THC Delta 8 – die meisten Menschen, die sich mit Cannabis befassen, haben schon mal etwas davon gehört. Delta, das ist das mit dem Dreieck und THC ein alter Hut. Aber was bedeutet die 8, und warum benötige ich anderes THC, wenn mich meines doch so herrlich stoned macht? Fragen über Fragen, die hoffentlich beantwortet sind, bevor der letzte amerikanische Bundesstaat es auch noch verbietet.
Delta 8 – Wer bist du?
THC Delta 8 ist eine farblose, bei Raumtemperatur extrem zähe Flüssigkeit, die wie alle Cannabinoide lipophil (fettlöslich) ist. Des Weiteren ist dieses Cannabinoid ein tricyclisches Terpenoid und unterscheidet sich in seiner Zusammensetzung nur geringfügig vom THC Delta 9, dem THC, dass uns schon lange von unserer Lieblingspflanze bekannt ist.
Diese beiden Cannabinoide sind sich derart ähnlich, dass sie sogar dieselbe Strukturformel besitzen. Sie besitzen auch die gleichen Moleküle – also Bausteine, nur dass eine einzige seiner Kohlenstoffverbindungen anders liegt, sich also an einem anderen Ort innerhalb des Aufbaus befindet. Diese Eigenschaft ist ein großer Vorteil für die Langlebigkeit des Cannabinoids, denn auch Cannabinoide unterliegen einem Verfall. THC degradiert durch Einflüsse wie Licht und Zeit zu Cannabinol (CBN), einem sehr wirksamen (es ist stark angstlösend), aber nicht psychoaktiven Cannabinoid. Dieser Prozess ist bei THC Delta 8 signifikant verlangsamt, da es durch seinen abgewandelten Aufbau stabiler ist.
Da Delta 8 so eng mit Delta 9 verwandt ist (im Folgenden werden diese Bezeichnungen für die beiden THC Isomere verwandt), liegt seine Psychoaktivität beinahe auf der Hand. Allerdings ist es trotz des Andockens an dieselben Rezeptoren (partieller CB1 und CB2 Antagonist) deutlich weniger psychoaktiv, was an der geringeren Rezeptoraffinität liegen mag. Delta 8 besaß in einer in vivo Studie 50–66 % der psychoaktiven Wirkung von Delta 9.
Vorkommen und Gewinnung
THC Delta 8 kommt im Gegensatz zu seinem verwandten Delta 9 nur in sehr geringen Mengen in Cannabispflanzen vor. Ein Prozent der Inhaltsstoffe einer Blüte macht Delta 8 ungefähr aus. Delta 9 kommt durch darauf angelegte Züchtung inzwischen auf Werte von bis zu 30 %. Wie gesund dies und die Unausgewogenheit mit anderen Cannabinoiden ist, sei mal dahingestellt. Somit waren lange Forschung und Konsum nicht möglich, da nur unfassbar geringe Mengen vom Delta 8 verfügbar waren.
Wie es möglich wäre, Delta 8 aus anderen Stoffen herzustellen, war schon lange bekannt, und zwar über 40 Jahre, doch niemand wusste wie. Das Zauberwort lautet Isomerisierung, was im Prinzip vereinfacht bedeutet, dass es möglich ist, Stoffe, die aus denselben Bausteinen bestehen, so umzubauen, dass sie ein anderer Stoff sind. Das Cannabinoid CBD (Cannabidiol) und das Terpen (Kohlenwasserstoff) Tulen beispielsweise besitzen dieselben Bausteine, welche mit Hitze und Säure im Labor zu THC Delta 8 oder 9 umgebaut werden können.
Eine kleine Übersicht verdeutlicht vielleicht, warum die Forschung, abgesehen von den unglaublichen Kosten, die eine klinische Studie mit sich bringt, so langsam voranschreitet. Im Jahr 1941 gelang Roger Adams und seinem Team bereits die Teilsynthese dieses Cannabinoids an der Universität von Illinois, und bereits im Folgejahr untersuchte dasselbe Team die physischen und psychischen Effekte von Delta 8 auf menschliche Patienten, die es oral einnahmen.
Anmerkung: Dies wäre heute aus ethischen Gründen nicht mehr möglich. Meist stehen davor heute in vitro Studien und Tierversuche. Wie diese ethisch zu bewerten sind, darf jeder für sich entscheiden.
1965 schaffte man es in den USA, das Cannabinoid komplett zu synthetisieren, ein Jahr später wurde es dann aus dem natürlichen Produkt mit modernen Methoden isoliert, und im Jahr 1967 synthetisierte Raphael Mechoulam (der Entdecker des THC) am Weizmann Institute of Science in Israel, THC Delta 8 aus Verbenol und Olivetol. In den USA kam die Forschung zu dieser Zeit zum Erliegen. Ronald Reagan war an der Macht, und an dem, was uns diese Regentschaft alles beschert hat, knabbern wir bis heute. Erst im Jahr 1973 ist wieder eine Studie zu Delta 8 zu verzeichnen, welche sich mit der Tödlichkeit der Cannabinoide bei Ratten befasst – dazu mehr im nächsten Absatz. Reagans Regentschaft endet 1989, doch erst im Jahr 1995 folgen wieder Studien zur medizinischen Anwendung, und zwar, wie könnte es anders sein, von Raphael Mechoulam. Warum diese politische Entwicklung auch Einfluss auf die Forschung in Israel hatte, kann man nur vermuten. Doch Forschung war auch damals schon global und eng vernetzt; es ist zu vermuten, dass eventuell der Zugriff auf amerikanische Forschungsergebnisse bezüglich Cannabis in dieser Zeit nicht möglich war.
Seit dieser Errungenschaft, die erst ein paar Jahre alt ist (genauer gesagt genutzt wird), wird aktiv am Delta 8 geforscht, und auch konsumiert wird es seitdem kräftig. Diesem Vergnügen ist in Deutschland allerdings schon ein Riegel vorgeschoben worden, und in den USA, aus denen wir mit einem Jahr Verzögerung gewissermaßen alle Neuerungen bekommen, wird bereits wieder in Lichtgeschwindigkeit verboten. Doch dazu später mehr…
Wirkung und Studien
Das National Cancer Institute publizierte unlängst, dass THC Delta 9 ein Analog und ein Isomer von Delta 9 ist und somit beinahe dieselben Eigenschaften aufweist, doch es wäre nicht von Interesse, wenn es nicht auch anders wäre. Auch fand man dort in einer Studie im Jahr 1995 heraus, dass Delta 8 bei Kindern, die eine Chemotherapie erhalten, die Übelkeit verringert und den Appetit anregt. Zusätzlich hilft es, Neurotransmitter, deren Ausschüttung sich durch den Gewichtsverlust verändert hat, wieder in normale Bahnen zu lenken.
Es wirkt sich also auch psychisch positiv auf Patienten aus. In Studien nachgewiesen sind bereits seine anxiolytische (angstlösende), antimimetische (Übelkeit verringernde), analgetische (schmerzlindernde), neuroprotektive (nerven schützende) und orexigene (appetitanregende) Wirkung. Die zuvor genannte Studie von 1973, welche sich mit der Letalität verschiedener THC Isomere befasste, stellte fest, dass THC Delta 9 und Delta 8 dieselbe mittlere letale Dosis aufweisen. Wir reden hier allerdings von mehreren 100 mg/kg Körpergewicht. Beide Substanzen hatten den Blutdruck stark gesenkt, doch die Auswirkungen auf das kardiovaskuläre System sind komplex und noch nicht ausreichend erforscht.
Erfahrungsberichte
Die Erfahrungsberichte sind vielfältig. Die meisten Konsumenten bezeichnen Delta 8 als THC light. Sowohl der Rausch sei leichter und weniger psychedelisch als auch die Nebenwirkungen, welche sich in Grenzen hielten. Als Nebenwirkungen hat auch Delta acht rote Augen, einen trockenen Mund, schlechte Zeitwahrnehmung, zähes Denken und all die anderen Kleinigkeiten zu verzeichnen, die wir vom Delta 9 kennen. In einem Punkt unterscheidet es sich allerdings signifikant von seinem Bruder – es löst kaum bis keine Angst und Spannungszustände, keine Nervosität und keine starke Dissoziation aus, wie man es vom Delta 9 kennt. Genau diese Eigenschaft ist eine große Chance für die Medizin, auf die wir später noch zurückkommen. Da Erfahrungsberichte von Dritten nicht so eine tolle Referenz sind, habe ich in einem deutschen Portal, dass sich ausschließlich mit Extrakten befasst und 1752 Mitglieder zählt, eine Umfrage zur Wirkung gestartet. Hier einige Auszüge:
Rechtsstatus
In den USA hat THC Delta 8 Ende letzten Jahres einen unglaublichen Hype erfahren. Plötzlich schrieben Magazine darüber, Podcasts und Blogs berichteten, und sogar Nachrichtenagenturen waren mit von der Partie. Es war in den letzten Monaten eins der meistgehypten Produkte und das am stärksten wachsende Segment 2021, wenn es um Cannabisprodukte in den USA geht. Doch, wie gewonnen, so zerronnen. Seit Anfang dieses Jahres wird verboten, was das Zeug hält – am 18. Mai schrieb die Hemp Industry Daily, dass das Verbot inzwischen den 12. Bundesstaat erreicht hat, und zwar Michigan.
Außerdem weist man in dem Artikel darauf hin, dass unter diesen 13 Staaten auch sehr Cannabis-liberale Staaten zu finden sind. Bei dieser Aussage stellt sich mir die Frage, ob es wirklich so schlau ist, diesen Artikel hier zu schreiben, denn laut meiner Recherche befindet sich THC Delta 8 in einer Grauzone – es ist angeblich einfach nicht gelistet, sagte mir die Literatur. Bei genauerer Nachforschung stellte sich heraus, dass Delta 8 inzwischen klammheimlich in die Anlage 1 aufgenommen wurde, das heißt, dass dieser Stoff nicht verkehrsfähig ist. Warum ich „klammheimlich“ schreibe? Weil ich meinen Kollegen eine adäquate Recherche zutraue und ich ebenfalls nicht herausfinden konnte, wann das geschah – fest steht jedenfalls, dass es im letzten halben Jahr geschehen sein muss.
Fazit
Da Delta 8 in seinen medizinischen Wirkungen bezüglich Schmerz, Übelkeit, Appetit und Schutz der Nerven dem Delta 9 offenbar in nichts nachsteht, jedoch durch seine geringe Psychoaktivität deutlich vertraglicher ist, könnte es das Delta neun an manchen Punkten eines Tages ersetzen. Gerade bei Kindern, Alten oder Erstkonsumenten kann THC Delta 9 starke und unangenehme Angst-, Panik-, Nervositäts-, Verwirrungs- und Dissoziationszustände auslösen. Man darf nicht vergessen, dass die Rauschwirkung von diesen Menschen nicht erwünscht ist, so gut sie uns auch gefällt. Unter diesem Aspekt kann man sich gut vorstellen, wie unschön so ein unerwünschter Cannabisrausch sein kann. Manch einer hat sich vielleicht schon mal mit einem Edible überdosiert und kennt das Dilemma …
Delta 8 wirds richten!