Ja, wenn man diese Überschrift übersetzt, mutet der Begriff „Gescheiterte-Rücken-OP-Syndrom“ schon merkwürdig an. Doch präziser könnte man wohl wirklich nicht ausdrücken, was so viele Menschen quält, die sich einmal an der Wirbelsäule operieren lassen mussten. Der Anteil an Eingriffen, die in diesem Bereich misslingen, ist unverhältnismäßig hoch und die Folgen oft schmerzhaft und kaum zu beheben. In Bezug auf Wirbelsäulenerkrankungen hat sich Cannabis als Medizin bereits für viele Patienten bewährt, daher ist es naheliegend, dass Wissenschaftler auch Chancen für Erfolge in der Behandlung des Failed-Back-Surgery-Syndrom (FBSS) sehen.
Rückenoperationen sind großteils ein Misserfolg
Operative Eingriffe im Bereich der Wirbelsäule sind riskant, doch wie häufig sie ein Fehlschlag ist, wissen nur wenige. Die erschreckende Fehlerquote von 74,6 Prozent ist der Grund dafür, dass es aus dem Begriff Failed-Back-Surgery-Syndrom eine Krankheitsdiagnose geworden ist.
Die Patienten leiden nach den Eingriffen unter anhaltenden Schmerzen, Einschränkungen in der Mobilität, sensorischen Defiziten und sogar Schließmuskeldysfunktionen. Im Bereich der Lendenwirbelsäulenchirurgie verzeichnet man allein eine Fehlerquote von etwa 40 Prozent, folglich liegen sie bei Brust- und Halswirbelsäule noch höher. Bei etwa 35 Prozent der Rückenoperationen ist ein weiterer Eingriff zur Korrektur notwendig. Wirbelsäulenerkrankungen und chronische Schmerzen können hervorragend mit Cannabis behandelt werden. Gilt das auch für das FBSS?
Die derzeitigen Therapien für das FBSS umfassen Antidepressiva und Antiepileptika. Diese sollen die Intensität der Schmerzwahrnehmung verringern. Um dies zu erreichen, werden auch Hirn- und Rückenmark-Stimulationen durchgeführt. Diese Methode zeigte häufig einige begrenzte Behandlungserfolge, die mit der Zeit noch abzunehmen scheinen.
Auch Physiotherapie und ähnliche mobilisierende Methoden zeigen wenig positiven Einfluss bei FBSS-Patienten. Eine weitere Behandlungsmethode sind epidurale Injektionen. Bei diesen sehr unangenehmen Prozeduren wird dem Patienten eine Injektionskanüle zwischen die Wirbel gestochen, um ein Medikament zu verabreichen. Neben dieser unerfreulichen Vorstellung ist natürlich auch eine Korrektur-Operation nicht wirklich verlockend, da natürlich auch bei dieser wieder die Gefahr eines Misserfolges besteht.
Es gibt also eine Reihe von Optionen, von denen keine wirklich gut funktioniert. Cannabis hat in der Schmerztherapie allgemein bereits einen ausgezeichneten Ruf. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis sich Wissenschaftler auch speziell für die Behandlung des FBSS mit Cannabis interessierten.
Cannabis-Studie gibt Grund zur Hoffnung für FBSS-Patienten
Aktuelle Meldungen aus der Cannabisforschung könnten für viele Menschen mit einem FBSS tatsächlich eine neue Hoffnung bedeuten. Im Journal of Pain Research wurde im vergangenen Jahr eine Studie veröffentlicht, in der elf Patienten mit einer Kombination aus Wirbelsäulenstimulation und Cannabis behandelt wurden.
Vor allem in Bezug auf die Schmerzen zeigte sich bei den meisten eine signifikante Verbesserung ihres Zustands. Genau 12 Monate lang dauerte die Studie an, für die die Patienten stets sehr exakte Angaben über die Art und Intensität ihrer Symptome machen sollten, wie Mobilitätseinschränkungen, Taubheitsgefühle oder eben die Schmerzen.
Während des folgenden Jahres wurden die Patienten mit FBSS regelmäßig besucht, um ihren Gesundheitszustand zu überprüfen und die Daten für die Studie zu erheben. Sie bekamen eine Tinktur, die sowohl Tetrahydrocannabinol (THC) als auch Cannabidiol (CBD) enthielt. Zusätzlich erhielten die Patienten regelmäßige Wirbelsäulenstimulationsbehandlungen.
Am Ende des ersten Monats waren vier der elf Teilnehmer bereits nahezu schmerzfrei, das entspricht einem Behandlungserfolg von 30 Prozent im ersten Monat. Keiner der vier verspürte im späteren Verlauf der Studie eine Verschlechterung oder eine Rückkehr der Schmerzen. Insgesamt berichteten alle von einer Reduktion der Symptome, und das in einem bemerkenswerten Ausmaß. Für viele stellte sich eine deutliche Verbesserung der Schlaf- und gesamten Lebensqualität infolge der Behandlung ein.
Weitere Untersuchung müssen den Erfolg der Behandlung mit Cannabis bestätigen
Natürlich ist eine Studie mit elf Teilnehmern, die an FBSS leiden, nicht gerade groß angelegt und repräsentativ, doch wenn alle elf auf die Kombination aus Wirbelsäulenstimulation und Cannabis ansprechen, dann ist das eine 100-prozentige Erfolgsquote. An dieser Stelle müssen nun weitere Untersuchungen die Wirksamkeit der Behandlung bestätigen, um sie für die vielen Menschen zugänglich zu machen, deren Leben damit erleichtert werden könnte.