Dreiklassensystem für Cannabispatienten
Luigi Spangenberg ist eigentlich ein ganz normaler Patient: Er leidet an einer Mehrfachdiagnose, mit der alles weit komplizierter wird und man über den Antrag auf Sterbehilfe in Belgien nachdenken kann.
Befunde seit ca. 1997
- Schwerste Schlafstörungen mit tagelanger Wachheit und Unruhe
- Magendarm Reizsyndrom mit Bauchkrämpfen, Übelkeit und Erbrechen
- Knoten im Dünndarm, inzwischen chronisch, starker Gewichtsverlust
Befunde seit ca. 2001
- Posttraumatische Störungen in Folge der Fleischereilehre
- Idiopathische Epilepsie mit Krampfanfällen
- Gehbehinderung
Befunde seit ca. 2012
- Fruktoseintoleranz
- Laktoseintoleranz
Ab dem 16. Lebensjahr wurden allein 14 verschiedene Antiepileptika getestet, Wirkungen blieben aus, Nebenwirkungen nicht, Luigi Spangenberger ist gegen Tabletten resistent. Durch die Medikamente wurde die Situation demnach nur schlimmer, dieses kann daran erkannt werden, dass weitere Gesundheitsprobleme hinzukommen. Dass es schlimmer und nicht besser wird, ist nicht allein die Meinung von Luigi Spangenberg, der alle Medikamente absetzt und nur noch Diazepam nach Bedarf zur Beruhigung und zum Einschlafen nimmt.
Dieses Medikament macht hochgradig abhängig, und wenn er es nur bei Bedarf einnimmt, nimmt er es selten, ansonsten würde er es jeden Tag nehmen müssen. Die Situation ist derart mäßig, dass der Gedanke an einen Antrag auf Sterbehilfe in Belgien naheliegend ist.
Der Weg zum Cannabis per Ausnahmegenehmigung der BfArM
Luigi Spangenberg erfuhr erst spät im Juni 2013 von der Möglichkeit, sich bei der BfArM eine Ausnahmegenehmigung für die Verwendung von Cannabisblüten als Medikament beantragen zu können. Dr. Franjo Grotenhermen hat nicht nur ihm zur Ausnahmegenehmigung zu medizinischem Marihuana aus der Apotheke verholfen. Die heilende Wirkung von Marihuana für seine Leiden kannte er bereits, aber bei den Gesundheitsproblemen will keiner vor dem Richter stehen, um im Knast auch ohne Sterbehilfe zu versterben.
Mit der Ausnahmegenehmigung scheut Luigi Spangenberg die Öffentlichkeit nicht und prangert an, dass er jetzt zwar das theoretische Recht hat, sich Marihuana aus der Apotheke zu 20 € das Gramm zu kaufen, es sich aber nicht leisten kann. Er müsste morgens, mittags und vor der Bettruhe ein Gramm am Tag einnehmen, um medizinisch genügend versorgt zu sein. Bei 84 Gramm pro Monat wären dies Kosten über 1680 € im Monat. Er selbst kann nach all den Medikamenten nicht mal seine Organe verkaufen und die Mutter als Rentnerin bringt den Betrag nicht annähernd zusammen.
Zugelassene Medikamente könnten das zehnfache kosten, ohne zu helfen, er würde sie erhalten, bis die Organe versagen. Cannabis aus der Apotheke müsste nicht mal die Hälfte kosten, würde man den Patienten einfach freistellen, es zu nutzen, wenn es ihnen hilft. Bei mindestens 0,1 bis 1 % der Bevölkerung, die es voraussichtlich nutzen würden, wobei noch mehr profitieren könnten, würden die Preise bei der richtigen Vermarktungsweise zusammenbrechen. Aber das soll wohl nicht so sein, es gibt keine Unbedenklichkeitserklärung für Cannabis und die Patienten könnten möglicherweise Schaden nehmen, Psychosen oder abnehmende Intelligenz wären nicht auszuschließen. Dann vielleicht doch besser Sterbehilfe in Belgien beantragen!
Wie Luigi Spangenberg zum Marihuana fand
Luigi Spangenberg kannte Cannabis, schon bevor er wusste, dass er die Möglichkeit hat, es legal für medizinische Zwecke zu verwenden. Das übliche Marihuana aus dem Coffee-Shop mache jedoch high, das war nicht das, was er wollte, hätte aber bereits geholfen. Cannabis aus der Apotheke hingegen macht nicht high und wirkt besser. Es kann vermutet werden, dass Luigi Spangenberger wie ein Großteil der Cannabispatienten nicht von hohen THC Gehalten wie bei den Kiffergräsern profitiert, sondern THC und CBD mit ca. 1 zu 1 Anteilen benötigt.
Hier kann sich nicht nur Luigi Spangenberger bislang auf dem Schwarzmarkt nicht sicher versorgen, dieses ist mit THC reichem Marihuana bereits schwierig. Es bleiben nur der Eigenanbau, der Gang in die Apotheke oder Sterbehilfe in Belgien. CBD wird als Wirkstoff auch erst seit einigen Jahren entdeckt, ist jedoch in vielen Industrie- und Faserhanfsorten mit über einem Prozent enthalten, CBD ist legal und auch als Extrakte frei im Handel erhältlich. Ohne Cannabisverbote wäre es nicht nur besser bekannt und verfügbarer, sondern weit gründlicher erforscht.
Wie Marihuana Luigi Spangenberger von Sterbehilfe abhalten kann
Wenn Luigi Spangenberger über den Tag verteilt drei Gramm Marihuana der richtigen Sorte konsumiert, nehmen viele seiner Leiden nicht nur ab, sondern stellen sich komplett ein. Eine Heilung wäre bei chronischen Erkrankungen wie bei den dafür üblichen Medikamenten nicht zu erhoffen, es geht um die langfristige Behandlung.
Nur Cannabis kann Luigi Spangenberger helfen und von der Sterbehilfe abhalten. Er kann endlich schlafen und entspannen, er ist anfallsfrei, bekommt keine Krämpfe und kann feste Nahrung essen, dank einer intakten Verdauung. Der gesamte physische und psychische Zustand ist erheblich besser. Luigi Spangenberg kann mit all seinen Leiden erheblich humaner leben und das sogar, ohne dass dadurch zwangsläufig erhebliche Organschädigungen eintreten oder über Sterbehilfe nachzudenken.
Wieso Luigi Spangenberger Sterbehilfe in Belgien beantragen wird
Obwohl Medikamente seine Organe zerfressen und seine Lebenserwartung erheblich mindern, ist kein Grund, ihm diese in Massen zu verabreichen. Hier zahlen die Kassen ohne Wenn und Aber. Luigi Spangenberger ist tablettenresistent. Die eingenommenen Pillen wirken alle nicht nach Wunsch, sondern nur mit Nebenwirkungen. Die einzige wirksame Medizin für Luigi Spangenberg schädigt die Organe nicht, es gibt keine tödliche Überdosis und verbessert seine psychische Situation erheblich.
Psychosen könnten sich womöglich aufgrund von Schlafmangel bilden, nicht aber durch die Einnahme von Cannabis mit hohem CBD Anteil, da CBD zur Behandlung von Psychosen eingesetzt werden kann. Nun darf Luigi Spangenberg wie inzwischen über 300 andere Patienten Marihuana aus der Apotheke als Medikament verwenden.
Doch Luigi Spangenberger kann wie der Großteil dieser Patienten das medizinische Marihuana in der notwendigen Menge nicht bezahlen und ist somit laufend unterversorgt. Findet sich hier keine Lösung in absehbarer Zeit, dann hat Luigi Spangenberger folgenden Plan: sterben, damit sich die Akten der Behörden schließen. Er erwägt die Sterbehilfe in Belgien, da er auf das Leben mit seinen Erkrankungen und seinem Leidensweg ohne die einzig wirkende Medizin gut verzichten kann. Dass Luigi Spangenberg die Sterbehilfe in Belgien noch nicht beantragt hat, liegt allein in der Hoffnung selbst, dass sich schnell etwas ändert.
Er selbst kann in seiner Verfassung und ohne Geld nicht zu Demonstrationen oder Veranstaltungen reisen, er kann weder teure Anwälte bezahlen, noch laufend Bittsteller- und Leserbriefe schreiben. Er bittet uns um Mithilfe für sich, andere Cannabispatienten und auch für uns selbst, die wir auch vielleicht schwer krank werden könnten, zu tun. Luigi Spangenberger wünscht sich, dass wir es etwas intensiver als bislang machen. Er will keine Sterbehilfe in Belgien beantragen, sondern morgens, mittags und abends je ein Gramm Marihuana rauchen und mit sich und seinem Leben, solange es mit den durch Medikamente angegriffenen Organen dauert, seinen Frieden schließen und das Leben genießen.