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Die Psychologin Mgr. Alexandra Hrouzková führt seit 2010, unter der professionellen Leitung des Sexualwissenschaftlers Prof. Ph. Dr. Petr Weiss, PhD., eine Studie über das Sexualleben von Marihuana Konsumenten durch. An dieser Studie nahmen männliche Langzeitkonsumenten, im Alter zwischen 30 und 50 Jahren teil, die bereits seit 12 bis 15 Jahren, entweder 4 bis 5 Mal pro Woche oder täglich Marihuana konsumieren. Was sind die Erkenntnisse nun die Wissenschaftler über die Sexualität „von männlichen Kiffern“?
Marihuana und das sexuelle Erlebnis
Der Gebrauch von Cannabis zwecks der Veränderung der Bewusstseinslage, im Bestreben, das Erlebnis der Sexualität zu beeinflussen, ist weitverbreitet. Während sich jedoch die beliebten, oft zitierten altertümlichen Texte vorwiegend auf die aphrodisierende Wirkung von Cannabis beziehen, zeigt die moderne Forschung, dass die Effekte von Marihuana sowohl von der Menge, als auch von der Persönlichkeit und der Physiologie des Konsumenten, sowie von seiner Umgebung und der Kultur, in der er lebt, bestimmt werden.
Menschen nutzen seit jeher psychoaktive Substanzen, sowohl für medizinische Zwecke, als auch für spirituelle Erlebnisse und für den Freizeitgebrauch. Sex spielt eine wichtige Rolle im Leben der Menschen, nicht nur im Hinblick auf die Arterhaltung, sondern ist zum großen Teil eine Freizeitaktivität. Dass man psychoaktive Substanzen und Sex miteinander kombiniert, ist schon lange kein Geheimnis mehr, denn Sex und Drogen sind für den Menschen ein großes Vergnügen.
Wissenschaftliche Studien, die sich mit Sex im Zusammenhang mit Cannabiskonsum befassen, wurden seit den 60er-Jahren durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Studien sind durchwegs positiv:
- deutliche Verbesserung der sexuellen Reaktion
- erhöhte sexuelle Begierde
- erhöhte sexuelle Befriedigung
- Vertiefung der Beziehung zwischen den Partnern
- zunehmender sexueller Drang
- engerer geistiger Kontakt während des Liebens
- neue Qualität des Orgasmus
- das Gefühl der reduzierten Zurückhaltung
- höhere Erregbarkeit
- das Erleben von Emotionen des Partners und das Nähegefühl
- erhöhte sexuelle Lust
- die Gefühle der sexuellen Wonne
- die Intimität
- erhöhte sinnliche Wahrnehmung während des Geschlechtsverkehrs
Aus einer Studie über die Sexualität von Marihuana Konsumenten, die in der Tschechischen Republik im Jahr 2010 durchgeführt wurde, gehen ähnliche Schlussfolgerungen hervor. Im Zusammenhang mit dem Erleben der Sexualität wurde vor allem Folgendes festgestellt:
Die Befragten, deren Sexualleben sich zum Besseren veränderte, berichteten am häufigsten, dass ihr Orgasmus sich verbesserte (51 %) sowie deren sexuelle Erregung, das Verlangen nach Sex und dass sich die Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs steigerte.
Was die Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs betrifft, lag die Frequenz zwischen einem und 60 Mal pro Monat. Im Durchschnitt hatten Marihuana Konsumenten 15 Mal im Monat Sex. Die durchschnittliche Dauer des Vorspiels lag in dieser Studie bei 16 Minuten und die durchschnittliche Dauer des Koitus bei 22 Minuten.
Zufriedenheit der Marihuana Konsumenten mit ihrem Sexualleben und Erleben des Orgasmus
Die meisten Marihuana Konsumenten sind mit ihrem Sexualleben zufrieden. Fast die Hälfte der Konsumenten gaben an, dass sich ihr Sexualleben, seitdem sie Marihuana konsumieren, sich verbessert habe. Nur fünf Prozent der Befragten sprachen von einer negativen Veränderung. Der Rest erwähnte, dass ihr Sexualleben sich nicht verändert habe.
Allerdings kann man die Ursache der Zufriedenheit nicht nur auf die chemische Wirkung von Marihuana auf den Organismus zurückführen. Fünf Prozent der Konsumenten schrieben die Veränderung ihres Sexuallebens gänzlich dem Konsum von Marihuana zu.
Daher müssen wir neben der Wirkung von THC auf den Körper, auch über andere Faktoren, die die Zufriedenheit des Sexuallebens beeinflussen, nachdenken. Dazu gehören nicht nur das Erleben des Orgasmus, sondern auch:
- der gesamte Lebensstil
- das Auftreten von Gesundheits- und Sozialproblemen
- das Alter der Befragten
- das Vorhandensein eines ständigen Sexualpartners
- sexuelle Dysfunktion (Störung), sexuell übertragbare Krankheiten
- unklare sexuelle Orientierung
- aktive Prostitution
In Hinblick auf das Erleben des Orgasmus von Marihuana Konsumenten, die antworteten, dass sich ihr Sexualleben im Laufe des Gebrauchs zum Besseren veränderte, berichteten mehr als die Hälfte der Befragten (51 %), dass sich ihr Erleben des Orgasmus ebenfalls steigerte. Auf die direkte Frage, wie sie im Vergleich zu der Zeit vor dem Konsum von Marihuana ihren Höhepunkt wahrnahmen, erwähnten mehr als die Hälfte der Befragten (53 %), dass sie ihren Höhepunkt besser, und zwar deutlich besser wahrnehmen, 43 % der Befragten antworteten, dass sie den Höhepunkt gleichermaßen wie vor dem Gebrauch wahrnehmen, der Rest (4 %) führte an, dass sie ihren Höhepunkt geringer als zuvor wahrnahmen.
Sexuelle Bedürfnisse und Aktivitäten
In der Studie erwähnte die überwiegende Mehrheit der Marihuana Konsumenten (94 %), dass sie derzeit die sexuelle Befriedigung brauchen, und dass sie diese Befriedigung durchschnittlich 22 Mal pro Monat benötigen.
Fast alle Marihuana Konsumenten (97 %) führten weiterhin an, dass sie derzeit sexuell aktiv sind (in irgendeiner Weise wie Geschlechtsverkehr, Masturbation usw.), und dass sie folgendermaßen im Durchschnitt 23 Mal pro Monat sexuell aktiv sind. Des Weiteren ist es auch anhand der angegebenen Daten offenkundig, dass es unter den Marihuana Konsumenten 3 % der Männer gibt, die sexuell aktiv sind, obwohl sie keinen sexuellen Bedarf empfinden. Dieses Phänomen ist nicht ungewöhnlich im Vergleich zur Bevölkerungsforschung der Sexualität, in denen sogar ein größerer Prozentsatz der Männer erwähnt, dass sie sexuell aktiv sind, obwohl sie das Bedürfnis nicht fühlen.
Dieses hohe Bedürfnis und die Quote der Marihuana Konsumenten konnte dem Marihuana Konsum, aufgrund seiner angeblichen aphrodisierenden Wirkungen, zugeschrieben werden. Es wurde jedoch festgestellt, dass die Marihuana Konsumenten ein höheres sexuelles Bedürfnis hatten und auch bereits vor dem Marihuana Konsum aktiver waren. Es scheint daher so, dass sich das Bedürfnis der sexuellen Befriedigung im Zusammenhang mit dem Marihuana Konsum nicht merklich ändert.
Anzahl der Sexualpartnerinnen
Die Marihuana Konsumenten berichteten in unserer Forschung, dass sie im Laufe ihres Lebens durchschnittlich 24 Sexualpartnerinnen hatten. Nur zum Vergleich – die Männer in einer vergleichbaren Bevölkerung der tschechischen Männer führten an, dass sie während ihres Lebens im Durchschnitt nur zehn Sexualpartnerinnen hätten. Die höhere Anzahl von Sexualpartnerinnen bei Marihuana Konsumenten kann unter anderem mit dem früheren Beginn des Sexuallebens zusammenhängen. Die Marihuana Konsumenten haben ihren ersten Geschlechtsverkehr durchschnittlich mit 16,7 Jahren.
Mit der erhöhten Anzahl von Sexualpartnerinnen hängt sicherlich die erhöhte Anzahl von gelegentlichen Sexualpartnerinnen (für eine Nacht) zusammen. Die überwiegende Mehrheit der Marihuana Konsumenten (86 %) hatten irgendwann Geschlechtsverkehr mit einem zufälligen Partner. Ferner, in Bezug auf die Anzahl der gelegentlichen Sexualpartnerinnen, führten die Marihuana Konsumenten an, dass One-Night-Stands im Durchschnitt mit 13 Frauen hätten.
Das promiskuitive Verhalten, welches bei Marihuana Konsumenten auftritt, kann aufgrund einer gewissen Offenheit der Konsumenten, auf einen „sensation seeking“ Faktor – „auf Anlässe gerichtetes Verhalten“ in der Persönlichkeit von Marihuana Konsumenten, bezogen werden. Des Weiteren können wir auch konstatieren, dass die Marihuana Konsumenten in ihrer Vergangenheit mehr Sexualpartnerinnen hatten, weil sie seit Langem in keiner festen Partnerschaft waren. In unserer Forschung stellten wir nämlich auch fest, dass Marihuana Konsumenten mit ihrer festen Partnerin eine Beziehung viel später aufbauen. Daraus können wir folgern, dass, wenn Marihuana Konsumenten keine dauerhafte Beziehung im späteren Leben haben, sie eine sexuelle Befriedigung bei gelegentlichen sexuellen Bekanntschaften finden.
Im Hinblick auf die Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs mit einer festen Partnerin, die damals in unserer Forschung die meisten unseren Marihuana Konsumenten hatten, fanden wir heraus, dass sie mit ihrer festen Partnerin durchschnittlich 15 Mal pro Monat Sex hatten.
Homosexuelles Verhalten von Marihuana Konsumenten
Im Kreise der Marihuana Konsumenten hatte die überwiegende Mehrheit der Befragten (genau 89,1 %) nie in ihrem Leben Geschlechtsverkehr mit einem Mann. Von den restlichen Befragten erlebten 5,4 % einmal in ihrem Leben und weitere 5,4 % wiederholten homosexuellen Geschlechtsverkehr wiederholt.
Die Mehrheit der Marihuana Konsumenten (genau 87 %) zählt sich nicht zu den Bisexuellen, der Rest (13 %) fühlt sich bisexuell, was bedeutet, dass sie sexuell sowohl von Männern, als auch von Frauen angezogen werden. Im Vergleich zur Befragung von heterosexuellen Männern sind diese Zahlen weder extrem hoch, noch übertrieben.
Erektionsstörungen und Ejakulation bei Marihuana Konsumenten
Durch den Konsum von Marihuana werden oft Erektionsstörungen, verzögerte Ejakulation und verminderte Fruchtbarkeit diskutiert. Allerdings sind die bisherigen Forschungen mehrdeutig. Es lässt sich noch nicht eindeutig sagen, ob der Konsum von Marihuana direkt mit den Erektionsstörungen zusammenhängt. In Hinblick auf die verzögerte Ejakulation scheint es so, dass die Nutzer durchschnittlich einen längeren Geschlechtsverkehr haben, was auf Probleme mit dem Höhepunkt hindeuten kann. Jedoch nehmen nicht alle Marihuana Konsumenten diese Tatsache als „Schwierigkeit“ wahr.
Schlussbemerkung
Die Forschungen der Sexualität unter den Marihuana Konsumenten können manchmal als Werbung für den Gebrauch dieser Substanz erscheinen. Doch die Wissenschaftler zeigen wesentliche Unterschiede zwischen den einzelnen Konsumenten auf.
Unter den Marihuana Konsumenten sind die Männer, deren Partnerschaft und Sexualleben dysfunktional sind, sexologische Probleme haben und sich in diesem Bereich ziemlich unzufrieden fühlen. Gleichzeitig, wie schon beschrieben wurde, ist nicht jeder Konsument sehr glücklich in seiner Beziehung und deren sexuellen Aktivitäten, welche betrieben werden.
Ich habe für Sie eine Empfehlung: Wenn Sie Marihuana konsumieren und Sie sich fragen, ob eben der Gebrauch dieser Substanz einen negativen Einfluss auf Sie hat, sollten Sie nicht zögern, einen Arzt, einen Sexologen oder einen Sexualpsychologen zu konsultieren, der Ihnen bei Ihren spezifischen Fragen helfen und Ihnen auch eine maßgeschneiderte Lösung oder Behandlung anbieten kann.