Du willst diesen Beitrag hören statt lesen?
Klicke dazu auf den unteren Button, um den Inhalt von Soundcloud zu laden.
Meldungen über Attentate und Kriegszustände verschleiern oft, dass Israel eine in vielen Dingen fortschrittsorientierte Nation ist. Zum Beispiel wäre das aktuelle Know-how über Cannabis, und hier vorwiegend das medizinisch-wissenschaftliche, ohne israelische Forschungsbemühungen auf einem wesentlich niedrigeren Level. Die Forschungen Israels bestimmen heute maßgeblich den weltweiten Kenntnisstand, und ohne diesen gäbe es heute wahrscheinlich weder medizinisches Marihuana noch den CBD Boom in Europa.
Die gesetzliche Lage
In Israel ist Cannabis grundsätzlich zwar illegal, seit 10 Jahren aber für medizinische Anwendungen erlaubt, verschreibungspflichtig, versteht sich. Und auch nur ausgesuchte Apotheken dürfen Cannabis und daraus hergestellte Produkte verkaufen. Im Prinzip ist das fast identisch wie in einigen europäischen Ländern, doch es gibt einen Unterschied, der Israel eine bessere Ausgangslage für die Forschung beschert.
Wissenschaftlich die Nase schon lange vorn
Die Forschung wird seit den 60er-Jahren bereits staatlich gefördert. 1963 hat der israelische Wissenschaftler Dr. Raphael Mechoulam als erster CBD isoliert, kurz darauf auch THC. Und seit den 90er-Jahren wurden in Israel mit Erfolg Studien zur Behandlung von Krebs, Multiple Sklerose, Parkinson und psychischen Störungen durchgeführt.
Optimale Bedingungen
Das Cannabis Unternehmen Tikun Olam (hebr. Weltverbesserer) produziert etwa 230 verschiedene Hanfsorten und ist damit unter den führenden auf dem Weltmarkt. Mayan Weisberg, Sprecherin von Tikun Olam sieht ein enormes Potenzial in der Pflanze. Cannabis sei auf dem Weg, den Weltmarkt zu revolutionieren, so Weisberg.
In einem Vertriebszentrum in Tel Aviv werden 20.000 Patienten mit Cannabis behandelt, die natürlich durch ärztliche Verschreibung legitimiert sind. Mit solchen geförderten Infrastrukturen, ist die Aussage Weisbergs, dass Israel das Mekka der medizinischen Cannabisforschung sei, kaum von der Hand zu weisen.
Der Vizepräsident von Pharmocann, Eyal Assado, ist ebenfalls Cannabis Produzent. Pharmocann ist eines von 8 Unternehmen, die Lizenzen für Anbau und Vertrieb von Cannabis vom israelischen Gesundheitsministerium bekamen. Nach 10 Jahren Erfahrung im Geschäft hält er Israels mildes Klima für absolut perfekt geeignet für die Hanfzucht. Der Pharmazeut sagt, die Pflanzen haben über 300 sonnige Tage pro Jahr und eine optimale Luftfeuchtigkeit.
25 Apotheken in Israel geben derzeit im Rahmen eines Testprogramms medizinischen Hanf in unterschiedlichen Formen ab, doch der Apothekerverband signalisiert bereits jetzt, dass in Zukunft noch Genehmigungen an weitere Apotheken vergeben werden, auch weil das Geschäft als sehr lukrativ prognostiziert wird.
Soziale und religiöse Akzeptanz
Seit 2013 gilt Cannabis als koscher, insofern es medizinisch angewandt wird. Für den Sabbat, an dem den religiösen Juden das Rauchen untersagt ist, gibt es Cannabis dementsprechend in anderen Darreichungsformen, zum Beispiel als Tablette, Öl oder Salbe.
Im März an der internationalen medizinischen Cannabiskonferenz CannaTech, auch der weltweit führende Event zum Thema, konstatierte der Leiter der Veranstaltung, Saul Kaye, dass das gut entwickelte Netzwerk aus Forschung, Landwirtschaft, Unternehmertum, Pharmaindustrie und Regierung die globale Führung im Hinblick auf Cannabis ausmache. Es werde dort weniger stigmatisiert, ein Umstand, der sicher der langen, wissenschaftlichen Tradition der Erforschung von Hanf zugeschrieben werden kann und natürlich der staatlichen Förderung von Erkenntnisgewinn.