In einem aktuellen Report der Weltgesundheitsorganisation (WHO) über die global sinkende Fruchtbarkeitsrate von Männern wird auch Cannabis als vorgeblicher Grund für den unerfüllten Kinderwunsch genannt. Während früher und in primitiven Ecken weiterhin die Frauen unter absurden Verfahren und Gängeleien zu leiden haben, wissen Mediziner hierzulande genau, dass fehlender Nachwuchs etwa zur Hälfte an den Herren der Schöpfung liegt und deren Spermien und Genetik wie Lebensweise.
Doch wie ist die im Kielwasser vom WHO-Report aufgetauchte Liste mit Empfehlungen zu bewerten, die Forscher der University of Melbourne explizit dem kinderlosen Mann ans Herz legen? Verringert der als Risiko genannte Hanfkonsum tatsächlich die Chancen auf ein Baby?
Die üblichen Verdächtigen: Stress, schlechtes Essen – und Cannabis?
Wie bei Krankheiten oder einem miesen Immunsystem gelten mangelnde Bewegung, Überforderung und ungesunde Ernährung als mögliche Ursachen rund um die ausbleibende Schwangerschaft. Keine Kinder bekommen zu können hat nicht mit Sünden, dem Teufel oder unwilligen Damen zu tun, sondern schlicht mit Störungen im Organismus. Der heutige Lebensstil aller Geschlechter schlägt nicht nur auf den Magen, sondern direkt im Erbgut ein und von Zucker ohne Ende bis zum Versacken vor dem Rechner am Wochenende können viele Bestandteile des modernen Lebens die Fruchtbarkeit nachteilig beeinflussen.
Jenseits der alltäglichen schlechten Gewohnheiten nennt die Wissenschaft recht pauschal den Subtanzgebrauch von allerlei Mitteln als Risikofaktoren, egal ob es nun um Genuss geht oder eine spezielle therapeutische Verwendung. Cannabis wird mal wieder mit Alkohol, Tabak sowie Verdampfen von Liquids in eine Reihe gestellt, ohne dass konkrete Studien zu Auswirkungen auf die männliche Fertilität zitiert sind. Zwar lebt Mann oft gefährlich, keine Frage, aber Cannabinoide aus der uralten Heilpflanze Hanf mit Adipositas oder dem nachweislich schädlichen Tabak zu vergleichen erscheint angesichts der heutigen Studienlage geradezu absurd.
Viele Jahrzehnte konnten Mediziner nur Erbkrankheiten, Bewegungsprofile und gelegentlich auch mal eine Messung vom Hormonspiegel zur Begutachtung von Spermaqualität heranziehen. Jetzt jedoch lässt sich ein verborgener Effekt im Harntrakt genauso exakt inspizieren wie die Beschaffenheit der Spermien, wobei entsprechende Untersuchungen rund um die Fruchtbarkeit von Männern praktischerweise gleich mit abchecken, ob etwa das Risiko für eine Krebserkrankung erhöht ist. Ganz folgerichtig geht jede Analyse auch mit THC, CBD und was sonst noch drinsteckt im Cannabis, dessen lange Verwendung als aphrodisierendes Mittel aus der Natur mit Sicherheit mindestens quantitativ zum Bevölkerungswachstum beigetragen haben dürfte.
Cannabisprodukte im Bett: Gut für die Lust, doch schlecht für das Sperma?
Wenn die Menschen dank Cannabis mehr Liebe machen, gibt es mehr Babys, dazu muss niemand die Qualität von Spermien im Labor untersuchen. Auch Hinweise auf eine zunehmende Legalisierung der Hanfpflanze als neues Risiko für die Lenden erscheinen immer etwas konstruiert. Schließlich werden Haschisch und Marihuana seit Jahrtausenden überall auf dem Globus verwendet und der früher zahlenmäßig nicht erfasste Anteil der Konsumenten dürfte ähnlich hoch gewesen sein wie erst heutzutage statistisch umfassend dokumentiert. Außerdem sind Aspekte wie Dosierung und das Profil der enthaltenen Cannabinoide wichtig für eine Beurteilung, was in der Forschung zur Fruchtbarkeit von Männern leider nur selten berücksichtigt ist.
Fake News müssen genauso intensiv bekämpft werden wie umgekehrt entsprechende Übertreibungen, die Cannabinoide als Wundermittel verkaufen wollen. Schlagzeilen wie „Kiffer bekommen Hodenkrebs“ helfen bei der Aufklärung zum Thema überhaupt nicht, bestimmen jedoch meistens weiterhin den öffentlichen Diskurs und finden dann bedauerlicherweise auch Verwendung durch Politik wie Behörden, denen es mehr um Angstmache als um echten Gesundheitsschutz gehen mag. Diverse Untersuchungen nennen beim Hanf aktuell folgende Indikationen als möglicherweise problematisch für die Fruchtbarkeit von Herren:
- geringeres Volumen an Spermien bei sinkender Konzentration,
- kürzere Lebensdauer von Spermien und eingeschränkte Beweglichkeit
- Hormonstörungen,
- Absinken der Libido wie sexuellen Aktivität
Negative Effekte könnten auch Wochen und Monate nach dem Ende vom Marihuanakonsum auftreten und als Grund werden vor allem die Rezeptoren von Samenzellen genannt, die direkt mit unserem Endocannabinoid-System in Verbindung stehen. Dieses Netzwerk steuert viele wichtige Prozesse im Leib und wird bei Einnahme der Cannabinoide stimuliert, was wohltuend sein kann, lindernd bei Beschwerden, aber eben vielleicht auch hinderlich, wenn es um das Tempo bei einer Befruchtung geht. Das zeigen einige Tierversuche, was als Methode allerdings genauso wenig abschließend für echte Klärung sorgt wie kurze Studien über neuartige Impfstoffe mit wenigen Probanden.
Aktuelle Studienlage zu Cannabis und Unfruchtbarkeit
Wenn rund um Hormone oder sogar eine Hodenatrophie Cannabis als verdächtig indiziert wird, sollte man genau hinschauen – wie bei den meisten anderen Risiken betreffen solche Probleme nämlich fast immer sehr junge User mit geradezu extremen Konsumgewohnheiten! Dänische Forscher zeigten etwa, dass die Anzahl an Spermien durch die Einnahme von THC um bis zu einem Drittel zurückgehen kann. Es gibt Vergleichsanalysen von Datensätzen rund um die Lebensfähigkeit vom Samen des Mannes und Hinweise auf gelegentliche Anomalien in der Form dieser Körperflüssigkeit. Es lässt sich aber kein nachteiliger Einfluss auf die DNA nachweisen oder gar ein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten durch an der vorherigen Befruchtung beteiligtem THC-Sperma.
Schwierig wird es wohl bei sehr hoher Dosierung. Die erwähnte dänische Untersuchung befasste sich etwa mit Männern, die bis zu 20 Joints am Tag rauchen und wohl kaum als durchschnittliche User zu werten sind. Genussmittel sind bei einer Empfehlung als Aphrodisiakum kein Aufruf zur Betäubung, sondern bleiben stets Stimulanzien, die anregen sollen und öffnen, was übrigens die vielen sehr positiven Studien über Cannabis für eine bessere weibliche Sexualität bestätigen. Obwohl es natürlich viele Unterschiede gibt zwischen den Geschlechtern, sollte Hanf für Männer deren Lust eher keineswegs massiv absenken wie umgekehrt Frauen viel empfänglicher machen, sonst hätte die Evolution das Wechselspiel von Botanik und Mensch wohl kaum derart erfolgreich in Szene gesetzt.
Gegenwärtig ist die Forschung deshalb kaum aussagekräftig und die meisten Studien zur Fruchtbarkeit von den Herren der Schöpfung mit Grastüte statt Bier nach Feierabend experimentieren lediglich am Körper von Tieren. Da es keine echte Gesamteinschätzung gibt und vorerst nur recht widersprüchliche Grundlagenforschung ohne ausreichend empirische Daten, gilt auch in der Hose vom echten Mann bei Cannabis Vorsicht statt Panik.
Wer aber vor dem Akt dicke Eimer raucht, am besten schon seit Jahren mit den stärksten Hanfsorten und besonders viel THC, sollte sich über Schwierigkeiten beim Zeugen von Kindern allerdings nicht wundern. Zwar ist Marihuana kein Viagra und wird bei den erwähnten 20 Joints wahrscheinlich weniger riskant sein für den Kinderwunsch als umgekehrt 20 blaue Potenzpillen auf Ex für die Schwellkörper, doch wie beim Entspannen oder Lindern von Beschwerden wirken Cannabinoide besonders gut, wenn sie umsichtig dosiert bleiben.
Welchen Einfluss haben einzelne Cannabinoide wie CBD und THC auf den Zeugungsprozess?
Im Gegensatz zum Rausch durch Tetrahydrocannabinol (THC) wirken unzählige Wirkstoffe der Hanfpflanze nicht psychoaktiv und können den Organismus stattdessen oft wohltuend aktivieren. So finden sich diverse Studien zu CBD und männlicher Zeugungskraft mit positivem Tenor, werden dann aber in der Berichterstattung gerne verdreht, in dem auf angeblich zu hohe THC-Anteile im legal verkauften Cannabis ohne Rausch verwiesen ist. Schrumpfende Hoden und einen aus der Balance geratenen Hormonspiegel wünscht sich niemand.
Leider wird immer noch sehr unwissenschaftlich zum Hanf berichtet, der aus politischen Gründen viele Jahrzehnte als ein beliebtes, leicht zu konstruierendes Feindbild zur Schikane von Konsumenten herhalten musste. Also bauscht man eigentlich unerhebliche Nebenwirkungen zur grundsätzlichen Gefahr auf, unterschlägt alle gegenteiligen Analysen und stellt Cannabinoide wie auch der neue WHO Report ohne weitere Begründung direkt in den Giftschrank mit Killern wie Alkohol und Tabak. CBD wie THC jedenfalls dürften zwischen Prostata und Hodensack recht ähnlich wirken und die Forschung ist gefordert, damit endlich echte Aufklärung gerade auch für Paare mit der Hoffnung auf Nachwuchs zur Verfügung steht.
Ehrlichkeit und Fairness gebieten das Eingeständnis, dass wir zu Cannabis und männlicher Fruchtbarkeit schlicht noch zu wenig wissen. Es gibt keine Hinweise auf massive Schäden wie umgekehrt massive Vorteile beim Zeugen von Babys. So scheint es im Moment die beste Empfehlung, für eine Weile einfach auf Hanf zu verzichten und sich den Joint erst wieder anzuzünden, wenn die Katze sozusagen im Sack ist. Zugleich empfiehlt sich wie immer ein primär umsichtiger Konsum, egal ob vor dem Beischlaf oder ganz allgemein, schließlich mag unser Organismus einen maßvollen Umgang mit psychoaktiven Substanzen garantiert viel mehr als ständig den totalen Exzess.