Während Studien auf eine positive Wirkung von Cannabis bei Patienten mit Diabetes Typ 2 hindeuten, könnte der Konsum bei Menschen mit Typ 1 ein Risiko darstellen. Eine Studie, die in der Zeitschrift JAMA Internal Medicine veröffentlicht wurde, gibt Hinweise auf einen möglichen Zusammenhang von Cannabis-Konsum und diabetischer Ketoazidose (DKA), die im Rahmen von Typ-1-Diabetes auftauchen kann.
Diabetes Typ 1 ist die seltenere Form der sogenannten Zuckerkrankheit. Die Bauchspeicheldrüse von betroffenen Patienten produziert nicht mehr genügend oder gar kein Insulin. Um den hohen Blutzuckerspiegel zu senken, müssen Betroffene Insulin spritzen. Häufige Symptome der Autoimmunerkrankung sind unter anderem starker Durst, vermehrter Harndrang, Gewichtsverlust, Übelkeit, Bewusstseinsstörungen.
Typ-2-Diabetes entsteht dadurch, dass nicht mehr genug Zucker aus dem Blut ins Gewebe gelangen kann. Aufgrund einer Insulinresistenz besitzen Patienten einen erhöhten Blutzuckerspiegel, da er sich in den Blutgefäßen anstaut. Die Ergebnisse der Studie sind deshalb so interessant, weil es Berichte über die Wirksamkeit von Cannabis bei Typ-2-Diabetes gibt. Nun behaupten Forscher, das Ganze ließe sich keineswegs auf Typ 1 übertragen.
Cannabis-Konsum und Typ-1-Diabetes
In der von der American Medical Association veröffentlichten Studie (jamanetwork.com), weisen Forscher darauf hin, dass Patienten mit Diabetes Typ 1 einem erhöhten Risiko für Komplikationen ausgesetzt sind, die zur Dehydrierung, Koma und sogar zum Tod führen können. Das Risiko für die als diabetische Ketoazidose bekannte Krankheit sei bei Patienten mit Typ-1-Diabetes, die Cannabis konsumieren, doppelt so hoch wie bei Nichtkonsumenten, so die Autoren der Studie.
Diabetische Ketoazidase ist eine akute Komplikation bei Typ-1-Diabetes. Es handelt sich dabei um eine Übersäuerung des Bluts. Die ernst zu nehmende Krankheit verursacht, Übelkeit, Erbrechen und Schmerzen im Bauchbereich und kann sich bei der Bildung eines Hirnödems, sogar zu einer lebensbedrohlichen Erkrankung entwickeln.
Cannabis-Konsumenten mit einem höheren Blutzuckerspiegel
Neben den Ergebnissen zu einem erhöhten Risiko für Cannabis-Konsumenten liefert die Studie noch weitere Einsichten. Außerdem sammelten die Forscher Daten, die darauf hindeuten, dass Cannabis-Konsumenten im Vergleich zu Nichtkonsumenten einen höheren Blutzuckerspiegel aufweisen. Das ergab die Messung der Konzentration des Glykohämoglobins HbA1c, eine Form des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin.
Insgesamt nahmen 450 PatientInnen mit Diabetes Typ 1 an der Studie teil, wobei 30 % nach eigenen Angaben Cannabis konsumieren. Fairerweise muss man zugeben, dass die gesammelten Daten über den erhöhten Blutzuckerspiegel von Konsumenten mehrere Gründe haben können. Letztlich zeigte sich, dass die Cannabis-Konsumenten mit der Kontrolle ihres Blutzuckerspiegels mehr Probleme hatten.
Mehr Forschungsarbeit nötig
In diesem Zusammenhang gilt zu beachten, dass in der Studie lediglich Daten über den Blutzuckerspiegel von PatientInnen mit Typ-1-Diabetes, diabetische Ketoazidose und den Konsum von Cannabis gesammelt wurden. Was in der Studie fehlt, ist ein direkter Zusammenhang, ob und inwiefern Cannabis eine DKA hervorrufen kann. In der Tat weiß man recht wenig darüber, ob Cannabis diese ernst zu nehmende Erkrankung hervorrufen kann. Die Studie gibt lediglich einen Hinweis darauf. Es gilt jedoch als relativ sicher, dass Cannabis auf beide Formen der Zuckerkrankheit unterschiedliche Auswirkungen besitzt.
In einer etwas älteren Studie (ncbi.) wurde zum Beispiel festgestellt, dass Cannabis die Fähigkeit des Körpers zur Verstoffwechselung von Zucker aus dem Blut erhöhen kann. Allerdings nur bei Typ-2-Diabetes.