Cannabinol, kurz CBN, gehört zu den eher seltenen Cannabinoiden im Hanf. Je nach Sorte schwankt der Gehalt zwischen 0,1 % und 1,6 %. Charakteristisch ist, dass der Gehalt von CBN im Laufe der Zeit durch die Lagerung etwas ansteigt, da CBN durch die Oxidation von THC entsteht.
CBN wurde bereits im Jahr 1896 von einem neuseeländischen Forscherteam entdeckt. Es wurde zunächst vermutet, dass CBN für die psychoaktive Wirkung von Cannabis verantwortlich ist, da THC erst sehr viel später isoliert werden konnte. CBN ist sowohl am CB1- als auch am CB2-Rezeptor wirksam. Durch seine Wirkung am CB1-Rezeptor ist es minimal psychoaktiv. Jedoch beträgt seine Potenz nur einen Bruchteil jener von THC.
Die Bindungsaffinität am CB1-Rezeptor beträgt 211.2. THC-Derivate haben eine Bindungsaffinität von 10 bis 20. Die Bindungsaffinität ist umso höher, je niedriger dieser Wert ist. Der therapeutische Nutzen von CBN ist zwar im Vergleich zu anderen Cannabinoiden noch relativ unerforscht, dennoch scheint auch dieses einige medizinische Anwendungszwecke zu bieten.
Potenzial gegen Schlafstörungen
Schlafstörungen sind ein weitverbreitetes Problem. In der Schulmedizin kommen hier häufig Benzodiazepine zur Anwendung, die zwar hocheffektiv gegen diese Problematik wirken, jedoch enorm abhängig machen. Den aktuellen Forschungsergebnissen zufolge könnte hier CBN eine wirksame und nicht süchtig machende Alternative darstellen. Eine im Jahr 2023 veröffentlichte kanadische Studie, lässt auf ein hohes Potenzial von CBN für diesen Anwendungszweck hoffen.
An dieser Studie nahmen 321 Personen teil, die an einer Schlafstörung litten und ihre eigene Schlafqualität als schlecht oder sehr schlecht bezeichneten. Die Patienten erhielten 90 Minuten vor dem Schlafen, entweder 20 mg CBN, eine Kombination aus CBN und verschiedenen Dosierungen CBD, oder ein Placebo. Es zeigte sich, dass die Gruppe, die CBN erhalten hatte, sowohl effektiver einschlafen konnte, als auch die Häufigkeit des nächtlichen Aufwachens verringert wurde. Die Zugabe von CBD konnte die Wirkung nicht weiter steigern. Auch am nächsten Tag zeigten sich durch die Einnahme von CBN keinerlei Beeinträchtigungen im Alltag.
Neuroprotektive Wirkungen
Ähnlich wie andere Inhaltsstoffe von Hanf hat auch CBN eine neuroprotektive Wirkung. Durch Untersuchungen an Zellkulturen konnte gezeigt werden, dass CBN den Verlauf der Huntington Erkrankung verlangsamen kann. Dabei handelt es sich um eine seltene erblich bedingte Erkrankung des Gehirns, mit drastischem Rückgang der kognitiven Fähigkeiten. CBN scheint hier in die ursächlichen intrazelluläre Prozesse regulierend eingreifen zu können und somit den Verlauf zu verlangsamen. Die neuroprotektive Wirkung von CBN könnte man sich auch bei Alzheimer zunutze machen. Auch hier konnte durch Untersuchungen an Zellkulturen gezeigt werden, dass CBN das auslösende Protein Beta-Amyloid hemmt, welches sich bei Alzheimer an den Gehirnzellen ablagert.
Aufgrund seiner Wirkung gegen oxidativen Stress in Gehirnzellen, kann davon ausgegangen werden, dass CBN in Zukunft auch noch bei weiteren neurodegenerativen Erkrankungen Potenzial aufweisen könnte. Mediziner gehen davon aus, dass bis 2040 neurodegenerative Erkrankungen, wie Alzheimer und Demenz, zur zweithäufigsten Todesursache werden könnten. Dies zeigt die Notwendigkeit von Forschung und neuen Behandlungsmethoden auf diesem Gebiet. Cannabinoide wie CBN könnten hier in Zukunft einen wichtigen Meilenstein darstellen.
Potenzial gegen Hauterkrankungen
Forscher konnten in einer Reihe von in-vitro und in-vivo Modellen zeigen, dass CBN Potenzial zur Behandlung von Schuppenflechte, also Psoriasis, hat. CBN hemmt durch seine Wirkung am CB2-Rezeptor an Epidermiszellen, die übermäßige Produktion von Keratinozyten. Dabei handelt es sich um eine bestimmte Form von Hornhautzellen, die bei Schuppenflechte übermäßig stark produziert werden. Neben den Cannabinoidrezeptoren ist CBN auch noch am TRPV2-Rezeptor wirksam. TRPV-Rezeptoren in der Haut interagieren auch mit körpereigenen Cannabinoiden und sind an mehreren Reparaturmechanismen beteiligt.
Aus diesem Grund könnte CBN auch interessant sein, zur äußerlichen Anwendung bei Verbrennungen. Auch bei seltenen Hauterkrankungen könnte CBN eine wirksame Alternative darstellen. Ein US-Pharmaunternehmen führte im Jahr 2023 eine klinische Phase-2 Studie durch, mit einer Creme auf CBN-Basis, zur Behandlung der seltenen Hauterkrankung Epidermolysis bullosa. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass sich CBN gegen alle Subtypen dieser Erkrankung als wirksam erwies. Es konnte sowohl die akute Symptomatik gelindert werden, sowie die durch die Erkrankung entstehenden Wunden, besser verheilen. Aufgrund seiner entzündungshemmenden Wirkung über den CB2-Rezeptor, gehen Forscher davon aus, dass CBN in Zukunft auch gegen zahlreiche weitere Hauterkrankungen von Bedeutung sein könnte.