In den meisten Studien schaut die Wissenschaft tief rein in die Grasblüten als Krone voller Cannabinoide von Hanfpflanzen. Das ist verständlich angesichts der vielen Verwendungsmöglichkeiten für diese natürlichen, mit unserem Organismus in einem faszinierenden Wechselspiel stehenden Wirkstoffe. Nun gibt es zur Abwechslung mal einen spannenden Forschungsbericht über Hanfblätter. Die haben es in ihrer grünen Zackigkeit bekanntlich bis zum „Leaf“ als kulturelles Symbol für Marihuana geschafft.
Über den Inhalt freilich ist wenig bekannt. Meistens werfen Züchter diesen Bestandteil vom Hanf einfach weg oder auf den Komposthaufen. Doch im Hanfblatt stecken laut der neuen Studie jede Menge wertvolle Antioxidantien gegen freie Radikale. Werden aus der keineswegs nutzlosen Biomasse per Cannabis extraktion bald völlig neue, therapeutisch hilfreiche Präparate gewonnen?
Hanfsorten mit großem antioxidativem Potenzial
Nicht jeder „Strain“, wie die Kenner vom Cannabis einzelne Sorten bezeichnen, ist mit wertvollen Wirkstoffen gleich vollgepackt. Hobbybauern wird das ähnlich interessieren wie Unternehmen, denn es geht für genügsamen Hanf mal wieder um Zucht und Züchtung und möglichst optimale Ergebnisse beim Anbauen. Egal, ob indoor auf dem Dachboden oder Outdoor unter freiem Himmel – Marihuana wächst meistens sozusagen auf Wunsch und soll nach der Ernte ein bestimmtes Profil an Inhalten aufweisen. Cannabinoide wie THC und CBD sind drin, aber auch antioxidativ wirksame Terpene als Aromastoffe sowie Flavonoide, die bei den Pflanzen bis in die Blüte hinein für so wunderschöne Farben sorgen.
Nicht erst seit Gregor Mendel wird in der Landwirtschaft gekreuzt, was das Zeug hält und die Forscher betonen gleich zu Beginn der neuen Studie, dass im gezielten Cannabis Anbau mit besonders reichhaltig befüllten Hanfsorten echte Kreislaufwirtschaft winkt, ohne Abfälle und Verschwendung, aber mit tollen Optionen zur Entwicklung innovativer Extrakte.
Die ließen sich wiederum profitabel verkaufen und das freut vom Bauern bis zum Einzelhandel alle Beteiligten, zumal Verbraucher heute für hochwertige Naturprodukte gerne etwas mehr Geld ausgeben. Es geht beim Gras und seinen Blättern diesmal also nicht um einen THC Rausch, sondern um potenzielle Chancen in den Bereichen Kosmetik, Gesundheit und Nahrungsmittel.
Cannabis extrahieren: Analyse, Lösungsmittel, Ultraschall
Ordentlich Aufwand haben die Macher der Studie über Hanfblätter betrieben und belegen ihre Resultate im Forschungsbericht mit umfangreichen, empirischen Daten. Extraktion heißt das heute von Labor bis Produktionshalle präsente Zauberwort beim Verarbeiten von Cannabis und dafür braucht es Filteranlagen, das passende Gemisch an Lösungsmittel und natürlich auch die standardmäßige Flüssigkeitschromatografie zur Bestimmung der Inhaltsstoffe. Das alles kennen einige User von Gras schon vom CBD-Öl, von hochwertigen Beauty-Präparaten aus der Hanfpflanze und neben Trocknen und Kurieren von Marihuana-Blüten ist das Extrahieren für viele Unternehmen Geschäftsgrundlage.
Ein Check von antioxidativen Eigenschaften braucht noch feinere Methoden und Hanfblätter prüften die Wissenschaftler durch gleich vier Verfahren, wobei wir uns das meiste Fachchinesisch sparen. Mit der Hilfe bestimmter Metalle wie Kupfer lässt sich die Aktivität von Antioxidantien messen, wobei deren Verbindung zur Wirkstoffklasse der im Hanf vorhandenen Cannabinoide auch mittels einer sogenannten „Hauptkomponentenanalyse“ dokumentiert ist. Es ging um CBD, THC, CBG, CBC und die Interaktion aller Bestandteile von Cannabisblättern, was sich laut Forschung bei diversen Pflanzensorten äußerst potent gegen die fiesen Feinde unserer Zellen formiert. Analysiert wurde gleich nebenan in Polen, am pharmazeutischen Institut der Universität von Posen.
Man könnte beim Blatt auch vom Vollspektrum Effekt reden, so ähnlich wie bei Ölen und Tinkturen aus rauschfreiem Nutzhanf. Bei solchen Produkten im Fachhandel sind alle Inhaltsstoffe vorhanden, werden nur teilweise wie das THC auf 0,3 % Anteil gesetzlich limitiert. Demgegenüber ist bei einem CBD Isolat ausschließlich pures Cannabidiol aufbereitet und das beliebte Breitspektrum CBD-Öl verzichtet wiederum komplett auf THC. Jede Variante von legalem Cannabis als Extrakt wie Konzentrat wird mit einigen der im Labor eingesetzten Verfahren hergestellt, aber die ganze Wucht moderner Analysetechnik hin zu ultrafeinen Ultraschallmessern hat nur die Forschungsanstalt zur Verfügung.
Antioxidantien im Hanfblatt werden durch Strains und Verarbeitungsmethode beeinflusst
Cannabinoide, Terpene und Flavonoide bilden sich in den Blättern der Hanfpflanze je nach Sorte und reagieren außerdem direkt auf das jeweilige Verfahren beim Extrahieren. CBD fand sich sehr viel im Henola Strain, der wiederum mit Methanol behandelt war. Das durch Ethanol optimal erhaltene CBG steckte im Blatt der Sorte Tygra, die auch extra viel CBC enthielt, aber besonders gut auf eine Verarbeitung per Ultraschall ansprach. Den brauchte es zusammen mit Methanol beim Bialobrzeskie Blätterextrakt für das meiste THC in den Blättern – vier Methoden, vier Cannabinoide und das Ganze effektiv kombiniert lautet die Devise für maximal antioxidatives Potenzial im Cannabis.
Antioxidantien wirken wie schon beschrieben jedoch im Verbund und das dokumentiert die Studie für Cannabinoide noch genauer. Am stärksten könnten Hanfblätter der Sorte Bialobrzeskie nach der kombinierten Extraktion mit Ultraschall und Methanol gegen freie Radikale helfen, wobei wohl THC und CBD besser wirksam sind als CBC und CBG. Solche Grundlagenforschung läuft der kommerziellen Entwicklung nach, weil etwa CBD-Produkte auch schon vor dieser wichtigen Studie über das Blatt vom Gras zur Vorbeugung von Krankheiten, Zellalterung oder Immunschwäche beliebt waren. Das sind typische Indikationen, bei denen freie Radikale beteiligt sind. CBD und THC stecken in jeder Art Cannabis immer viel umfangreicher, die beiden anderen recht schwierig zu extrahierenden Wirkstoffe – ein Zufall?
Während Botanik in karger Landschaft zur Abwehr von Fressfeinden gerne zu Gift greift, zu Ungenießbarkeit oder dem üblichen Mimikry, hat sich das einst im Hochland Zentralasiens entwickelte Cannabis für einen ziemlich eigenen Weg entschieden. Seine Inhaltsstoffe sind teilweise berauschend, sicher, aber auch nachweislich bei vielen Beschwerden mindestens einen Versuch wert.
Falls Zellschutz durch Hanf in weiteren Studien bestätigt wird, erscheinen Verbote oder halb gare Lösungen zur Freigabe von Haschisch und Marihuana erneut nicht nur als die übliche, groteske Willkür durch inkompetente Politiker, sondern wie gesetzlich verpflichtende Körperverletzung durch den eigentlich zum Gesundheitsschutz der Bevölkerung verpflichteten Staat.