Hepatitis C ist eine sehr heimtückische Infektion der Leber, die durch Viren verursacht wird. Während bei über der Hälfte der Patienten die Infektion weitgehend asymptomatisch verläuft und es häufig zu einer Spontanremission kommt, treten beim Rest der Betroffenen ohne Behandlung meist schwere Folgeschäden auf. Zwar kann die Erkrankung, wenn sie erkannt wird, mit Virostatika behandelt werden, jedoch kann sie chronisch werden, wenn sie nicht rechtzeitig als solche erkannt und eine Behandlung in die Wege geleitete wird.
In diesem Fall ist die Behandlung schwierig und es drohen im schlimmsten Fall Spätfolgen wie Leberkrebs oder Leberzirrhose. Die Leber hat ein eigenes Cannabinoidsystem, dass sogenannte hepatische Cannabinoidsystem. Die aktuellen Forschungsergebnisse legen nahe, dass dieses System auch maßgeblich an der Ausbreitung oder Eindämmung der Hepatitis C Viren beteiligt ist. Daraus lassen sich für die Zukunft unter Umständen neue Behandlungsansätze ableiten.
CB1-Rezeptor an Virusreplikation beteiligt
Ein australisches Forschungsteam konnte experimentell nachweisen, dass der hepatische CB1-Rezeptor, die Reproduktion von Hepatitis C Viren in Leberzellen maßgeblich steuern kann. Es war zu diesem Zeitpunkt bereits bekannt, dass der Fettstoffwechsel der Leber eine wichtige Rolle, bei der Reproduktion dieses Virus spielt und genau dieser Fettstoffwechsel primär über das hepatische Endocannabinoidsystem gesteuert wird. Vor allem der CB1-Rezeptor hat an dieser Stelle die Funktion, die sogenannte Lipidhomöostase aufrechtzuerhalten. Bei dieser handelt es sich um ein Gleichgewicht aus verschiedenen Lipiden, also Fetten. Ist dieses gestört, können weitreichende gesundheitliche Probleme die Folge sein.
Aufgrund dieser Informationen liegt die Vermutung nahe, dass man mit Cannabinoiden eine entsprechende Modulation am CB1-Rezeptor durchführen könnte, welche auch die Vermehrung der Viren hemmt. Zu diesem Zweck wurden Zellkulturen menschlicher Leberzellen angelegt, die Hepatitis C Viren in sich trugen. Man ging davon aus, dass eine Hemmung des CB1-Rezeptors die Vermehrung der Viren unterbinden müsste, weshalb man für diesen Versuch das synthetische Cannabinoid AM251 wählte, bei welchem es sich um einen starken CB1-Antagonisten handelt. Nachdem diese Zellkultur mit AM251 behandelt wurde, ging die Reproduktion neuer Viren um 70 % zurück. Das Wirkungsprinzip beruht darauf, dass eine Hemmung des hepatischen CB1-Rezeptors, die Lipidoxidation fördert.
Das bedeutet, dass bestimmte Fette mit freien Radikalen reagieren, wodurch der Virus stark in seiner Vermehrung behindert wird, da er diese für die Reproduktion seiner RNA benötigt. Forscher gehen davon aus, dass dies eine neue Behandlungsoption darstellen könnte, primär für Patienten, bei denen konventionelle Virostatika nicht ausreichend wirken oder diese schlecht vertragen werden.
CBG als Kandidat gegen Hepatitis
Wichtig zu verstehen an dieser Stelle ist, dass dieser Effekt stets durch CB1-Antagonisten ausgelöst wird. THC, das wichtigste Cannabinoide im Hanf, ist jedoch ein CB1-Agonist. Doch auch im Hanf kommen reine CB1-Antagonisten vor, die für diesen Behandlungsansatz infrage kommen, würden eines von ihnen ist Cannabigerol, kurz CBG. Dieses ist ein CB1-Antagonist, genau wie im obigen Versuch beschrieben. Auch CBD ist ein schwacher, indirekter Antagonist am CB1-Rezeptor.
Tatsächlich gibt es bereits erste Studien, die darauf hindeuten, dass sich CBG als ein interessanter Kandidat für neue Behandlungsansätze in der Leber eignen könnte. Aus Beobachtungen an Mäusen ist bekannt, dass CBG auch die typischen Schädigungen in der Leber, die meist mit einer Hepatitis einhergehen, eindämmen kann.
CBD hemmt ebenfalls Virusreplikation
Bereits 2017 wurde in einer US-Studie festgestellt, dass auch CBD die Reproduktion von Hepatitis C Viren effektiv hemmen kann. Zwar handelte es sich bei diesem Versuch um einen in vitro Versuch, jedoch waren die Ergebnisse dennoch überraschend. In einer Zellkultur, die mit CBD behandelt wurde, konnte die Replikationsrate des Hepatitis C Virus um 86,4 % reduziert werden. Neben der antiviralen Wirkung hat CBD noch weitere pharmakologische Wirkungen, die es als Behandlungsoption gegen Hepatitis C interessant machen. Durch seine agonistische Wirkung am CB2-Rezeptor wirkt es den typischen, mit einer Hepatitis einhergehen Entzündungen entgegen.
Die Wirkung kommt hauptsächlich dadurch zustande, dass über die Aktivierung des CB2-Rezeptors, die Freisetzung entzündungsfördernder Zytokine gehemmt wird. Ferner kann CBD die Fibrose im Lebergewebe stoppen. Fibrose und in weiterer Folge eine Leberzirrhose, sind eine typische Spätfolge von Hepatitis C. Diese wird vor allem durch sogenannte aktivierte hepatische Sternzellen ausgelöst. Dabei handelt es sich um einen speziellen Zelltyp in der Leber, der normalerweise inaktiv ist, jedoch durch entzündliche Prozesse zu einer unkontrollierten Überaktivität gebracht werden kann. Genau diese hepatische Sternzellen eliminiert CBD, indem es in ihrem Inneren eine Art Selbstzerstörungsmechanismus auslöst.