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Cannabisprodukte wurden und werden von vielen Menschen zu therapeutischen Zwecken eingenommen, die häufig gleichzeitig auch andere Medikamente eingenommen haben oder einnehmen, ohne dass bisher starke unerwünschte Wechselwirkungen bekannt geworden wären. Allerdings können Cannabis und THC die Wirkungen einiger Medikamente verstärken oder abschwächen, sodass es sinnvoll ist, sich über solche Wechselwirkungen zu informieren.
Wichtige Wechselwirkungen:
Für eine Vielzahl der Wechselwirkungen von Cannabisprodukten mit anderen Medikamenten sind die Gründe für die gegenseitige Beeinflussung der Wirkungen bekannt. Häufig beruhen sie darauf, dass die anderen Medikamente oder Substanzen die gleichen Angriffspunkte im Körper aufweisen beziehungsweise einen ähnlichen Wirkungsmechanismus besitzen. Außerdem können sie ihre Wirkungen gegenseitig beeinflussen, wenn sie auf ähnlichem Wege im Körper abgebaut werden. Die meisten Medikamente und auch Cannabis werden in der Leber abgebaut.
Cannabis und THC können einige Wirkungen von Medikamenten verstärken oder auch vermindern. Umgekehrt können auch einige Medikamente bestimmte Wirkungen von Cannabisprodukten verstärken oder abschwächen. Es ist zudem möglich, dass nur bestimmte Wirkungen zunehmen und andere reduziert werden.
Eine Übersicht über die wichtigsten Wechselwirkungen mit Medikamenten:
Antidepressiva:
Die zwei wichtigsten Gruppen von Antidepressiva sind die sogenannten trizyklischen Antidepressiva (Imipramin, Amitryptillin, etc.) und die selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, von denen der erste und bekannteste Fluoxetin ist. THC kann die beruhigende Wirkung und die schmerzlindernde Wirkung von trizyklischen Antidepressiva verstärken.
Benzodiazepine:
Benzodiazepine wie Diazepam (Valium®) werden vor allem als Schlaf- und Beruhigungsmittel eingesetzt, aber auch als Antiepileptika. THC kann die antiepileptischen, sedierenden und andere Wirkungen von Benzodiazepinen verstärken.
Betablocker:
Betablocker hemmen im Körper die Wirkung einer bestimmten Gruppe von Hormonen, den Katecholaminen (Adrenalin, Noradrenalin), deren Ausschüttung zur Aktivierung des Sympathikus, des vegetativen Nervensystems führt und damit etwa den Blutdruck und die Herzfrequenz steigert. Betablocker werden daher zur Behandlung eines hohen Blutdrucks und bei Herzbeschwerden eingesetzt. THC steigert ebenfalls die Herzfrequenz, was durch die Gabe von Betablockern verhindert werden kann.
Brechreiz hemmende Medikamente:
Zwei wichtige Gruppen Brechreiz und Übelkeit hemmender Medikamente, die beispielsweise im Rahmen einer Krebschemotherapie verwendet werden, sind die Phenothiazine und die Serotonin-Antagonisten, die auch „Triptane“ genannt werden. THC kann die Wirkung dieser Medikamente verstärken.
Glaukommedikamente:
Glaukome beruhen auf einer Schädigung des Sehnervs, sodass sie zur Blindheit führen können. Die den Augeninnendruck senkenden Wirkungen von Cannabis und verschiedener Glaukommedikamente können einander verstärken.
Opiate:
THC und Opiate können sich gegenseitig in ihrer schmerzlindernden Wirkung verstärken. Dabei kann THC einer durch die Einnahme von Opiaten hervorgerufenen Übelkeit entgegenwirken.
Da bestimmte Medikamente gegen die HIV-Infektion durch die gleichen Enzyme in der Leber, wie THC abgebaut werden, liegt es nahe, dass sich ihre Wirkungen gegenseitig beeinflussen. In einer klinischen Untersuchung dieser Frage wurde jedoch kein Einfluss von Cannabis und THC auf die Wirksamkeit antiretroviraler Medikamente (beispielsweise Indinavir) festgestellt.
Ungünstige oder möglicherweise ungünstige Kombinationen mit Cannabisprodukten
Alkohol:
THC und Alkohol verstärken einander hinsichtlich einiger Wirkungen. Beide können sedierend, d. h. beruhigend und Schlaf fördernd, wirken und sie können eine Anzahl von Fähigkeiten beeinträchtigen, die für die sichere Teilnahme am Straßenverkehr von Bedeutung sind.
Herzfrequenz steigernde Substanzen:
Die Herzfrequenz steigernde Wirkung von THC und Substanzen wie Amphetaminen, Adrenalin, Kokain und Atropin können sich ergänzen und bei entsprechend hohen Dosen unangenehm werden.
Tipps zum Umgang mit Cannabis und anderen Medikamenten
Falls Sie Cannabisprodukte in Kombination mit Opiaten (zum Beispiel Morphium), die Sie schon über einen längeren Zeitraum benutzen, zur Schmerzlinderung verwenden möchten, sollten Sie zunächst Ihre gewohnte Medikation beibehalten und langsam und einschleichend mit der Cannabiseinnahme beginnen. Die Ansprechbarkeit von Cannabis und THC variiert bei verschiedenen Schmerzpatienten sehr stark, sodass vor Beginn der Therapie nicht bekannt ist, ob Cannabisprodukte einen relevanten Beitrag leisten können oder nicht. Bei einer Verbesserung der Symptome durch die gleichzeitige Cannabisverwendung können Sie versuchen, die Opiatdosis langsam zu reduzieren. Es gibt eine Anzahl von Patienten, die ihre Opiate im Verlauf von einigen Monaten vollständig absetzen konnten, während andere nur einen geringen Effekt verspürten. In ähnlicher Weise kann mit Medikamenten zur Muskelentspannung bei Multipler Sklerose oder Querschnittslähmung verfahren werden. Oft treten Entzugssymptome beim Absetzen von Opiaten und Benzodiazepinen auf, die durch Cannabis nur teilweise gelindert werden können.
Kreislaufveränderungen im Kontext der Einnahme von Cannabis können sich als Schwindelgefühl oder als ein rasender Puls bemerkbar machen. Werden Cannabisprodukte zusammen mit anderen Medikamenten eingenommen, die ebenfalls auf den Kreislauf wirken können, so sollte eine vorsichtige, einschleichende Dosierung erfolgen. Geringe THC-Dosen verursachen meistens keine messbare Veränderung des Pulses, aber auch bei diesem Effekt ist die Ansprechbarkeit sehr variabel.