Seit 2017 können in Deutschland die normalen Blüten von Cannabis als Arzneimittel verschrieben werden. Zwar ist der bürokratische Weg der Patienten in diesem Fall in der Regel extrem lange und die Kostenübernahme durch die Krankenkasse oftmals nicht gegeben, dennoch ist dies ein Fortschritt der bis vor wenigen Jahren völlig undenkbar gewesen wäre.
Die wahrscheinlich bekannteste Konsumform von Cannabis ist das Rauchen. Aber auch oral, zum Beispiel in Form von Backwaren, kann es eingenommen werden. Ferner gibt es einige Fertigarzneimittel, die entweder aus einzelnen Cannabinoiden oder Extrakten zum Einnehmen bestehen. Die Art und Weise, wie das jeweilige Cannabisprodukt konsumiert wird, kann einen deutlichen Einfluss auf die medizinische Wirkung haben.
Rauchen wirkt stark aber kurz
Rauchen ist eine der gängigsten Konsumformen von Cannabis, welche auch bei den medizinischen Blüten geläufig ist. Die Wirkung tritt unmittelbar beim Rauchen ein, weshalb die Dosierung sehr exakt eingeschätzt werden kann. Der Nachteil liegt auf der Hand. Es ist schädlich für die Atemwege, denn auch beim Verbrennen von Cannabis entstehen Schadstoffe. Weiterhin hält die Wirkung verhältnismäßig kurz an. Nach etwa 3 Stunden sind die meisten Effekte wieder abgeflacht und Patienten, die unter schweren chronischen Problemen leiden, müssen aus diesem Grund unter Umständen mehrmals täglich nachdosieren. Eine Abhilfe, die an dieser Stelle die gesundheitlichen Risiken der Atemwege weitgehend eliminiert, ist der Vaporizer.
Vaporizer, in denen Pflanzenmaterial nicht direkt verbrannt, sondern indirekt erhitzt wird, stammen ursprünglich aus den USA und waren dort schon lange Zeit eine sehr beliebte Konsumform für medizinisches Cannabis. Heutzutage sind diese Geräte auch bei Freizeitkonsumenten angekommen und erleben in den vergangenen Jahren einen großen Hype. Da Vaporizer ein relativ teures Konsumutensil sind, ist es ratsam zuvor mit der Krankenkasse abzuklären, ob diese Kosten übernommen werden. Aufgrund der Verlaufskurve der Wirkung eignet sich der inhalative Konsum vorwiegend zur Behandlung anfallsartig auftretender Beschwerden, wie verschiedene Typen von neuropathischen Schmerzen oder auch motorische Störungen wie Krampfanfälle.
Lange Symptomfreiheit bei oralen Konsumformen
Gerade für Patienten die auf täglichen Konsum angewiesen sind, stellt je nach Beschwerdebild die orale Aufnahme von Cannabis wahrscheinlich die bessere Option dar. Bei der oralen Aufnahme von THC, egal ob dies mit Backwaren geschieht die aus Cannabisblüten zubereitet wurden, oder in Form von Tropfen, wie es bei Dronabinol der Fall ist, wird dieses zu 11-Hydroxy-THC umgewandelt. Dieses Derivat von THC besitzt die 2-3 fache Potenz von THC. Dementsprechend ist die Wirkung länger und erheblich stärker. Gleichzeitig hat aber 11-Hydroxy-THC den großen Vorteil, dass es dennoch die Toleranz nicht stärker in die Höhe treibt, wie normales THC. 11-Hydroxy-THC wirkt über einen Zeitraum von etwa 10 Stunden auf gleichbleibender Intensität.
Das Anfluten und das Abklingen der Wirkung verläuft bei Weitem nicht so schlagartig wie bei THC. Diese lange und zuverlässige Wirkung, ermöglicht es Patienten über Stunden weitgehend beschwerdefrei zu bleiben und auf diese Weise auch eine Nacht durchzuschlafen. Eine mögliche Fehlerquelle, die diese Konsumform mit sich bringt, ist der oftmals deutlich verzögerte Wirkungseintritt. Während sich beim Rauchen die Wirkung praktisch schlagartig einstellt, kann es bei oral aufgenommenen Produkten vorkommen, dass es 1–2 Stunden dauert, bis die Wirkung in der vollen Stärke ausgeprägt ist. Der Patient kann hier bei mangelnder Aufklärung in die Versuchung geraten, vorzeitig nach zu dosieren, sodass am Ende die Wirkung erheblich stärker ausgeprägt ist, als dies ursprünglich geplant war.
Der verzögerte Wirkungseintritt und der gleichzeitig langanhaltende Effekt, eignen sich am besten, wenn es darum geht, lange Beschwerdefreiheit von Symptomen zu erlangen, die zu einem gewissen Grad planbar sind, wie Nebenwirkungen, die im Zusammenhang mit einer Chemotherapie auftreten. Ein Nachteil den isolierte einzelne Cannabinoide haben, ist die fehlende synergetische Wirkung mit den weiteren Inhaltsstoffen von Hanf. Dieser synergetische Effekt ist auch bekannt als sogenannter Entourage-Effekt.
Eine australische Studie aus dem Jahr 2021 untersuchte diesen Effekt in einem Mausmodell. Dabei stellte sich heraus, dass die medizinisch relevanten Cannabinoide im Blutplasma eine um bis zu 25 % längere Halbwertszeit haben, wenn anstelle von einzelnen Cannabinoiden in Reinform, ein Vollspektrumextrakt verabreicht wird. Die individuelle Bandbreite an medizinischen Effekten kommt bei den einzelnen Hanfsorten stets durch die Gesamtkomposition aller Cannabinoide und Terpene zustande.
Transdermale Anwendung hat großes Potenzial
Eine Darreichungsform die in Deutschland bislang noch nicht erhältlich ist, ist die transdermale. Das bedeutet, THC wird über ein Pflaster auf der Haut langsam und gleichmäßig abgegeben, ähnlich wie man es von Fentanyl-Pflastern kennt. Diese Konsumform, welche in einigen US-Staaten bereits gängig ist, vereint zahlreiche Vorteile, bei gleichzeitig praktisch keinen Nebenwirkungen. Der einzige Nachteil ist, dass es sich hierbei um ein einzelnes isoliertes Cannabinoid ohne synergetische Wirkung handelt.
Je nach Typ des Pflasters kann bei dieser Form der Verabreichung bis zu 48 Stunden ein sehr genau abgestimmter THC-Spiegel im Blut aufrechterhalten werden. Da durch die sehr gleichmäßige Abgabe, ähnlich wie man es von einer Retardierung kennt, der Wirkstoffpegel gezielt aufgebaut werden kann, kommt es zu keinem Zeitpunkt zu einzelnen Spitzen in der THC-Konzentration im Blut. Auf diese Weise können Nebenwirkungen oder auch unerwünschte psychoaktive Wirkungen, die den Alltag unter Umständen beeinträchtigen würden, fast gänzlich eliminiert werden.