Cannabis ist eines der am vielfältigsten einsetzbaren Arzneimittel. Die Liste der Erkrankungen, die sich mit Cannabis zumindest lindern lassen, ist sehr lang. Obwohl der bürokratische Weg in Deutschland, medizinisches Cannabis verschrieben zu bekommen, noch sehr steinig ist, gibt es viele andere Länder, in denen Cannabis sowohl aus der Medizin, als auch als Genussmittel nicht mehr wegzudenken ist.
In erster Linie zu nennen, sind hier einige US-Staaten. Es ist schon fast Ironie, dass ausgerechnet die USA, die zuerst den Krieg gegen Drogen beschlossen haben, auch die Ersten waren, die allmählich wieder eine Legalisierung durchführten. Trotz aller medizinischer Vorzüge von Hanf, gibt es einige Ausgangssituationen, in denen Hanf nicht, oder nur mit großer Vorsicht zur Anwendung kommen sollte. Die toxikologisch relevanten Nebenwirkungen werden vorrangig durch THC ausgelöst.
Psychosen als wichtigste Kontraindikation
Die wahrscheinlich gefährlichste Nebenwirkung, die bei einer entsprechenden genetischen Vorbelastung durch Cannabis ausgelöst werden kann, sind Psychosen. Wichtig zu wissen ist, dass THC selbst keine Psychosen auslöst, jedoch kann es latent vorhandene Psychosen im schlimmsten Fall zum Ausbruch bringen. Personen bei denen bekannt ist, dass im nahen Umfeld Fälle von Psychosen, insbesondere Schizophrenie, aufgetreten sind, sollten Cannabis als Medizin, wenn möglich, meiden. THC kann als Nebenwirkung Paranoia auslösen. Diese Paranoia sind einer vorübergehenden paranoiden Schizophrenie zum Verwechseln ähnlich.
Bei Patienten mit einer entsprechenden genetischen Veranlagung, kann diese Nebenwirkung den Ausbruch einer Schizophrenie begünstigen, sowie das Empfinden dieser Nebenwirkung über die eigentliche Wirkungsdauer hinaus verstärken. Auch Patienten die ohne bekannte genetische Vorbelastung unter dem Einfluss von THC zu starker Paranoia neigen, sollten den Konsum und die medizinische Verwendung zumindest überdenken. Bis zu einem gewissen Grad lässt sich diese Nebenwirkung durch die Wahl der Hanfsorte beeinflussen. Es ist empfehlenswert in solchen Fällen, wenn überhaupt, eine Sorte zu wählen, die erheblich mehr CBD als THC enthält, da CBD den psychotischen Nebenwirkungen zu einem gewissen Grad entgegenwirken kann.
Auswirkungen in der Schwangerschaft nicht vollständig geklärt
Noch nicht definitiv geklärt ist, ob Restrisiken für das Ungeborene bestehen, wenn während der Schwangerschaft medizinisches Cannabis konsumiert wird. Es gibt eine kanadische Forschungsarbeit, die alle verfügbaren Studien über die Auswirkungen auf die kognitive Leistungsfähigkeit des Kindes bei Cannabiskonsum während der Schwangerschaft untersucht hat. Dabei konnte keine statistisch relevante kognitive Beeinträchtigung im Vergleich zur Kontrollgruppe festgestellt werden.
Dem gegenüber steht jedoch, eine ebenfalls aus Kanada stammende Studie, die ein erhöhtes Risiko für Frühgeburten im Zusammenhang mit Cannabiskonsum in der Schwangerschaft feststellte. Die Studie untersuchte im Zeitraum von 2012 bis 2017 einen möglichen Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und Frühgeburten. Dabei zeigte sich, dass bei Cannabiskonsum im Schnitt um 12 % der Fälle eine Frühgeburt auftrat, während bei der nicht konsumierenden Kontrollgruppe, der Wert bei 6 % lag. Auch in Staaten, in denen medizinisches Cannabis schon lange in Verwendung ist, wie in Colorado, gibt es bis heute keine einheitliche Meinung zu Cannabis in der Schwangerschaft, oder eine nebenwirkungsfreie Dosierempfehlung.
Vorsicht bei Herz-Kreislauf Problemen
Eine weitere Wirkung von THC ist, dass es den Blutdruck senkt. Obwohl es gleichzeitig die Herzfrequenz erhöht, sinkt der Blutdruck, indem die Gefäße erweitert werden. Bei Patienten, die bereits an einem zu niedrigen Blutdruck leiden, kann dies problematisch sein. Eine im Jahr 2021 durchgeführte israelische Studie untersuchte die mögliche Palette an Nebenwirkungen, die bei der medizinischen Verwendung von Cannabis auftreten können. Bei allen 26 Studienteilnehmern wurde jeweils in den ersten 3 Stunden nach der Gabe von Cannabis eine blutdrucksenkende Wirkung festgestellt. Bei Patienten, welche diese Studie abbrachen, wurde unter anderem von Schwindel und Übelkeit berichtet, was auf einen zu niedrigen Blutdruck hindeutet. Eine langfristige Auswirkung auf den Blutdruck, nach dem Absetzen der Cannabistherapie, konnte jedoch nicht festgestellt werden.
Da THC die Herzfrequenz erhöht, ist Vorsicht geboten bei bestehenden Herzrhythmusstörungen. Mehrere Untersuchungen kamen zu dem Ergebnis, dass Cannabis zu einer leicht erhöhten Anfälligkeit für Herzarrhythmien führen kann, was im Übrigen bei Koffein nicht anders ist. Aufgrund der aktuell aus Colorado vorliegenden Daten kann davon ausgegangen werden, dass durch den medizinischen Gebrauch von Marihuana das Risiko geringfügig ansteigt. Bei Nichtkonsumenten leiden etwa 0,5 % der Menschen in ihrem Leben an einer Herzarrhythmie. Bei Konsumenten von medizinischem Marihuana ist dieses Risiko leicht erhöht und liegt bei 0,9 %. Dennoch ist bei entsprechenden Vorerkrankungen im Zweifelsfall große Vorsicht geboten. Auch hier empfiehlt es sich, wenn überhaupt, zunächst mit einer niedrigen Dosis einer Sorte zu beginnen, die einen deutlicher höheren Gehalt an CBD als THC hat.