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Die wichtigsten Pflanzenteile vom Hanf sind die weiblichen Blütenknospen. Diese enthalten reichlich Cannabinoide und Terpene, welche die wichtigsten Wirkstoffe im Hanf darstellen. Ein Pflanzenteil, der heutzutage jedoch vielfach außer Acht gelassen wird, ist die Wurzel. Dabei geht primär in der historischen Verwendung von Hanf der Gebrauch der Wurzel bis ins alte China zurück.
Das Interessante ist, dass sich die medizinische Verwendung der Hanfwurzel unabhängig voneinander in allen Regionen der Welt wiederfindet. Es finden sich Aufzeichnungen aus China, in der Zeit von etwa 2700 vor Christus, bei denen Pulver oder Aufgüsse der Hanfwurzel gegen allerlei Beschwerden verwendet wurden. Dies zieht sich über die Jahrtausende weiter, quer durch das römische Reich, bis ins 17. Jahrhundert in Europa, als Naturmedizin eine wichtige Rolle spielte.
Die letzten dokumentierten Anwendungen der Hanfwurzel, als Teil der traditionellen Volksmedizin, fanden vermutlich in den 1960er Jahren in Argentinien statt. Heute ist das Potenzial der Wurzel in der breiten Masse fast völlig vergessen. Jedoch finden sich in der Wurzel einige Wirkstoffe, die in anderen Pflanzenteilen nicht vorkommen und ein nicht zu verachtendes medizinisches Potenzial aufweisen.
Friedelin – das Aspirin aus der Hanfwurzel
Einer der wichtigsten Inhaltsstoffe der Wurzel ist das Friedelin. Dieser Wirkstoff ist wahrscheinlich auch einer der Hauptgründe dafür, warum man Zubereitungen aus der Hanfwurzel auch als eine Art Aspirin der Antike bezeichnen kann. Denn genau diese Qualitäten, die man von Aspirin kennt, weist auch Friedelin auf. Es ist entzündungshemmend, schmerzstillend und fiebersenkend. Chemisch zählt Friedelin zu den Triterpenen. Das bedeutet, sein Molekül besteht aus 3 Terpeneinheiten, also 3 der typischen Kohlenwasserstoffgerüste, aus denen Terpene aufgebaut sind.
Obwohl die Hanfwurzel über Jahrtausende hinweg ein fester Bestandteil der traditionellen Medizin war, wird Friedelin aktuell in der Humanmedizin nicht verwendet. Es gibt jedoch einige Studien, die sich mit dem möglichen Potenzial dieser Substanz beschäftigen und deren medizinische Qualitäten durch Beobachtungen an Mäusen bestätigen konnten. Die bereits angesprochene, mit Aspirin vergleichbare Wirkung, konnte in mehreren Studien unabhängig voneinander bestätigt werden. Des Weiteren konnte durch Beobachtungen an Mäusen festgestellt werden, dass Friedelin eine antioxidative und leberschützende Wirkung aufweist. Durch seine antioxidative Wirkung kann es vorwiegend die Leber vor oxidativem Stress schützen.
In Studien konnte außerdem gezeigt werden, dass Friedelin ein bestimmtes Leberenzym, welches für entzündliche Lebererkrankungen mitverantwortlich ist, auf ein normales Maß reduzieren kann. Die entzündungshemmende Wirkung auf die Leber war dabei genauso effektiv wie jene von Silymarin, einem Standardmedikament bei Leberentzündungen. Ferner wurde festgestellt, dass Friedelin eine entzündungshemmende und regenerationsfördernde Wirkung auf die Magen- und Darmschleimhaut hat.
Forscher vermuten, dass durch diese Eigenschaft Friedelin in Zukunft zur Verringerung von Nebenwirkungen anderer Medikamente im Magen- und Darmtrakt eingesetzt werden könnte. Viele Medikamente, hauptsächlich einige Schmerzmittel aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika, bringen bei Dauergebrauch Magen- und Darmprobleme mit sich. Diese Entdeckung könnte für Schmerzpatienten von großer Bedeutung sein.
Epifriedelanol – der chemische Verwandte
Das chemisch nahe mit Friedelin verwandte Epifriedelanol kann ebenfalls aus der Hanfwurzel gewonnen werden. Dieser Wirkstoff könnte in Zukunft eine Rolle bei der Krebsbehandlung spielen. In einer chinesischen Studie aus dem Jahr 2022 konnte anhand von Zellkulturen gezeigt werden, dass Epifriedelanol die Wirksamkeit mancher Zytostatika erhöht. Forschungen auf diesem Gebiet kamen zu dem Ergebnis, dass Epifriedelanol die Wirksamkeit des Zytostatikums Adriamycin verstärken kann und sogar bereits resistent gewordene Krebszellen wieder dafür empfänglich macht.
Epifridenalol kann in Krebszellen bestimmte molekularbiologische Prozesse dahingehend beeinflussen, dass diese deutlich empfindlicher auf Adriamycin reagieren. Ebenfalls durch Studien an Zellkulturen konnte nachgewiesen werden, dass Epifridenalol den Alterungsprozess von Fibroblasten, also von Zellen des Bindegewebes, reduziert. Dies könnte in Zukunft für Anti-Aging-Produkte von Bedeutung sein und die Wirkung konventioneller Wirkstoffe wie Hyaluronsäure verstärken.
Carvon, ein Terpen mit breit gefächerter Wirkung
Ebenfalls in der Hanfwurzel enthalten ist das zu den Monoterpenen zählende Carvon. Dieses scheint mehrere medizinische Qualitäten aufzuweisen. Bei Untersuchungen an Zellkulturen zeigte es sich durch seine antibakterielle Wirkung gegen mehrere Typen von pathogenen Bakterien als wirksam. Unter anderem konnten damit mehrere Arten von Staphylokokken und Salmonellen eingedämmt werden. Auch eine antimykotische Wirkung konnte nachgewiesen werden. Carvon erwies sich gegen mehrere Arten von Candidapilzen und Fusarien als wirksam.
Durch Studien an Zellkulturen konnte auch seine entzündungshemmende Wirkung nachgewiesen werden. Als besonders effektiv erwies es sich gegen Entzündungen, die im Zusammenhang mit Arthritis auftreten. Dies könnte unter anderem ein Grund dafür sein, warum die Hanfwurzel durch die Geschichte hindurch immer wieder bei Gelenkbeschwerden zum Einsatz kam. Auch eine hemmende Wirkung auf die Vermehrung von Influenza-Viren, sowie eine dem Aspirin ähnliche systematische entzündungshemmende Wirkung, konnte nachgewiesen werden. Vermutet wird außerdem ein Potenzial gegen Diabetes, da Carvon den Blutzuckerspiegel senken und die Insulinresistenz vermindern kann.
p-Cumarsäure als Bestandteil der medizinischen Analytik
p-CumarsäureDie p-Cumarsäure ist eine der am häufigsten in der Hanfwurzel vorkommenden Phenolcarbonsäuren. Neben Hanf findet sich p-Cumarsäure auch in anderen Pflanzen und kann auch synthetisch hergestellt werden. Diese Substanz wird in der medizinischen Analytik zur Erzeugung von Farbreaktionen bei einem Western Blot verwendet. Ein Western Blot ist ein immunologisches Nachweisverfahren für eine Infektion. Man kann sich einen Western Blot am einfachsten so vorstellen wie einen Drogenschnelltest.
Auf diesem wird ebenfalls mittels einer immunologischen Farbreaktion ein Antigen nachgewiesen. Der Unterschied ist nun, dass es sich beim gesuchten Antigen nicht um THC handelt, sondern um ein erregerspezifisches Protein. Das Vorhandensein dieses Proteins im Blut ist eine Art Fingerabdruck verschiedener Krankheitserreger, die auf diese Weise indirekt detektiert werden können. Zum Auslösen der entsprechenden Farbreaktion kommt unter anderem p-Cumarsäure zum Einsatz.