Wir hören ständig davon, dass Cannabis als gefährliche Einstiegsdroge gelten soll. Wer Cannabis konsumiert, wird demnach höchstwahrscheinlich auch auf härtere Drogen zurückgreifen. Der soziale Abstieg beginnt also bereits mit dem Konsum von Cannabis, so zumindest wird es der Gesellschaft seit vielen Jahren übermittelt. Klar ist auch, dass diese vermeintliche Tatsache viele davor zurückschrecken lässt und mittlerweile auch kein anderes Bild mehr zulässt.
Doch drehen wir den Spieß einmal um und betrachten die Abhängigkeit von wirklichen Drogen bei einem Umstieg auf Cannabis. Stellen wir uns die Frage, ob ein Drogenentzug durch Cannabis erleichtert werden könnte, und in vielen Fällen überhaupt möglich sein kann. Wir wissen, dass viele Abhängige nach einem Entzug wieder rückfällig werden. Liegt es also an fehlenden Alternativen?
Alternative zum Drogenkonsum – Cannabis?
Mit der Sucht und Abhängigkeit von einer Droge beginnt meist der soziale Abstieg. Mit diesen Worten eröffnet der Allgemeinmediziner und Drogentherapeut aus Wien, Dr. med. Kurt Blaas, viele seiner Reden. Viele von euch werden mit dem Namen bereits vertraut sein, denn schließlich war er es, der die Cannabismedizin in Österreich einführte. Er gründete später die ARGE CAM, eine Interessengemeinschaft für Juristen, Patienten, Mediziner und Akademiker, welche daran interessiert waren, Hanf in die Medizin einzuführen. Der Arzt und Drogentherapeut ist für Cannabis als Medizin in Österreich eine wirkliche Persönlichkeit geworden und viele seiner Patienten erfuhren, dank ihm, höchste Therapie-Erfolge.
So fand er schließlich auch Gehör, als er von Cannabis als Ausstiegsdroge sprach. Er zerlegte die Propagandamärchen, dass nach dem Vietnamkrieg viele ehemalige Soldaten aufgrund von Cannabis heroinabhängig wurden. Dr. Kurt Blaas äußerte sich mit klaren Worten gegenüber den Lügenmärchen und sprach von Cannabis als Ausstiegsdroge. Aber wie kann das sein? Ist wirklich genau das Gegenteil von Cannabis als Einstiegsdroge der Fall? Immerhin wissen wir zwar, dass Cannabis keine Einstiegsdroge ist, aber geht das doch noch viel weiter?
Dr. Blaas hatte ein wirklich anschauliches Beispiel genannt und damit die Drogenabhängigkeit sehr deutlich und einfach beschrieben. Es sei demnach wie eine Fahrt mit einem Zug. In Zukunft kommen Menschen aus unterschiedlichsten Gründen dazu, auf einen gefährlichen Zug aufzuspringen. Die meisten von ihnen möchten eines Tages wieder aussteigen, doch der Zug fährt bereits und es ist schier unmöglich, wenn nicht sogar lebensgefährlich, einfach so von diesem wieder abzuspringen. Dr. Blaas veranschaulicht das typische Drogenproblem dabei mit Heroin. Diese Substanz ist eine sehr gefährliche und tödliche Droge, denn sie macht nicht nur psychisch, sondern auch extrem körperlich abhängig.
Die Veranlagung zu einer Sucht wird ebenfalls häufig unterschätzt und doch schlummert sie in jedem von uns. Größtenteils braucht es nicht sehr viel, um sie zu aktivieren und ich möchte an dieser Stelle behaupten, dass jeder Mensch von etwas psychisch oder körperlich abhängig ist. Klassischerweise fällt einem der normale Zigarettenkonsum ein, aber auch Kaffee und ja sogar Schokolade können abhängig machen. Und wenn wir nun bedenken, wie schwer es manchen fällt, auf den morgendlichen Kaffee zu verzichten, so können wir uns die 100-fach schlimmere Sucht bei Heroin ausmalen.
Der Entzug bei Kaffee ist natürlich nicht zu vergleichen mit einem Heroinentzug. Während ein Kaffeeentzug höchstens Müdigkeit und vielleicht Kopfschmerzen während der ersten Tage mit sich bringt, so sind die Folgen bei Heroin deutlich schlimmer und sogar lebensgefährlich. Die körperliche Abhängigkeit bedeutet nämlich hier, dass der Körper tatsächlich nicht mehr ohne Heroin auskommen kann. Eine Ersatzdroge muss also her, damit das Suchtzentrum befriedigt werden kann.
Ausstiegsdroge Methadon gegen Cannabis
Laut Dr. Blaas ist Cannabis ein Stoff, mit dem sich Suchtkrankheiten häufig behandeln lassen. Warum? Cannabis verursacht bekanntlich keine organischen oder psychischen Schäden, es lässt ein geregeltes Leben zu. Spricht der Patient auf Cannabis an, so könnte dieses ein geeignetes Substitutionsmittel sein. Laut Blaas sprechen dabei sehr viele Patienten auf Cannabis an. Bei einem normalen Entzug von Heroin wird häufig das Substitutionsmittel Methadon angewendet, welches die Suchtzentren befriedigen soll und auch tut. Jetzt solltest du aber verstehen, dass Methadon ein viel schlimmeres Suchtmittel ist als Heroin und ebenso abhängig macht. Doch warum wird es dann verschrieben, wenn es doch noch schlimmer ist?
Der Unterschied zwischen Heroin und Methadon liegt im Rausch. Methadon ist zwar im Hinblick auf Abhängigkeit und körperlicher Schäden viel schlimmer, es löst allerdings keinen typischen Rausch mehr aus. Somit sitzt der Patient bei einem solchen Entzug immer noch im Zug der Abhängigkeit, nur mit dem Unterschied, dass ihm das klar ist. Wer einmal heroinabhängig ist und einen derartigen Entzug mit sich machen lässt, der wird nie wirklich geheilt. Vielleicht verbessern sich die sozialen Umstände, denn Heroin ist teuer und lässt kein soziales Leben mehr zu. Methadon macht dies zwar möglich, der körperliche und geistige Zerfall geht aber weiter.
Und weil viele Junkies das letztlich wissen, wird die erstbeste Gelegenheit für einen Heroinrausch wieder wahrgenommen. Mehr oder weniger verständlich. Nun muss endlich eine Möglichkeit für einen kompletten und nicht tödlichen Ausstieg geschaffen werden. Wenn man einen Ausstieg mit Methadon rechtfertigen kann, warum kann man dann den Ausstieg mit Cannabis nicht rechtfertigen? Immerhin hat der Patient dadurch die Möglichkeit, dem körperlichen und geistigen Zerfall zu entkommen. Und noch etwas: Für Cannabis gibt es keine tödliche Dosierung und wird normalerweise von allen Patienten sehr gut vertragen. Und auch die Frage, ob die Wirkung, also die Beruhigung auf das Suchtzentrum, bei Methadon und Cannabis die gleichen sind, kann definitiv mit Ja beantwortet werden. Auch Cannabis hat eine beruhigende Wirkung auf das Verlangen und unser Suchtzentrum.
Die Lösungsansätze zur Behebung einer schweren Drogensucht mit entsprechenden Suchtproblemen sind also belegt und würden sehr vielen Menschen aus der gefährlichen Drogensucht helfen. Ferner könnte Cannabis aber auch bei Alkoholkranken eingesetzt werden, denn auch hier verspricht sich Blaas große Erfolge. Wir müssen endlich damit aufhören, Cannabis als Einstiegsdroge wahrzunehmen und die vielen Möglichkeiten betrachten, die uns dieses liefern kann.