Klar, wenn die Worte Cannabis und Erschöpfungssyndrom gemeinsam in einem Titel auftauchen, gehen viele davon aus, es werde die Trägheit und Faulheit thematisiert, die den Kiffer nach dem Cannabiskonsum befällt. Mittlerweile aber haben Medizin und Wissenschaft gezeigt, dass Cannabis nicht zwingend einen solchen Effekt auf den User haben muss.
Dies hängt neben individuellen Eigenschaften des Patienten und seiner Erkrankung auch von den Unterschieden ab, die verschiedene Cannabissorten aufweisen. Aber was heißt das jetzt? Kann Cannabis auch eingesetzt werden, um solchen Erschöpfungszuständen entgegenzuwirken? Wie sieht es beim chronischen Erschöpfungssyndrom aus?
Was ist Myalgische Enzephalopathie und kommt Cannabis als Behandlung infrage?
Die Myalgische Enzephalopathie, auch unter dem Kürzel ME bekannt, ist eine Erkrankung, die verschiedene Systeme des Körpers betrifft. Sie ist international als Chronic Fatigue Syndrome (CFS) geläufig, wird bei uns auch myalgische Enzephalomyelitis genannt. Das Symptom, das sie definiert, ist die Müdigkeit und Erschöpfung, die den Alltag der Patienten beeinträchtigt.
Die Ursachen der ME sind nicht geklärt, diverse Faktoren wie Umwelteinflüsse, die Psyche oder auch Virusinfektionen werden also mögliche Ursachen diskutiert. Fest steht allerdings, dass Fehlregulationen des Nervensystems, des Immunsystems und des Hormonsystems mit ME zusammenhängen. Schätzungen zufolge sollen zwischen einem und drei Prozent der Bürger der USA unter myalgischer Enzephalopathie leiden.
Das chronische Erschöpfungssyndrom kann die Lebensqualität stark beeinträchtigen
Vor allem nach Aktivitäten werden die Patienten von starker Müdigkeit und Erschöpfung geplagt, und auch Versuche der Erholung durch Ruhe zeigen kaum Erfolg. Ferner können als Symptome der ME auch Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen, Verdauungsstörungen, geschwollene Lymphknoten, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen oder Depressionen auftreten.
Die Verbindung, welche die Erkrankung zu den verschiedene Systemen im Körper hat, könnte ein Anhaltspunkt dafür sein, dass auch das Endocannabinoidsystem (ECS) Einfluss auf die Erkrankung haben kann. Und dies wiederum könnte bedeuten, dass man mit Cannabis Einfluss auf die myalgische Enzephalopathie ausüben kann.
Macht eine Behandlung von ME mit Cannabis Sinn?
Die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Auswirkung einer Behandlung mit Cannabis sind eher dünn gesät. Es gibt nahezu keine empirischen oder klinischen Studien dazu. In den US-Bundesstaaten, in denen Cannabis als Medizin zugelassen ist, gibt es jedoch zahlreiche Patienten, die von reduzierten Symptomen und Besserung berichten. Die Aussagen beziehen sich zum Großteil auf eine verbesserte Schlafqualität, sowie auf die Linderung von Schmerzen oder der psychischen Symptome. Auch über eine Reduktion der Erschöpfungszustände wird berichtet, dies scheint aber von der jeweiligen Cannabissorte abzuhängen, das der Patient verwendet hat.
Der Zusammenhang von ME und ECS
Trotz der unzureichenden Erkenntnislage bezüglich Cannabis und myalgischer Enzephalopathie gibt es gute Gründe von einem Zusammenhang zwischen der Erkrankung und dem körpereigenen Endocannabinoidsystem auszugehen. Wie sich bei Erkrankungen mit vergleichbaren Symptomen darstellt, etwa der Fibromyalgie (FMS) oder dem chronischem Stresssyndrom, so stehen sie im Zusammenhang mit Entzündungen im Gehirn und des Nervensystems.
Bei der Regulierung von Entzündungen spielt das ECS eine wesentliche Rolle, dies gilt als gesichert. Ebenso weiß man, dass das Endocannabinoidsystem bei der Entstehung und dem Ablauf der Fibromyalgie beteiligt ist. Ob als Ursache oder als Begleitumstand, so wird ein Patient, der an ME oder FMS erkrankt, auch ein Ungleichgewicht in der Funktion des ECS aufweisen. Daher ist anzunehmen, dass die myalgische Enzephalopathie auch mit Cannabis gezielt behandelt werden könnte, wenn die nötigen wissenschaftlichen Anstrengungen dafür unternommen würden.