Cannabis kann bei vielen Krankheiten helfen. Um einen ersten Überblick über die Anwendungsgebiete zu erhalten, folgen hier einige Krankheiten, bei denen Cannabis bereits Anwendung findet.
- Neurologische Diagnosen: Multiple Sklerose, Epilepsie, Spastik, Bandscheibenvorfall, Paraplegie, Tetraplegie, Tourette-Syndrom, Polyneuropathie, Myopathie
- Psychische Diagnosen: Depression, Schlafstörung, Angstdepression, Zyklothymie, Alkoholismus, Opiat-Sucht
- Schmerzen: Migräne, Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen, Polyarthritis, Magenschmerzen, Menstruationsschmerzen, Morbus Bechterew, Skoliose
- Infektionen: HIV, Hepatitis C, Chronische Bronchitis, Post-Polio-Syndrom
- Weitere Diagnosen: Asthma, Neurodermitis, chronische myeloische Leukämie, Glaukom, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Krebs
In Deutschland leiden ungefähr eine Million Menschen an dieser Erkrankung der Nervenbahnen. Laut Professor Dr. Andreas Zimmer vom Life&Brain-Zentrum an der Universität Bonn sprechen diese Patienten auf die meisten gebräuchlichen Schmerzmittel und auch oft selbst auf Opiate nicht an.
Bei der Polyneuropathie sind die peripheren Nervenbahnen geschädigt. Es fehlt die Myelin-Ummantelung. Um das an einem Vergleich zu erläutern: Man stelle sich vor, die Nervenbahnen wären ein Stromkabel, dann wäre die Myelinschicht, die im Falle der Polyneuropathie geschädigt ist, die Isolierung. Ohne Isolierung kommt es zu Kurzschlüssen und im Falle der Nervenbahnen zu Schmerzen oder anderen Defiziten. Periphere Nervenbahnen sind im Unterschied zu Zentralen Nervensystem nicht Rückenmark oder Gehirn zugehörig. Gehirn und Rückenmark sind durch die Blut-Hirn-Schranke und Knochen vor den Ursachen der Polyneuropathie geschützt.
Häufige Ursachen für Polyneuropathie
- Diabetes
- Infektionskrankheiten: Mononukleose, Ehrlichiose,
Typhus, Diphtherie, HIV, Lues, Lyme-Borreliose - exzessiver Alkoholkonsum über einen längeren Zeitraum
- Vergiftungen inklusive multiplen Substanzkonsum
- Tumore (Krebserkrankung)
- Erkrankungen des Immunsystems
- Nierenerkrankungen
Polyneuropathie ist für die Erkrankten kein Zuckerschlecken. Viele haben unerträgliche Schmerzen in den Extremitäten. Cannabis kann gegen diese Schmerzen helfen. Cannabis dockt abgesehen von der bekannten Andockstelle des CB1 Rezeptors, der für die mild halluzinogene Wirkung verantwortlich ist, auch an dem bisher wenig bekannten CB2 Rezeptor an. Im Tierversuch wurde festgestellt, dass der CB2 Rezeptor entzündungshemmend wirkt, indem es die Interferon-Gamma Produktion hemmt. Interferon-Gamma ist ein körpereigener Botenstoff, der Entzündungsreaktionen verstärkt.
Wer also akut an Polyneuropathie erkrankt ist, dem seien hier zwei Kontaktadressen genannt.
Dr. Ildikó Rácz
Institut für Molekulare Psychiatrie der Universität Bonn
Telefon: 0228/6885-316
E-Mail: iracz@uni-bonn.de
Professor Dr. Andreas Zimmer
Telefon: 0228/6885-300
E-Mail: neuro@uni-bonn.de