Der Nutzen von Cannabinoiden in der Medizin ist schon bei vielen Studien nachgewiesen worden. Sei es beispielsweise gegen Schmerzen, Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Krebsleiden oder Diabetes – viele Patienten berichten von positiven Erfahrungen mit den Inhaltsstoffen der Cannabispflanze im Kontext ihrer Krankheit. Eine weitere Untersuchung aus Amerika hat jetzt festgestellt, dass Patienten, die begonnen haben, Cannabis zur Linderung ihrer Leiden zu sich zu nehmen, in der Mehrheit ihre für gewöhnlich vom Arzt verschriebenen Medikamente absetzen.
Cannabidiol (CBD) ist neben Tetrahydrocannabinol (THC) eines der Cannabinoide, das als am gründlichsten erforscht gilt. An den Rezeptoren des Endocannabinoid-Systems können die Inhaltsstoffe der Pflanze im menschlichen Körper wahre Wunder bewirken. Auch wenn Krankheiten durch Cannabis in der Regel nicht geheilt werden können, so lindert es wenigstens viele Symptome der Patienten. Eingesetzt werden kann es bei diversen Leiden, besonders bei chronischen Erkrankungen. Es hilft darüber hinaus aber noch bei einer ganzen Reihe an anderen Krankheiten und Symptomen. Dabei ist es in der Lage, eine Menge der vielfältigen Folgen einer Erkrankung auf einmal zu bekämpfen.
Um Beispiele zu nennen: Entzündungen können gehemmt werden, der Appetit kann angeregt und Schmerzen sowie Juckreiz auf der Haut gelindert werden. Depressionen und Angstzustände lassen sich genauso behandeln wie Schlaflosigkeit. Krebs-, ADHS- und Multiple-Sklerose-Patienten, aber auch Asthmatiker und Diabetiker haben schon häufig von den positiven Einflüssen erzählt, die Cannabis auf ihre Krankheit und dessen Symptome hat. Aufgrund dessen können mit dem Konsum der Inhaltsstoffe der Pflanze mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden, wenn bei einer Krankheit mehrere dieser Symptome beim Patienten auftreten. Ein Medikamenten-Cocktail lässt sich mit Cannabis also in vielen Fällen vermeiden und mit den Wirkstoffen der Pflanze ersetzen, was für den Patienten ein geringeres Risiko an Wechsel- und Nebenwirkungen der herkömmlichen Medizin bedeutet.
Cannabis lässt andere Medikamente in der Schublade verschwinden
Dass viele Patienten diese gar nicht mehr verspüren, wenn sie in Folge ihrer Krankheit Cannabis zu sich nehmen, lässt sich seit Kurzem aus einer großen und aussagekräftigen Studie der „Brightfield Group“, die sich seines Zeichens dazu verpflichtet hat, präzise Daten der Cannabis-Industrie zu überliefern, schließen. Diese befragte dazu 2.400 der insgesamt über 150.000 User der Internet Community „HelloMD“, die Cannabis-Patienten und Ärzte in den USA zusammenführt. Dabei ging es hauptsächlich um den Einsatz von CBD und dessen Effektivität. CBD ist ein nicht psychoaktiv wirkendes Cannabinoid, es kann also weder high noch stoned machen. Dafür ist der Nutzen für medizinische Zwecke umso größer.
Dieser ist laut der Studie sogar so groß, dass die Patienten die Medizin, die sie vor der Behandlung mit Cannabis für gewöhnlich genutzt haben, in der Schublade verbannten. Das gaben immerhin 42 Prozent der Studienteilnehmer an. Man benötigt kein Mathematiker zu sein, um zu erkennen, dass das fast die Hälfte ist, was ein beachtlicher Wert ist. Häufig wurden Medikamente ersetzt, die hierzulande auf der Betäubungsmittelliste stehen, beispielsweise Opiate. Cannabis wurde bei den Befragten zumeist bei Schlaflosigkeit, Depression, Angst und Gelenkschmerzen eingesetzt. 80 Prozent von ihnen gaben an, dass der Wirkstoff bei ihnen „sehr oder extrem effektiv“ sei. Nur drei Prozent verspürten keine oder lediglich eine leichte Besserung ihrer Leiden. Das gab Dr. Perry Solomon, Chief Medical Officer von “HelloMD”, an.
Was die Studie darüber hinaus herausfand
Die Studie machte zudem deutlich, dass noch an der Aufklärung der Medizin gearbeitet werden müsse. CBD kann sowohl aus Hanf als auch aus Marihuana gewonnen werden, den beiden Arten der Cannabispflanze. Hier gaben acht Prozent an, dass sie nicht wussten, woher genau ihr CBD stammt. Patienten, die wissentlich CBD aus Hanf konsumieren, beschwerten sich in der Umfrage darüber, dass CBD aus Marihuana wirksamer sei. Daraus könnte sich schließen lassen, warum 90 Prozent der Konsumenten auf CBD aus Marihuana zurückgreifen würden.
Die meisten der Nutzer würden laut der Umfrage eine Einnahme von Cannabis durch Verdampfen bevorzugen. Gefolgt wird das davon, die Blüten in normaler Form zu rauchen, also beispielsweise durch einen Joint oder eine Bong. Präferenz Nummer drei ist, die Inhaltsstoffe der Pflanze über die Nahrung aufzunehmen. Dr. Solomon betonte, dass das Verdampfen des Cannabis‘ den Besten Nutzen haben würde. Die positiven Effekte würden auf diese Art und Weise allgemein am schnellsten eintreten. Etwas anders stelle sich das bei Schlafstörungen dar: Bei Einschlafstörungen empfehle sich laut dem Arzt weiterhin das Vaporisieren, habe der Patient jedoch Probleme beim Durchschlafen, sei die Einnahme über ein Nahrungsmittel die bessere Wahl.
Eine Umfrage mit „enormen Wert“
Die Umfrage „in Bezug auf ihre Größe und Tiefe, zeigt den enormen Wert, den diese Produkte für die Patienten haben“, hob Dr. Solomon hervor. Damit ist er nicht der erste, der den positiven Nutzen von Cannabis in der Medizin anspricht – und er wird mit Sicherheit auch nicht der letzte sein. Er hoffe darauf, dass die Patienten in den USA in Zukunft bessere Zugangsvoraussetzungen finden, um an ihre Medizin zu kommen.
Das lässt sich auch auf den deutschen Markt projizieren, in dem es nach der Gesetzesänderung im Januar und dem Inkrafttreten dessen im März keine fünf Monate später bereits zu Lieferengpässen gekommen ist. Schwerkranke können sich derzeit nicht mehr mit der Medizin ihrer Wahl behandeln lassen. Davon abgesehen ist es kein Leichtes überhaupt an ein Rezept zu kommen, das darüber hinaus noch von den sich oftmals querstellenden Krankenkassen genehmigt werden muss. Es ist schwer vorstellbar, aber vielleicht nimmt sich die Politik in Zukunft Studien, wie die oben beleuchtete, zu Herzen, damit hier ein Umdenken stattfindet. Den vielen Patienten, denen Cannabis bei ihrer Krankheit auf verschiedene Art und Weise hilft, wäre es zu wünschen.