie erhielt. Diese Erkrankung wird auch Weichteilrheuma genannt und ist durch Schmerzen im gesamten Körper gekennzeichnet. Sie bekam unzählige Mittel gegen die Schmerzen; der eine Arzt verschrieb Valeron, der nächste Tilidin, doch ernst nahm sie niemand so richtig. Man warf ihr vor, sie wolle nicht arbeiten. Sie hingegen wollte keine weiteren suchterzeugenden, nebenwirkungsstarken Medikamente mehr einnehmen und kämpfte sich von nun an mit Schmerzen durchs Leben, aber wenigstens ohne Suchtgefahr.
Unter ihrer psychischen Symptomatik litt Susanne allerdings noch immer und zunehmend; und irgendwann suchte sie deshalb wieder einen Psychiater auf. Sie wollte Struktur am Leben teilhaben und es genießen, denn eigentlich war und ist sie ein unglaublich lebenslustiger Mensch. Zuerst ging sie, wie die meisten Menschen, die in einer Krise stecken, zu ihrem Hausarzt. Dieser tippte, weil er eben ein Haus- und kein Facharzt ist, spontan auf Depressionen und verschrieb ihr das Antidepressivum Citalopram, welches sie auch eine ganze Weile nahm. Allerdings half es ihr nicht, die Strukturlosigkeit und Antriebslosigkeit blieben. Also bekam sie eine Überweisung zu einem Neurologen, der sie auf ADHS testete und ihr anschließend Medikinet verschrieb.
Susanne war also ADHS-lerin, was erst mal einiges erklärte. Und sie hatte ein Medikament bekommen, das ihr trotz mangelnder Aufklärung das Licht am Ende des Tunnels zu sein schien. Ihr war weder bewusst, dass sie ein Betäubungsmittel in Händen hielt, noch, was sie zu erwarten hatte, doch sie gab den Pillen eine Chance. Tatsächlich lief das Einstellen auf die Medikamente gut, und als der Arzt später noch Strattera zusätzlich verschrieb, war Susanne überglücklich. Sie bekam beide Medikamente in Höchstdosierung und war so gut eingestellt, dass ihr ganzes Leben plötzlich lief. Sie machte ihren Führerschein, hatte deutlich weniger Nervenschmerzen, sie hatte Antrieb, Aufwind und Spaß am Leben.
Endlich hatte sie das Leben, das sie sich so lange gewünscht hatte, auch wenn das Tauchen nicht mehr möglich war. Doch leider sollte dies nicht so bleiben, denn nach 4 Jahren funktionierte ihre Medikation plötzlich nicht mehr. Ihr Hungergefühl ließ nach, sie wurde aggressiv, bis hin zu Ausrastern, die sogar ihrer Familie Angst machten, sie war fahrig. Kurz: Sie erschrak sich vor sich selbst. “Da lebst du 30 Jahre mit deinem Chaos-Kopf und kommst irgendwie klar,” sagt sie “dann kommt da plötzlich einer mit ’ner Wunderpille, die alles heilen soll, und die strukturiert dich so um, dass du nicht mehr du selbst bist.”
Sogar ihre Kreativität war verschwunden, erzählt sie, und diese ist für die meisten ADHS-ler einfach unheimlich wichtig. Die Kreativität hilft, sich zu beschäftigen, und wer schon mal bei einem ADHS-ler war, der nichts mit sich anzufangen wusste, weiß, wie furchtbar anstrengend das ist. Sie fühlte sich einfach nicht mehr wie sie selbst, eher wie ein Roboter, der tadellos funktionierte, darüber hinaus aber nicht mehr viel vom Leben hatte. Sie hatte sich auch erst sehr spät mit dem auseinandergesetzt, was sie da seit Jahren zu sich nahm; auch wenn es zweifellos die Aufgabe des Arztes gewesen wäre, sie vernünftig aufzuklären. Als sie an dem Punkt war, an dem sie morgens ihr Frühstück erbrach, weil der Körper sich gegen die Tabletten wehrte und ihr die Rebounds inzwischen jedes Mal die Schuhe auszogen, war ihr klar, dass Amphetamine nicht mehr ihr Weg waren.
Crashkurs in medizinischer Selbsthilfe
Susanne stand also wieder am Anfang. Sie wollte keine Opioide mehr, sie wollte keine Amphetamine mehr, doch ganz ohne Medikamente war ihr Leben keines. Die Schmerzen schränkten sie ein, und mit ihrem ADHS hatte sie zwar die Kreativität zurück, die Struktur allerdings wieder verloren. Beim Surfen im Netz stieß Susanne dann irgendwann auf Cannabis in Zusammenhang mit Fibromyalgie und beschloss, sich selbst zu helfen. Gesagt sei, dass sie vorher noch nie gekifft hatte, sich also von der absolut kleinsten Basis aus in das Thema einfuchsen musste.
Nachdem sie sich wochenlang mit Sortenkunde beschäftigt hatte, hatte sie sich für Sour Diesel entschieden und fragte sich nun, woher sie die Samen beziehen sollte. Sie wusste, dass der Anbau illegal war, aber wer sollte sie schon erwischen auf ihrem kleinen Berg in ihrem kleinen Naturschutzgebiet? Sie sagte sich: Besser als am Bahnhof Gras zu kaufen, wo wer-weiß-was drin ist. Außerdem gibt es in ihrem Dorf noch nicht mal einen Bahnhof, sagt sie und lacht, und die Jugendlichen könne sie jawohl schlecht fragen. Und wie das Leben so spielt, zogen sich zwei Suchende an. Einer, der eine Gärtnerin brauchte, und eine, die eine Grundlage zum Gärtnern suchte.
So begab es sich, dass ihr nach kurzer Zeit ein junger Mann mit Rat und Tat zur Seite stand. Er organisierte die erste Mutterpflanze, eine Sour Diesel natürlich, und ließ Susanne, nachdem sie die ersten Pflanzen zu Hause erfolgreich gezogen hatte, in seinem Haus mit Gewächshaus wohnen. Sie hatte die ganze Zeit Angst, aber nicht, weil sie in dem Haus eines beinahe Fremden illegale Rauschmittel anbaute, sondern weil sie nichts falsch machen wollte. Sie hatte einfach Angst, dass sie drei Monate umsonst gewartete hatte, wollte sie doch unbedingt ihre Schmerzen mit dem Resultat therapieren. Außerdem hatte sie sich zu der Zeit schon “in ihre Babys verliebt”.
Nach drei Monaten war es dann endlich soweit, die Ernte war trocken! Susanne setzte sich in die Küche und drehte sich ihren allerersten Joint. Die Effekte waren überwältigend, sie war schmerzfrei, entspannt und gut gelaunt, und zwar so sehr, dass sie nach 3 Wochen endlich ihr Medikinet ausschlich. Sie hatte einfach Spaß am Leben, machte viermal die Woche Sport, war nicht mehr aggressiv, ihr Reizdarm war verschwunden, sie war leistungsfähiger und sah das Leben chilliger. Irgendwann erweiterte sie ihr Sortiment um LA Confidential, Amnesia Haze und Critical und die Pflanzenliebe nahm kein Ende, bis Susanne irgendwann “aus Versehen” eine ganze Plantage betreute. Endlich konnte sie wieder etwas tun, endlich konnte sie arbeiten, wurde ernst genommen, bestätigt.
Das Fehlen von Selbstbestätigung ohne Arbeit und Hobby hatte ihr sehr zugesetzt, und nun konnte sie sehen, wie unter ihren Händen Gutes gedieh. Es war auf fast allen Ebenen heilsam für Körper und Seele. Durch ihre Fibromyalgie Schübe war sie langzeitarbeitslos, konnte nur Aushilfstätigkeiten ausüben und hatte immer Ärger mit dem Amt; diese Zeiten waren nun endlich vorbei. Es waren die zwei schönsten Jahre ihres Lebens, sagt sie und klingt überzeugend. Sie war völlig in ihrer Passion aufgegangen, und das ganz ohne Gewinnabsicht, aber da war sie leider die Einzige. Ihr war natürlich aufgefallen, dass der Anbau inzwischen ausuferte und sie in etwas hineingezogen wurde, mit dem sie eigentlich nichts zu tun haben wollte. Doch inzwischen war sie unbemerkt abhängig, nicht vom Cannabis, sondern von der Lebensqualität, die sie durch es genoss.
Sie hatte endlich die perfekte Medizin, und damit hatte man sie im Griff. Hätte sie “gekündigt”, hätte sie ohne Medikament wieder das alte Leben führen müssen; ohne Einkommen und ohne Rezept. Machte sie weiter, war sie Teil einer kriminellen Vereinigung. Schlecht bezahlt wurde sie zusätzlich. Sie nahm von jeder Ernte 100 Gramm und war glücklich. Klingt zwar dämlich, aber genau dies könnte ihr vor Gericht den Hintern retten, da es ein Nachweis dafür ist, dass sie tatsächlich nicht an Profit interessiert war. Ursprünglich wollte sie 4 Pflanzen, schlussendlich waren es 100.
Die Verhaftung
Susanne ist ein Mensch, der in seinem Leben bisher noch nicht einmal geklaut hatte; man kann sich also vorstellen, wie unbehaglich ihr diese Zwickmühle irgendwann war. Es dauerte eine Weile, dann traf sie die richtige Entscheidung; sie ging. Sie sagte den Jungs, die zu den motorisierten, organisierten Kriminellen zählten, dass sie nicht mehr weiter machen will, und man ließ sie gehen. Wieder auf ihrem Berg angekommen, sie wohnte bei ihrer Mom, und noch keinen neuen Plan für Medizin oder Leben, hielt auch noch Corona Einzug. Nichts ging mehr, alles stand still. Alles bis auf die Mühlen der Justiz, denn an einem Montagmorgen im März, es war gerade 6 Uhr, klingelte die Polizei. Die Kripo, um genau zu sein, und man zog das ganze Programm ab.
Sie wurde mitgenommen, erkennungsdienstlich behandelt und in die JVA gebracht, wo sie ganze 2 Wochen in Isolationshaft saß, weil sie zu der Zeit unglücklicherweise eine Bronchitis hatte. Corona ist für jeden anstrengend, aber Susanne hat eindeutig gewonnen. Sie saß 14 Tage, 24 Stunden am Tag in einer Zelle von 5 Quadratmetern, hatte zwar einen Fernseher, aber keine Dusche. Nach 2 Wochen Katzenwäsche und 3 negativen Tests wurde sie in die reguläre Haft verlegt. Nun saß sie mit Mördern und Vergewaltigern, unsere Gärtnerin. Fragt man sich, wie die Polizei denn überhaupt auf sie kam; wurde sie angeschwärzt? Nein, es war viel blöder, vor allem war das organisierte Verbrechen weniger organisiert als gedacht. Die Herren zogen es wohl vor, sich zu mehreren in dem Haus aufzuhalten, unbekannt in der Nachbarschaft zu Coronazeiten in Bayern, mit 6 kg Gras!
Dass es nicht lange dauerte, bis ein besorgter Bürger die Polizei rief, liegt wohl auf der Hand. Aber Susanne wurde nicht verraten, sie hatte sich selbst Bein in ADHS-ler Manier gestellt: Sie hatte den Einweisungsbeleg für ihren Bandscheibenvorfall dort vergessen. Ihre OP war wegen Corona verschoben worden, und so hatte sie das Schriftstück nicht benötigt.
Aber auch der Bandscheibenvorfall war Glück im Unglück, denn nachdem Susanne 6 Wochen in U-Haft gesessen hatte, hatte sie eine Haftprüfung. Bei Haftprüfungen werden die Umstände eines bis zur Verhandlung Inhaftierten daraufhin überprüft, ob man ihn ohne Gefahr für Untertauchen oder Verschleierung bis zu seiner Verhandlung auf freien Fuß setzen kann. Susanne bestand die Haftprüfung, bei der Job, Wohnung, soziales Umfeld und z. B. Substanzmissbrauch (Abhängigkeit von Drogen), Gewaltpotenzial und die Haftfähigkeit, also der gesundheitliche Zustand, einbezogen werden. Nun musste sie sich zwei Mal die Woche auf der Wache melden und durfte keinesfalls Cannabis konsumieren.
Während ihrer Untersuchungshaft wurde das gesamte Haus geräumt, in dem sich noch Hab und Gut von ihr befand, welches sie damals nicht hatte mitnehmen können. Ein Sofa und andere Einrichtungsgegenstände und auch das ein oder andere persönliche Stück flogen auf den Müll. Auch ihren Führerschein, den sie gerade erst ein paar Jahre hatte, wurde ihr abgenommen. Das Gericht hatte Meldung an die Führerscheinstelle gemacht – so was geht schnell.
Pest oder Cholera
Der Gärtnerin wurde bandenmäßiger Anbau und Vertrieb von BTM in nicht geringer Menge vorgeworfen. Glücklicherweise ist sie nicht vorbestraft, und auf andere Umstände sprechen dafür, dass sie glimpflich davonkommt; soweit das in Bayern möglich ist. Erst einmal wurde sie zum forensischen Institut Erlangen geschickt, wo sie beurteilt werden sollte. Dort wurde ihr zum ersten Mal bestätigt, dass das Cannabis ihr tatsächlich gesundheitlich hilft. Weiterhin wollte man feststellen, ob sie eine Profitabsicht hatte und in welcher Verbindung sie zu den, na gut – Rockern – stand.
Da es eventuell gefährlicher ist, ein paar Rocker wegen Drogenhandel anzuschwärzen, hat Susanne sich für den indirekten Weg entschieden. Sie lehnte den Paragrafen 31 ab, der das Absehen oder die Milderung von Strafe vorsieht, wenn man mit der Offenbarung seines Wissens signifikant zur Aufklärung anderer Verbrechen beiträgt. Auf Deutsch gesagt wollte die Polizei, dass sie die Rocker verrät. Sie gab an, nur ihr Wissen eingebracht zu haben, und das, obwohl man ihr mit 6 – 15 Jahren Haft drohte, wenn sie nicht zugebe, dass sie es alleine war.
Das Gärtnern outgesourced
Nachdem Susanne im Jahr 2018 das ganze Netz nach Informationen zu Cannabis und Fibromyalgie durchforstet hatte, war sie zu ihrer Psychiaterin gegangen. Freudestrahlend erzählte sie von ihren neuen Erkenntnissen und sagte ihr, dass sie gerne eine Cannabistherapie ausprobieren würde. Diese begann und beendete das Gespräch mit: “Um Gottes willen, damit fangen wir gar nicht erst an!”
Ein anderer Arzt sagte ihr, er unterstütze keinen Freizeitkonsum, sonst habe er bald alle Junkies vor der Praxis; der nächste, der nicht herumexperimentiere. Dann begann sie, alle Ärzte durchzutelefonieren; Berlin und München wollten einfach keine neuen Patienten mehr aufnehmen.
Dann probierte sie es in kleineren Städten, denn hingefahren wäre sie überall. Initial fragte sie bei jedem Gespräch, ob die Ärzte Cannabis gegenüber positiv eingestellt waren, egal welcher Zweig, ob Orthopäde, Neurologe oder Psychiater; durch die Bank weg wurde sie gefragt, ob sie Krebs habe. Die Antwort war stets, dass es dann sehr schwierig sei, Cannabis auf Rezept zu bekommen. Es war lästig, so viel Aufwand für ein bisschen Cannabis zu betreiben, findet sie. Doch bei im Januar desselben Jahres lernte Susanne im Netz einen Cannabispatienten kennen, der es wirklich gut mit ihr meinte. Er redete ihr ins Gewissen und öffnete ihr die Augen dafür, was sie gerade für einen Blödsinn verzapfte.
Er hat sie überzeugt, noch einmal den legalen Weg einzuschlagen, bestellte und bezahlte ihren Anwalt und brachte sie schlussendlich bei Dr. Grothenhermen unter. Susanne ist inzwischen Cannabispatientin und hat vor 3 Tagen ihr erstes Weed aus der Apotheke geholt. Sie sagt, es sei ihr ein bisschen zu stark. Hoffen wir, dass die Richter am 9. – 13.11.2020 ein Einsehen haben mit der zarten Gärtnerin.
Das Urteil
Da Susanne sich nach Fertigstellung des Artikels doch nicht mehr sicher war, ob ein Release vor der Verhandlung ihr nicht doch zum Nachteil gereiche, haben wir uns für eine Veröffentlichung nach dem Urteil entschieden.
Nun ist es geschafft! Susanne hat die Verhandlung überstanden und ist auf freiem Fuß. Da sie in der Zeit zwischen Verhaftung und Verhandlung Cannabispatientin wurde, fiel es dem Richter zunächst schwer, ein Urteil zu finden. Schlussendlich setzte er Susanne 2 Jahre auf Bewährung, da er anerkannte, dass ihr die Cannabistherapie wirklich half. Außerdem hat Susanne den Paragrafen 31 beansprucht, welcher Strafmilderung oder das Absehen von Strafe vorsieht, wenn man sein Wissen als Angeklagter freiwillig und so rechtzeitig der Dienststelle zur Verfügung stellt, dass eine ihm bekannte Straftat verhindert werden kann.
Für ihre Mittäter sah die Sache anders aus; der Hauptangeklagte bekam 4 Jahre und 6 Monate, von denen er 18 Monate in einer stationären Therapie verbringen und den Rest als Bewährungsstrafe ableisten darf. Der Nächste bekam dieselbe Strafe, allerdings auf 2 Jahre und 10 Monate. Der dritte bekam ein Jahr und sechs Monate; die Fahrer erhielten Geldstrafen. Der Richter bescheinigte Susanne jedenfalls mündlich eine “Gärtnerische Höchstleistung, leider aber im illegalen Bereich”, und sah ein, dass sie die Straftat begangen hatte, weil man ihr zuvor kein medizinisches Cannabis verschrieben hatte, obwohl es ihr zustand.
Vielleicht brauchen wir alle einen Garten.