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Auch in der sogenannten westlichen Welt ist die alte fernöstliche, also die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), vielen Menschen ein Begriff. Meist verbinden wir TCM mit einer fachlichen Orientierung von Heilpraktikern oder alternativmedizinisch ausgerichteten Ärzten. Wenn man danach fragt, was denn wohl eine Methode der Traditionellen Chinesischen Medizin sei, wird die Antwort mit hoher Wahrscheinlichkeit Akupunktur lauten und der eine oder andere wird eventuell noch Thai Chi oder Qigong assoziieren. Beides ist richtig und gehört zu einem Jahrtausende alten ganzheitlichen System, welches das Erreichen der Harmonie im Körper zum Ziel hat, und die Balance zwischen ihm und dem Geist.
Cannabis und TCM
Die Traditionelle Chinesische Medizin wurde über einen Zeitraum von mehreren tausend Jahren entwickelt und zahlreiche Pflanzen fanden als Arzneimittel in der Heilkunde Verwendung. Neben Reishi-Pilzen, Ginseng und vielen anderen wurde auch Cannabis vielseitig eingesetzt, es ist in der TCM als eines der 50 grundlegenden Kräuter bekannt.
Cannabis bringt männliche und weibliche Pflanzen hervor, somit besitzt es laut taoistischer Lehre Yin und Yang Energien, da die weibliche Pflanze aber höher geschätzt wurde, wird Hanf oft als Yin-Pflanze betrachtet. In der Behandlung von Krankheiten werden vor allem Hanfsamen (Huo Ma Ren) eingesetzt, aber grundsätzlich wurden all Teile der Pflanze verwendet.
Was wurde behandelt?
Es existieren Aufzeichnungen der TCM, welche lange vor unserer Zeitrechnung entstanden sind. Darin ist die vielseitige medizinische Verwendung von Hanf zum Beispiel bei Übelkeit oder der Behandlung von Schmerzen, Krämpfen oder Bluthochdruck dokumentiert.
Übelkeit und Schmerzen sind Symptome, die bei vielen Krankheiten eine Rolle spielen, daher ist es leicht sich vorzustellen, dass Cannabis bei vielerlei Diagnosen zum Einsatz kam. Als Beruhigungs-, aber auch als Abführmittel gegen Verstopfung war es populär, darüber hinaus konnte es bei Migräne, Mittelohrentzündungen oder sogar Verbrennungen verabreicht werden.
Darreichungsformen
So umfangreich das Wirkungsspektrum und die Einsatzmöglichkeiten, genauso unterschiedlich sind die Formen, in denen Cannabis eingesetzt werden kann. Zerkleinert, gemischt mit Wasser, Honig oder anderen Flüssigkeiten, als Mixtur mit anderen Kräutern, als Teeaufguss oder als Salbe zur äußerlichen Anwendung, schon seit Jahrtausenden ist die Liste der Einsatzmöglichkeiten lang.
Cannabis und TCM heute
Vielleicht auch durch weltweite Verbote und gesellschaftliche Ächtung bedingt liegt das Hauptaugenmerk, was Cannabis in der Traditionellen Chinesischen Medizin anbelangt, heute auf den Hanfsamen. Das ist zwar schade, dennoch steckt auch in den Samen jede Menge gesundheitsförderndes Potenzial, sodass sie gern auch als Nahrungsergänzung konsumiert werden. Sie sind reich an essenziellen Fettsäuren, Vitaminen und Mineralien. Die kleinen Kerne sind Proteinbomben und eine natürliche Quelle für Vitamin A, B1, B2, B3, B6, B9, C, D und E, sowie Antioxidantien, Eisen, Calcium, Kalium, Phosphor und Magnesium. Und es sind damit noch nicht alle bioaktiven Substanzen genannt, die in den Cannabis Samen enthalten sind.
Und doch…
Natürlich ist es schön, dass uns auch heute noch die TCM zur Verfügung steht. Doch sehr bedauerlich ist, dass nicht alle Erkenntnisse über die Heilkunst genutzt werden dürfen, die in der chinesischen, aber auch der Volksmedizin anderer Kulturen, gemacht wurden und über Jahrhunderte und Jahrtausende bewährt eingesetzt wurde. Die Methoden und Anwendungen wurden durch lange Erfahrung entwickelt, Rezepturen verbessert, und sie wurden zum menschlichen Wohl meist ohne Interesse an Profit eingesetzt. Diese Tatsachen sollten uns Aussagen über eine vermeintlich schlechte Studienlage bezüglich der Wirksamkeit von Cannabis bei unterschiedlichen Krankheitsbildern hinterfragen lassen. Wenn tausende Jahre dokumentierter Behandlungserfolge keine Beweiskraft haben, was dann?