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Ein Forscherteam aus chinesischen, russischen und amerikanischen Wissenschaftlern hat die kristallografische Struktur des Cannabinoid-Rezeptors 2 entdeckt. Die neuen Erkenntnisse könnten zur Entwicklung von Arzneimitteln gegen entzündliche oder neurodegenerative Krankheiten beitragen.
Wie in einem Bericht auf bionity.com zu lesen ist, wurde der Artikel über die Entdeckung ursprünglich in der Zeitschrift Cell veröffentlicht. Aus dem Vergleich von CB1- und CB2-Rezeptoren folgern die Autoren der Untersuchung, dass die beiden Rezeptoren das „Yin und Yang“ unseres Endocannabinoid-Systems seien.
Das Endocannabinoid-System
Das Endocannabinoid-System des menschlichen Körpers ist für die Regulierung vieler wichtiger Funktionen verantwortlich. Es besteht aus Cannabinoid-Rezeptoren, die über den gesamten Organismus und in wichtigen Organen sowie unserem Gehirn verteilt sind. Sie sind an vielen wichtigen Funktionen beteiligt, darunter Stoffwechsel, Schmerzempfinden, Neuronenaktivität, Immunfunktion usw. Man hat herausgefunden, dass durch die Beeinflussung dieser Rezeptoren bestimmte Symptome, wie chronische Schmerzen gelindert werden können.
Derzeit kennen wir zwei Arten von Cannabinoid-Rezeptoren: CB1 und CB2. CB1-Rezeptoren kommen hauptsächlich im Nervensystem vor und sind für die psychoaktive Wirkung von Cannabis verantwortlich. CB2-Rezeptoren befinden sich vorwiegend im Immunsystem. Aus verschiedenen Studien geht hervor, dass CB2-Rezeptoren eine wichtige Rolle für die Behandlung entzündlicher und neuropathischer Schmerzen, neuronaler und neurodegenerativer Erkrankungen spielen.
Zielgerichtete Medikamente
Für eine zielgerichtete Behandlung ist es notwendig, Medikamente zu entwickeln, die nur einen Rezeptor beeinflussen und den anderen dabei außen vor lassen. Doch so einfach ist das Ganze nicht, denn beide Rezeptoren besitzen eine ähnliche Struktur. Für die Entwicklung wirksamer Arzneimittel muss man also den Aufbau beider Rezeptoren kennen. Während man die Struktur des CB1-Rezeptors schon früher entdeckte, war die des CB2-Rezeptors bis jetzt unbekannt.
Durch den Vergleich der Strukturen der beiden Cannabinoid-Rezeptoren konnten Wissenschaftler herausfinden, dass bestimmte Stoffe, die einen Rezeptor anregen, den anderen schwächen oder blockieren können und umgekehrt. Die Erkenntnis ermögliche die Entwicklung von Medikamenten, die beide Rezeptoren auf unterschiedliche Art und Weise ansprechen.
Petr Popov, ein an der Entschlüsselung beteiligter Wissenschaftler, erklärte, jede neue Struktur eröffne Möglichkeiten für die Entwicklung wirksamer Medikamente. „Jetzt, wo die molekularen Strukturen beider Arten von Cannabinoid-Rezeptoren bekannt sind, ist es möglich, sowohl selektive Verbindungen, die nur einen der beiden Rezeptoren ansprechen, als auch Arzneimittel mit dem gewünschten polypharmakologischen Profil, die auf beide gleichzeitig zielen, zu entwerfen“, so Popov.